Sehbehinderung, Erblindung und Blindheit
2022, Graukaue 1
Ausnahmezustand
https://graukaue.ruhr/gk036/
Meike Zerbach ist nach ein paar Jahrzehnten mit einem normalen Sehvermögen erblindet. Ihren Beruf als Physiotherapeutin übt sie weiterhin aus. Aber zusätzlich dazu bietet sie nun Blindenschrift-Kurse an.
Einfahrt
https://graukaue.ruhr/gk036/#kapitel1
Kauenwärter:[0:00] Glück auf, dieses Graukauer eins, Ausnahmezustand. Episode GK 36 mit Maike Zerbach,
Podcast, das Video und die Sendungsnotizen befinden sich auf Graukaue Punkt Ruhr Schrägstrich GK null drei sechs.
Hängen!
https://graukaue.ruhr/gk036/#kapitel2
EinschlagweckerMichael Holtkamp:
[0:22] Tach Leute. Bevor es losgeht, möchte ich euch,
Darauf hinweisen, dass in Zukunft viele meiner Episoden nicht nur als reiner Audio-Podcast erscheinen werden, sondern auch als Video.
Ich weiß noch nicht, ob es alle Episoden sein werden, aber es werden sicherlich viele, wenn nicht sogar die meisten sein. Dazu habe ich einen YouTube-Kanal eingerichtet, der natürlich den Titel Graukauer trägt.
Erreichen könnt ihr diesen Kanal über Graukauer Punkt,
indem ihr bei YouTube nach Graukaue sucht.
Videos werdet ihr natürlich auch alle auf meiner Webseite finden, also auf Graukauer Punkt Ruhr, dann jeweils bei den,
Episoden.
[1:13] Ja, damit zu meinem heutigen Gast. Ich.
Habe mit Michael Zerbach gesprochen,
Maike und ich, wir haben uns vor jetzt fast drei Jahren kennengelernt, als wir beide an einem sogenannten Orientierungs- und Mobilitätstraining für Blinde und Sehbehinderte teilgenommen haben.
Das war 2019 und wurde veranstaltet vom Iris Hamburg,
In der ersten Woche hat es in Timmendorfer Strand in Schleswig-Holstein, also an der Ostseeküste und in der zweiten Woche in Hamburg Ohlsdorf stattgefunden. Die erste Woche.
War ähm,
Training in der Kleinstadt. Ähm da ging es um viele Grundlagen. In der zweiten Woche,
War es dann in Hamburg, um eben die Orientierung und die Mobilität in der Großstadt zu trainieren?
[2:21] Und na ja, ich ähm ich äh Maike und ich sind in Kontakt geblieben,
und ich hatte sie eingeladen, weil wir,
so einiges haben, worüber wir uns austauschen können. Ähm ich selber habe eine Sehbehinderung und bin gesetzlich blind, aber ich habe noch einen Seerest. Meike hingegen,
ist vollblind, war das auch schon vor drei Jahren bei dem Training, allerdings hat sie ein paar Jahrzehnte lang normal gesehen und ist dann erst spät erblindet während ich,
mein praktisch schon mein ganzes Leben diese Sehbehinderung habe.
Ja und ähm beruflich sind wir auch in der in einer ähnlichen Situation. Meike ist eigentlich Physiotherapeutin.
Hat jetzt aber angefangen Teil selbst selbstständig zu arbeiten und zwar hat sie.
Im Frühling dieses Jahres einen Punktschriftkurs in Wernigerode im Harz angeboten und möchte das wohl auch weitermachen.
Und ja, wir wir es waren es war ein langes Gespräch. Äh wir hatten da so einige Themen.
Über die wir sprechen konnten. Ich hoffe, euch bereitet das Gespräch so viel Freude, wie es mir bereitet hat. Also, Maike Zerbach und meine Wenigkeit.
Soulplatten
Abbau
https://graukaue.ruhr/gk036/#kapitel3
EinschlagweckerMichael Holtkamp:
[4:24] Okay, das heißt, du bist gestern mit dem Zug von Hannover nach Köln gefahren. Ja. Hattest du eine durchgehende Verbindung.
Meike Zerbach:
[4:33] Ich hatte mir extra ein IC gebucht, damit ich durchgehend fahren kann, weil ich mir dachte, gerade mit dem 9 Euro Ticket äh die Regionalzüge sind momentan dermaßen überfüllt und du kriegst ja auch gar nicht die Garantie, dass sie dich mitnehmen.
Habe gedacht, dann buche ich mir mal einen IC.
Michael Holtkamp:
[4:48] Du hast keine Garantie, dass die Regionalzüge dich mitnehmen.
Meike Zerbach:
[4:51] Wenn sie voll sind. Es manchmal sind sie momentan wirklich so voll, ich bin jetzt vor 14 Tagen nach Hamburg gefahren,
Vater hatte eine Feier gegeben dort äh oben auf Fehmarn und ähm,
die Türen äh die die Bahn die waren so voll, dass immer wieder eine Durchsage kam bitte die Türen freigeben ansonsten können wir nicht losfahren,
Und äh manchmal sind die Züge wirklich so voll
dass die halt von der Bahn sagen, es darf keiner mehr einsteigen. Die Sicherheit der Leute ist nicht mehr gewährleistet. Also es wird wirklich im Netz,
gewarnt, dass bei stark frequentierten Strecken ähm eine Mitnahmegarantie nicht mehr gegeben ist.
Michael Holtkamp:
[5:25] Das habe ich noch nicht erlebt. Ich habe das nur einmal erlebt, dass ich,
Ähm da bin ich mit meinem Vater hier vom Ruhrgebiet ins Allgäu gefahren und es gab damals, vielleicht gibt’s die immer noch eine Verbindung von,
Essen, ich weiß nicht, wo der ursprünglich herkommt, aber der der fährt über Essen und dann.
Äh über Frankfurt, Stuttgart,
Ulm bis nach Obersdorf. Ich glaube, ab Ulm war das dann Regionalexpress, also war immer noch der gleiche Zug, ne? Es waren die typischen IC-Züge.
Und,
Wir konnten also von Essen bis Fischen, da sind wir dann hingefahren,
in der Nähe in Obermeiselstein haben wir früher oft Urlaub gemacht, haben meine Eltern machen da immer noch,
Regelmäßig oder oft Urlaub und ähm wir wollten,
Wir wollten also ins Allgäu fahren, dann gäbe’s gab’s irgendwie massive Probleme und wir mussten mehrfach den Zug wechseln und ich glaube, dass
In, in Bonn Siegburg mussten wir aus dem Zug raus, weil der einen Motorschaden hatte. Da mussten wir ein paar mal umsteigen, unter anderem in Frankfurt am Frankfurt Flughafen Fernbahnhof,
Und dann wollten wir rein in eine in den ICE,
Sitzplätze, freie Sitzplätze gab es nicht mehr. Wir standen dann da irgendwo im Gang rum. Aber der Zug war gerappelt voll.
[6:52] Auch die Gänge und wir waren aber schon drin,
und das Zugpersonal hat dann gesagt, wir fahren nicht los bis äh einige Leute ausgestiegen sind mit so vielen Leuten können wir nicht fahren, weil ich glaube die kamen auch einfach gar nicht mehr.
Meike Zerbach:
[7:04] Mhm. Weil ich glaube, die kamen auch einfach gar nicht mehr.
Michael Holtkamp:
[7:07] Und wir sind dann tatsächlich wir beide sind dann tatsächlich ausgestiegen. Ja dann ging’s weiter. Es war so eine kleine Odyssee.
Meike Zerbach:
[7:16] Ja und dieses Problem hast du momentan halt auch durch das neun-Euro-Ticket fahren dermaßen viele Leute mit der Bahn und da habe ich mir gedacht, ich buche mir einen IC und äh fahre dann mit dem IC, der fährt von Hannover aus nach Köln auch durch und äh
Mittlerweile mache ich das gerne, dass ich mir doch für die Bahnhöfe eine Umsteigebegleitung bestelle. Ähm,
weil einfach für den Fall, ähm ich meine grad in Hannover ich finde die Gleise selber
Ich find’s auch toll, dass ich sie alleine finden kann, ähm aber für den Fall, dass die Bahn mal Verspätung hat oder ein Zug ausfällt,
Organisiert die Umsteigebegleitung die Weiterfahrt.
Auf dem Rückweg, da kam ich aus Leverkusen und bin mit den Regionalbahnen gefahren und jede Bahn hatte Verspätung.
In der ich saß und so hatte ich immer den Anschlusszug verpasst. Und äh dann kommt man bei dem Bahnhof an, dann kommt direkt jemand von der Bahn,
Fragt dann gleich Frau Zerbach, ja, ihre Bahn ist weg. Wo ich so dachte, ja, das weiß ich. Ähm ich habe schon mal geguckt. Wir können jetzt zu dem und dem gleich gehen und da wartet der nächste Zug. Dann rufe ich bei dem nächsten Bahnhof an, melde sie an und dann helfen sie in meinem Umsteigen.
[8:25] Und das hatte ich dann,
dreimal, jedes Mal hat er meine Bahn wieder Verspätung und als ich dann in Osnabrück ankam, da sagte die ähm ja ihre Bahn ist weg sagte, ja das das weiß ich wieder. Äh sagt sie, ja der nächste Regionalexpress, der fährt erst in anderthalb Stunden.
Und das war schon abends. Da habe ich gedacht, oh, das wird jetzt echt sehr, sehr spät und dann meinte sie, ähm
Es kommt aber in 20 Minuten ein ICE. Ich frage den Zugbegleiter, ob er sie kostenlos mit.
[8:51] Durfte ich mit dem ICE nach Hannover fahren und war noch zehn Minuten eher in Hannover als mit dem Regionalexpress.
Und da habe ich gedacht, okay,
den Service, den nehme ich gerne an. Das ist doch ein deutlich entspannteres Reisen und ich finde einfach, das Leben, das bietet mehr Herausforderungen, als dass ich mich da auf den fremden Bahnhöfen mit ganzen Gleisen,
Sortieren muss, organisieren muss, zurechtfinden muss und von daher nehme ich das gerne.
Michael Holtkamp:
[9:16] Das kann anstrengend sein. Ich hatte,
Das habe ich, also ich habe eine Umstiegshilfe noch nie in Anspruch genommen. Aber ich hatte vor einiger Zeit,
Als ich noch kein Smartphone hatte oder als es noch keine Smartphones gab da musste ich, wenn ich mit der Bahn irgendwohin gefahren bin, vorher am PC mir die Verbindung raussuchen, habe mir dann oft auch schon Alternativverbindungen,
Rausgesucht oder wenn ich sagen wir mal ich musste vielleicht,
mal umsteigen, dann habe ich auch geguckt, falls mein erster Zug Verspätung hat.
Ähm was sind meine Alternativenverbindungen dann von dem Umstiegsbahnhof zu meinem Zielbahnhof und und und aber ich konnte natürlich nie du kannst ja nie alle Möglichkeiten abdecken und manchmal stehst du dann da, dein Zug hatte Verspätung oder ein Zug fällt aus, was auch,
und plötzlich musste improvisieren und improvisieren ist schwer, wenn du nicht an Informationen rankommst. Manchmal bist du an Bahnhöfen, die haben auch keinen,
Wie heißen dieser nicht Servicepoint glaube ich.
Meike Zerbach:
[10:16] Mhm, mhm.
Michael Holtkamp:
[10:17] Kannst also auch nicht wirklich Bahnmitarbeiter fragen.
Und das ist jetzt mit einem Smartphone ist das nicht mehr so das Problem. Da kann ich selber eigenständig, kann ich übern DB-Navigator oder eine andere App ähm kann ich kann ich nachschlagen, wie ich am besten weiterfahre,
aber damals war es tatsächlich anstrengend. Und wenn du die,
Gut, also um die Umstiegshilfe zu buchen, kontaktierst du diese den Mobilitätsservice.
Meike Zerbach:
[10:45] Genau, der Mobilitätsservice der Bahn, da rufst du in äh in Berlin an,
Ich war es allerdings in Hannover und hatte mir da einfach noch eine kostenlose Sitzplatzreservierung, die man mit dem Schwerbehindertenausweis dann auch bekommt, da gebucht und dann hat die gleich für mich dann auch die Umstiegshilfe mit beantragt.
Aber im Prinzip geht’s ja auch schon los ein fremder Bahnhof den man nicht kennt ist nicht sehend
einfach schwer einzuschätzen und man weiß ja auch vorher nie, gibt es da vielleicht auch gerade Umbaumaßnahmen? Ist da irgendwo eine Baustelle? Gibt es wirklich Leitlinien? Finde ich die Treppe? Ähm
Wie sind die Gleise aufgebaut? Manche sind ja auch äh etwas durcheinander in Uelzen zum Beispiel. Da gibt es dann Gleis dreihundertfünf
und 5hundertzwei glaube ich oder so etwas, äh im Endeffekt so viele Gleise hat dieser Bahnhof ja gar nicht. Der hat ja, ich weiß gar nicht, ob da
5 Gleise hat sechs Gleise, aber sie sind halt schon sehr wild durcheinander. Auch in Lehrte gibt es Gleis eins, zwei, drei, elf, 12 und vierzehn.
Michael Holtkamp:
[11:45] Ja, das gibt’s manchmal und das ist ist ähm,
Hier der der Stadtteilbahnhof hier in Herwist, der hat nur einen Bahnsteig mit zwei Gleisen, aber das sind die Gleise 51 und zwei5und,
Es sollte wahrscheinlich historische Gründe, weil früher war das ein größerer Knotenpunkt in erster Linie für den Güterverkehr, weil,
direkt am Rand der äh des Zechengeländes.
Und wahrscheinlich hat das irgendwie damit zu tun und da ist es jetzt nicht wirklich verwirrend, weil es sind eben nur die beiden Gleisern im einen Bahnsteig, aber ich kenne das auch von ich glaube in Frankfurt war ich,
und bin ähm zu einem S-Bahnhof gefahren, der sich in der Nähe von dem,
von dem Waldstadion oder ich glaube Commerzbank Arena könnte die jetzt heißen,
also ein bisschen außerhalb der Stadt,
und die haben die hatten auch irgendwie sowas wie eins, zwei, drei und 7undfünfzig oder so. Keine Ahnung warum, aber das gibt.
Meike Zerbach:
[12:40] Nicht sehen ist es dann sehr sehr schwierig. Und da ist diesen Umsteigerservice gibt,
Habe ich mir jetzt auch gedacht, das Leben, das bietet so viele Herausforderungen. Ich muss hier nicht alle annehmen und in manchen Dingen fange ich langsam an, auch mal bequemer zu werden und ja mich dann einfach da begleiten zu lassen.
Michael Holtkamp:
[12:58] Und wenn du die Dienste des Mobilitätsservices in Anspruch nimmst, ich blende das mal eben hier ein. Das ist die Webseite.
Der Mobilitätsservicezentrale, das ist MSZ Minus Bahn Punkt DE,
Da gibt’s irgendwie, wie gesagt, ich hab’s noch nie genutzt, aber hier gibt’s scheinbar ein Formular, das man ausfüllen.
Kann und dann kann man das alles online.
Aber hier unten ist auch noch eine Telefonnummer aufgeführt, eine Faxnummer und eine E-Mail-Adresse.
Meike Zerbach:
[13:28] Mhm.
Michael Holtkamp:
[13:29] Du hast gesagt, du rufst da an.
Meike Zerbach:
[13:30] Ich rufe da immer an. Ich habe auch beim ersten Mal angerufen, ich habe mich nie
ähm online angemeldet, sondern die Fragen dann halt nach den Merkzeichen. Also da ist dann meine Handynummer, ist da hinterlegt, meine E-Mail-Adresse ist hinterlegt und äh auch mein Merkzeichen BL,
Und von daher ähm man kann aber nicht nur mit Defiziten diesen Mobilitätsservice in Anspruch nehmen, sondern jeder. Es gibt ja auch Menschen, die haben
einfach Angst
Vor großen Bahnhöfen oder machen sich einfach Sorgen, ob sie denn den nächsten Zug kriegen. Also im Endeffekt darf jeder diesen kostenlosen Umstiegsservice in Anspruch nehmen. Die haben natürlich nicht ähm,
unzählige Personal,
Mitarbeiter da, sondern äh das ist dann schon begrenzt und das kann dann auch passieren, dass sie es ablehnen müssen, weil sie nicht genügend Personal haben, aber es darf jeder diesen Service in Anspruch nehmen.
Michael Holtkamp:
[14:24] Ja, vielleicht werde ich den mal testen, aber ich habe das Gefühl, im Moment besteht nicht so wirklich die die Notwendigkeit bei mir. Ähm.
Ich habe auch das Gefühl, dass es dann irgendwie eine Sache mehr, über die ich nachdenken muss. Habe meinen Zug schon Verspätung und dann muss ich irgendwie noch einen Servicemitarbeiter am Bahnhof finden und bisher komme ich irgendwie klar ähm.
Meike Zerbach:
[14:46] Eher aber die kommen ja schon zum ersten Zug hin. Also wenn ich in Hannover mit der S-Bahn ankomme, dann kommen Sie direkt an die S-Bahn. Man sagt halt, ob man im vorderen mittleren oder hinteren Bereich ankommt
Und gestern war’s dann so, dann fragte mich die Dame Frau, sind sie gut zu Fuß? Können sie gut Treppe laufen? In vier Minuten fährt ein ICE, ihr IC.
Hat jetzt 35 Minuten Verspätung.
Und wenn sie gut zu Fuß sind, in vier Minuten, wir kriegen den ICE, dann setze ich sie da rein. Und da sind wir schnell die Treppe runtergelaufen, mussten dann zwei Gleise weiter,
die Treppe hochgesprintet, der ICE fuhr ein, sie hat mich reingesetzt und ich bin losgefahren,
von daher, die sorgen einfach auch dafür, dass man die möglichst also die schnellstmögliche Verbindung bekommt.
Im Endeffekt ist gestern schlecht gelaufen. Es gab erst einen Böschungsbrand, sodass wir eine halbe Stunde auf der Strecke standen. Dann konnten sich die die Züge konnten nicht getrennt werden. Äh da haben wir nochmal eine halbe Stunde gestanden.
Da musste ich dann doch in Dortmund aussteigen,
Im Endeffekt nochmal eine Viertelstunde auf meinen IC warten, in denen ich normalerweise in Hannover eingestiegen wäre.
Eine Dreiviertelstunde Verspätung hatte,
und dann habe ich den gekriegt und bin also mit dem IC.
Eigentlich geplant hatte loszufahren, bin ich im Endeffekt in Köln angekommen.
Michael Holtkamp:
[16:00] Ich dachte, ich hätte inzwischen so ziemlich alles mal miterlebt, was es mitzuerleben gibt, so an an Ursachen für für Verspätung und Zwischenfälle, aber einen Böschungsbrand hatte ich, glaube ich, noch nicht.
Meike Zerbach:
[16:11] Ich glaube, bei der Bahn erlebt so nie alles.
Michael Holtkamp:
[16:15] Aber die die Umstiegshilfe, die bringt dich dann zum Zug und du hast gesagt, die setzt dich in den neuen Zug, aber die äh die bringen dich nur bis zur bis bis zur Tür, also bis zum Zug. Die bringen dich nicht zum zu deinem Sitzplatz oder.
Meike Zerbach:
[16:27] Reservierung hast, die bringen die ja so wirklich bis zu dem Sitzplatz hin,
und ähm wenn du in einen anderen Zug gesetzt wirst. Ähm also jetzt saß ich ja im ICE
hatte ich ja gar nicht gebucht. Ähm da wurde eine Karten kontrolliert, dann habe ich der Dame dann auch gleich gesagt, äh Kontrolleurin, ähm dass ich jetzt in einem anderen Zug sitze, dass ich ein IC gebucht
kann ICE aber dass die Umsteigebegleitung mich reingesetzt hat. Und sie sagte alles gut, alles gut ähm,
äh und in dem Moment, wo einfach klar war, ich kann nicht bis Köln mit dem ICE fahren, war sie auch sofort wieder da ähm und hat mir dann beim Umsteigen geholfen, stand also ganz selbstverständlich an meiner Seite und hat mich dann in den nächsten Zug wieder reingesetzt.
Also die sind da wahnsinnig aufmerksam und sehr, sehr höflich, sie haben ich habe noch nie schlechte Erfahrungen damit gemacht.
Michael Holtkamp:
[17:14] Na weil ich habe eher ich habe weniger Probleme mit der Orientierung am Bahnhof, ne, weil ein Bahnhof ist meistens sehr logisch aufgebaut. Ähm.
Im im Vergleich zu zum Beispiel einem Flughafen, wo du noch durch durch eine Rieseneinkaufsmeile geschickt wirst oder wo wo wurde ihr irrsinnig lange Terminals mit mit unzähligen Gates und so,
verglichen mit einem Flughafen finde ich mit dem Bahnhof selbst einen großen Bahnhof meist recht übersichtlich. Äh natürlich hast du manchmal so zum Beispiel am Essener Hauptbahnhof ist das glaube ich oder Osnabrück Hauptbahnhof, da gibt’s dann dann,
paar Bahnen steigen, gibt’s dann so ein paar Abgänge,
in den Tunnel von dem du zu allen anderen Gleisen kommst und dann teilweise kommst du dann von da nur zu einem anderen Bahnsteig oder ist manchmal manchmal ja so ein bisschen schwer das zu überblicken, aber alles in allem müssen die ja halt,
recht,
einfach aufgebaut. Ne, also das Komplizierteste ist noch, von wegen Osnabrück Hauptbahnhof, hat ja zwei Ebenen, ne, also du hast ja einmal die Ost-West ähm Gleise, das sind, glaube ich, die, die sich unten befinden und oben hast du so die die Nord-Süd-Verbindung.
Ähm da ist manchmal schwer oder ist es in ähm.
[18:28] In Hamburg-Harburg so ähnlich. Da kann’s manchmal ein bisschen schwer sein, vor allem wenn du dann auch noch irgendwo S oder U-Bahnen ähm S-Bahnen oder U-Bahnen hast.
Dann finde ich’s manchmal schwer, vom einen zum anderen zu kommen, aber so normalerweise sind die Bahnhöfe ja einigermaßen übersichtlich. Das Problem, das ich habe,
Also ich finde meist mein mein Zug aber wenn’s ein Fernverkehrszug ist und ich habe einen Sitzplatz reserviert, habe ich das Problem, dass ich von außen nicht erkenne,
äh welcher Wagen sich wo befindet und wo mein Wagen ist. Auch die Wagenstandsanzeige deinem Schaukasten. Da kann ich nix mit anfangen. Ähm ich habe auch schon öfter mal versucht, Leute zu fragen. Ist auch.
Nicht so einfach, wie man, wie man meint und ich glaube inzwischen gibt’s eine Wagenstandsanzeige auch in der in einer der Apps, also nicht DWN-Navigator, müsste ich mal ausprobieren. Ähm das heißt, was ich oft mache, ist, dass ich,
In den Zug einsteige, IC oder ICE, die haben ja dann so an den Enden der Waggons, haben die so Displays und da ist dann in weißer Schrift auf blauem Grund, auch in recht groß, für mich ausreichend groß. Die,
äh die die Wagon-Nummer, die wird dort angezeigt.
Meike Zerbach:
[19:44] Ich habe gestern gesehen, das ist da sogar in Punktschrift. Also in in Brei kann man es auch lesen.
Nichtsdestotrotz ist das halt relativ schwierig und ich meine, du hast noch den Vorteil.
Michael Holtkamp:
[19:54] Aber du meinst die Sitzplatznummer, oder?
Meike Zerbach:
[19:56] Nicht die Wagon-Nummer haben.
Michael Holtkamp:
[19:58] Ich dachte, die sind ändern die sich nicht ständig, wenn die Waggons irgendwie neue zusammengesetzt werden zu einem neuen Zug, dann ist das, was gerade noch die acht war, ist jetzt die dreizehn.
Meike Zerbach:
[20:07] Ich hab’s nur leicht überflogen sozusagen. Ähm nee, es stand eine Wagennummer. In Brei im IC.
Michael Holtkamp:
[20:15] Okay. Weil sonst sieht man die immer nur auf digitalen Anzeigen. Ja. Muss ich mal muss ich mal gucken, ob ich die finde, aber das war mir nicht klar,
Ich mach’s dann echt oft also wie gesagt die Displays sind ja an den Wagenenden,
dann steige ich oftmals so in der Mitte des Zuges oder so ein.
Oder am äh oft wird am Bahnsteig angesagt, sowas wie die erste Klasse befindet sich im Abschnitt B, das Board,
C. Dann denke ich, naja gut B, C,
äh dann probiere ich’s mal in D so, da ist irgendwie die Wahrscheinlichkeit am höchsten, wenn ich da richtig bin. Ähm aber meist steige ich natürlich nicht in den richtigen Waggon ein und dann.
Dann steige ich zum Beispiel ein und sagen wir mal da steht dann ich bin ein Wagon vier, aber ich muss zu Waggon sieben und dann gehe ich einfach direkt in den nächsten Wagon. Ich bin ja sowieso am Ende des einen, ne, dann gehe ich einfach nur die
drei Meter rüber in den anderen. Dann gucke ich da auf das Display und wenn dann da steht, Wagon drei, da weiß ich, oh falsche Richtung. Wenn da steht, fünf weiß ich auch richtige Richtungen. Dann laufe ich weiter bis,
Nummer zwei zwei Wagen weiter, weil ich ich bin in sieben. Und dann gucke ich da nochmal aufs Display, dann steht da die sieben. Und dann muss ich meinen Sitzplatz finden und den Sitzplatz zu finden.
So ein bisschen schwierig. Ich meine, du hast eine Punktschrift, hast du ja die Sitznummern da dran, aber die sind auch auf so einer komischen Höhe, dass du irgendwie mit dem Zeigefinger kannst du den nicht wirklich ertasten. Du musst hier so mit dem Daumen ertasten.
Meike Zerbach:
[21:34] Ich lese sowieso mit dem Daumen.
Ich lese mal mit dem äh Brei lese ich mit dem linken Daumen. Ich glaube, da bin ich die Einzige irgendwie, die mitm Daumen liest, aber dadurch, dass ich Gitarre spiele, sind meine Fingerkuppen ähm auf von der linken Hand mit Hornhaut versehen.
Macht das Lesen natürlich etwas schwieriger.
Michael Holtkamp:
[21:54] Aber das heißt du bist Rechtshänderin. Wenn du Gitarre.
Meike Zerbach:
[21:57] Ja, aber ich lese mitm linken Daumen.
Michael Holtkamp:
[22:01] Meinen, wenn du die Gitarre so rum hältst, dass du.
Meike Zerbach:
[22:03] Die habe ich mit der Linken. Die die Hornhaut habe ich also von Greifen habe ich mit der linken Hand.
Und ähm aber vielleicht auch durch den Beruf als Physiotherapeut. Ähm ich arbeite sehr, sehr viel taktil mit dem Daumen, um da halt ähm Strukturen bei den Patienten in der Muskulatur, an Knochen et cetera halt zu fühlen.
Als ich mir ne ich habe mir die Punktschrift ja auch selber beigebracht und äh habe da halt,
Gefühlt und gefühlt und gefühlt und einfach versucht mit welchem Finger kann ich das wirklich am besten lesen und da kam irgendwann der linke Daumen raus. Also ich lese wirklich mit einem linken Daumen und mit der rechten Hand fühle ich die Zeilen.
Den Schülern, die ich jetzt hatte ähm ja den sage ich dann schon, probiert es mit allen Fingern aus äh im Endeffekt ja selbst wenn jemand mit einem Ringfinger am besten fühlen kann,
Also gerade Leute, die zum Beispiel zuckerkrank sind, die jahrelang sich ähm am Finger picken mussten, um den Blutzuckerspiegel zu messen. Die haben hier ganz viele Vernarbungen in den Fingern.
Da muss man einfach gucken, welcher Finger hat den besten Tast Sinn und im Endeffekt ist es eigentlich Wurst, mit welchem Finger du liest?
Michael Holtkamp:
[23:13] Wenn Zuckerkranker Rechtshänder ist,
wahrscheinlich ähm die die.
Meike Zerbach:
[23:22] Linke Hand nutzen. Mhm.
Michael Holtkamp:
[23:22] Linken, die linke Hand nehmen. Ne? Das heißt, die haben ja wahrscheinlich.
Die der rechte Zeigefinger ist ja wahrscheinlich dann eher der, der nicht betroffen ist, ne? Oder machen die es dann oft so, dass sie vom einen zum anderen wechseln also praktisch in beide Zeigefinger.
Meike Zerbach:
[23:39] Bin ich überfragt. Ich glaube im Endeffekt nutzen sie alles, was sie an Fingern haben. Weil wenn du regelmäßig messen musst, möchtest du nicht einen Finger immer nur belasten.
Michael Holtkamp:
[23:49] Macht Sinn, klar. Ja. Okay, aber das heißt, wenn du liest, also Blindenschrift liest,
schiebst du den linken Daumen über die Zeile und führst dann praktisch mit der rechten Hand.
Meike Zerbach:
[24:01] Ja. Ja. Mit der rechten Hand fühle ich vor.
Also die Finger hm unbewusst ertasten sie auch schon einzelne Buchstaben, aber dass wirklich das Strukturierte, also den Fokus, so wie man halt als sehender den scharfen Blick hat, äh das macht wirklich der linke Daumen.
Ein sehender in der Schwarzschrift, wenn man Schwarzschriftbücher liest, so wie ich das früher auch gemacht habe. Du guckst ja auch immer schon vor, im Endeffekt überfliegst du ja schon,
Unbewusst aus dem Augenwinkel heraus den nächsten Buchstaben, die nächsten Wörter und bist aber mit dem Fokus ja trotzdem eigentlich nur bei einem Buchstaben mehr oder weniger und so ist das bei der Punktschrift genauso. Die rechte Hand, die fühlt so ein bisschen vor und die linke Hand macht das genaue Lesen.
Michael Holtkamp:
[24:43] Ja, also ich lese einfach mit dem rechten Zeigefinger und ich glaube, den rechten Mittelfinger den nehme ich noch so mit dazu, um schon mal so.
Halb unterbewusst irgendwie schon mal so fortzufühlen oder so, aber eigentlich,
Ich bin jetzt auch nicht ich ich habe jetzt noch nicht nicht viel Übung im Lesen der Blindenschrift, ne? Also ich ich nutze die jetzt nicht so regelmäßig, von daher,
Kann ich nicht ausschließen, dass ich das vielleicht auch nochmal meine Technik da auch nochmal ändern würde. Aber bisher lese ich einfach mit dem rechten Zeigefinger und ich bin Rechtshänder und ähm.
Meike Zerbach:
[25:19] Wenn du auf der Prellzeile liest, dann hast du auch wirklich nur eine Zeile
Da ist es ja auch nicht wichtig, dass du die Möglichkeit hast, die Zeile zu halten. Wenn man aber Bücher liest, da ist ja die Punktschrift schon sehr dicht zusammen. Da ist es dann schon wichtig, dass du mit einer Hand die Zeile fühlst, weil man dann ja auch
schneller wieder in die nächste Zeile kommt, ohne dann auf dieser Seite die Orientierung zu verlieren. Also von daher ist es einfach wirklich sinnvoll und wichtig, beide Hände immer auf dem Dokument zu halten, ähm,
Da halt eine permanente Orientierung zu behalten.
Michael Holtkamp:
[25:52] Wann hast du denn angefangen überhaupt Blindenschrift zu lernen? Also du hast wir haben vielleicht fangen wir mal vorne an. Machen wir’s mal einigermaßen chronologisch, dass dass die O- und M-Schulung,
ähm die wir beide besucht haben, wo wir uns kennengelernt haben. Die ist jetzt fast schon drei Jahre her, ne? Das war November zweitausendneunzehn.
Meike Zerbach:
[26:10] Zweitausendneunzehn, ja.
Michael Holtkamp:
[26:12] Und du warst die Einzige, die schon mit einem Langstock dort äh aufgeschlagen ist und wenn ich mich.
Meike Zerbach:
[26:23] Die Einzige, die schon voll blind war.
Michael Holtkamp:
[26:25] Genau, alle anderen, wir waren, glaube ich, ungefähr zwei Dutzend Leute oder so.
Meike Zerbach:
[26:28] Mhm.
Michael Holtkamp:
[26:29] Also Schüler größtenteils Schülerinnen, nur zwei Männer, Buhan und ich. Ähm der Rest alle anderen waren Schülerinnen und auch die.
Äh und das waren ausschließlich Lehrerinnen und ich glaube, es waren wir waren so ungefähr zwei Dutzend in der ersten Woche.
Und okay, also ich habe seitdem erst ich war damals 5unddreißig ähm,
Ich habe da meinen Langstock bekommen oder meine zwei Langstöcke. Davor hatte ich nie einen,
noch nie einen genutzt, da habe ich das erste Mal überhaupt einen in der Hand gehalten.
Und du kamst schon mit einem. Und zu dem Zeitpunkt hattest du wahrscheinlich auch schon angefangen, dir Blindenschrift selber beizubringen.
Meike Zerbach:
[27:09] Ja, meine Augenerkrankung fing 204 an im Dezember und da war ich,
Anfang vierzig. Ich muss erstmal überlegen, wie alt ich jetzt. Nein, Ende drei, Mitte 30 war ich damals. Und äh bis 2tausendvierzehn
noch Auto fahren. Das war soweit alles in Ordnung. Der Tunnelblick, der wurde immer kleiner, aber ich hatte damals auch noch ein gutes Restsehen, das sich auf beiden Augen noch bestimmt zu 80 Prozent Sehkraft hatte.
Michael Holtkamp:
[27:37] Sprecher. Zweitausendvier.
Meike Zerbach:
[27:40] 2tausend4 fing das an, also da war ich damals ähm.
Michael Holtkamp:
[27:43] Auto gefahren bist, du bist 2tausendvier.
Meike Zerbach:
[27:45] Bis 2014 genau die ersten 1 Jahre konnte ich noch Auto fahren. Es fing halt die Augenerkrankung fing mit einem Auge an, mit einem ganz kleinen Fleck, der damals blind war,
fiel mir auch beim Autofahren auf, ich war etwas müde beim Autofahren und habe mir das rechte Auge gerieben und da verschwand aus dem Sichtfeld links ein Teil eines Autos.
Erstmal einen Riesenschreck, weil das ist mir vorher gar nicht aufgefallen und äh nochmal getestet. Oh ja, stimmt.
Da fehlt wirklich was und habe erst gedacht, okay, vielleicht bist du ein bisschen müde. Wir haben drei Kinder. Die Kleine war damals grad ein gutes Jahr alt. Die anderen beiden waren 6 und acht,
Und äh mit drei Kindern hat man natürlich so äh eine ganze Menge Beschäftigung.
Und ähm es war kurz vor Weihnachten und ich habe gedacht, vielleicht bin ich einfach nur sehr müde, etwas überfordert und das wird sich schon in den nächsten Tagen geben.
Michael Holtkamp:
[28:38] Also zu dem Zeitpunkt war die äh ähm war dir keine genetische Veranlagung oder so bekannt.
Meike Zerbach:
[28:44] Nee, ich habe auch keine genetische Veranlagung. Ja, ich habe äh zwei Gentests machen lassen, auch einen sehr großen Gentest noch einmal und es ist keinerlei Defekt aufgefallen in diesem Gentest und ich hoffe halt auch, dass unsere Mädels es nicht erben können.
Einfach eine Laune der Natur ist, warum auch immer das passiert ist, aber das ist zumindestens halt an meine Kinder nicht weitergegeben werden kann.
Michael Holtkamp:
[29:07] Und deswegen kannst du’s wahrscheinlich auch auf den Monat genau bestimmen, wann es angefangen hat, weil da ist dir da war das da hast du dir das Auge gerieben und dann verschwand das Auto und da ging es an.
Meike Zerbach:
[29:20] Genau, etliche Jahre vorher hatte ich einmal schon ein ähm diese Sichtfeldmessung beim Augenarzt gemacht. Da hatte ich ähm fürs äh Motorboot einen Führerschein gemacht, Motorbootführerschein für Küste und dafür muss man das Sichtfeld testen lassen.
Du kannst halt nur diesen Bootführerschein machen, wenn du ein astreines Sichtfeld hast. Von daher weiß ich, dass ich zehn Jahre vorher wirklich definitiv kein
Defekt hatte. Da war noch alles in Ordnung.
Michael Holtkamp:
[29:45] War das dein erster Führerschein oder hattest du davor schon für Binnen oder so.
Meike Zerbach:
[29:49] Blindenführerschein gemacht. Ja.
Michael Holtkamp:
[29:53] Konnte ich leider nie, aber hätte ich, hätte ich auch gerne gemacht. Ja. Okay.
Meike Zerbach:
[29:59] Ja, also von daher kann ich schon sehr genau sagen, wann das damals begonnen hatte und ähm es fing halt an einem Auge an. Das andere Auge hat dann ein paar Monate später nachgezogen ähm aber es ging halt schleichend.
Die blinden Flecken witzigerweise variierten sie auch ein klein bisschen mal waren sie halt,
Komplett blind, manchmal waren sie noch lichtempfindlich, manchmal sind sie ein bisschen gewandert.
Ja, wie auch immer. Auf jeden Fall könnt ihr wirklich zehn Jahre lang noch Auto fahren und ähm
hatte auch immer die Hoffnung, dass genauso, wie es halt plötzlich entstanden ist, dass es wieder geht. Habe das natürlich in allen Uniklinik,
untersuchen lassen war in der medizinischen Hochschule Hannover in Tübingen, in Siegburg, in
Münster, äh aber niemand hat eine wirkliche Ursache gefunden, also Gendefekt halt auch ausgeschlossen und ähm.
Michael Holtkamp:
[30:51] Das heißt, die haben diese molekular genetische Untersuchung gemacht und haben haben sich die Gene angeschaut,
die mit äh mit irgendwie mit Sehbehinderungen zusammenhängen. Mhm. Und haben keine Auffälligkeiten gefunden.
Meike Zerbach:
[31:08] Mhm. Also der letzte letzte Gentest ähm war dann ein Befund. Ich glaube, da gingen über zwei oder drei Din A 4 Seiten. Das ist ja wirklich ganz eng geschrieben und da stand auch drunter kein Befund.
Michael Holtkamp:
[31:19] Okay, das heißt, die ganzen Ärzte und und oder Augenärzte,
konnten dir dann auch keine Prognose geben oder erstmal überhaupt auch keine Diagnose, oder.
Meike Zerbach:
[31:30] Ähm.
Michael Holtkamp:
[31:32] Hat das irgendeinen Namen?
Meike Zerbach:
[31:33] Äh ja, also ich habe die Diagnose ähm RP bekommen. Retina Pigmentosa, die aber
eigentlich ja immer ein Gendefekt ist und alle, die ich kenne, die RP haben, da haben auch die Geschwister auch RP.
Ich habe zwei Schwestern und die haben auch beide keinerlei Probleme mit den Augen. Gott sei Dank.
Michael Holtkamp:
[31:56] Ist das das Gleiche wie Retinitis Pigmenthose?
Meike Zerbach:
[32:00] Ist das Gleiche.
Michael Holtkamp:
[32:01] Okay. Ich glaube, inzwischen nennt man das auch irgendwie Retinal-Dystrophie oder so. Da gibt’s so, ich habe gestern noch mal ein bisschen recherchiert und da gibt’s so viele verschiedene Namen, wo immer die die Abgrenzung ist auch dann immer,
nicht ganz klar, ne? Mais ist auch gar nicht ganz klar, was die Ursache ist bei dem, was ich habe, ist es ähm.
Ist es höchstwahrscheinlich und in den allermeisten Fällen genetisch bedingt.
Und hängt zusammen mit dem ABCA vier gehen und bei meiner molekular genetischen Untersuchung wurde dann auch eine Mutation auf genau diesem Gen festgestellt. Also mein.
Einzelfall hat die Hypothese bestätigt, dass es das Morbus Stargar, das was ich habe, üblicherweise mit diesem Gen.
Zusammenhängt, aber es gibt eben auch noch zwei andere Gene, die in selteneren Fällen ursächlich sind, aber dann gibt’s auch Patienten,
Wir haben auch Morbus Stargard, da kann aber keine genetische Ursache festgestellt werden. Also ähm.
[33:11] Das hört man immer wieder, ne. Also es ist in den in den also ich glaube es gibt viele RP Patienten, die so wie du eben sagtest ähm.
Äh wissen, dass sie die genetische Veranlagung haben, einfach weil es andere Familienmitglieder gibt, die RP haben und dann tritt es irgendwann auf und da gibt’s wenig Überraschungen, aber in den allermeisten Fällen.
Ähm also wenn du mit mit irgendwem mit einer Sehbehinderung sprichst? In den allermeisten Fällen ähm.
Ist das ist das nicht 100Prozent dem dem Lehrbuch entsprechen, sondern es ist irgendwie immer ein bisschen bisschen sonderbar.
Meike Zerbach:
[33:52] Als Prognose habe ich von den Ärzten immer bekommen, ähm dass der Tunnelblick
Werden wird, dass sich aber das zentrale Sehen nie verlieren werde. Dass sie also immer einen Tunnelblick behalten werde, dass er vielleicht irgendwann so klein sein wird wie ein Stecknadelkopf, aber dass ich dieses zentrale Sehen, also wirklich das,
Das Schafe sehen, was man ne direkt fixiert, dass sich das immer behalten werde. Und da bin ich im Endeffekt den Ärzten auch sehr, sehr dankbar, auch wenn es
Nicht der Wahrheit entspricht, aber ähm ich glaube noch vor zehn Jahren, auch vor fünf Jahren,
ich weiß nicht, wie ich damit umgegangen wäre, wenn die mir jemand gesagt hätte,
Sie werden ihr Augenlicht verlieren. Ich glaube, äh das hätte mir vielleicht sogar den Mut genommen,
einfach weiterzumachen. Die Verantwortung für Kinder zu haben ähm man kann sich als Sehnen da einfach nicht vorstellen, dass man auch ohne das Augenlicht zurecht kommen kann.
Michael Holtkamp:
[34:48] Nicht viel auf einmal, ne? Aber ist das denn ist das denn der Normalfall bei RP-Patienten? Weil ich habe das Gefühl, dass ich.
In erster Linie von Leuten gehört habe, dass.
Sie, wenn Sie RP haben, davon ausgehen müssen, dass es irgendwann zur vollen Erblindung führt.
Meike Zerbach:
[35:10] Also alle diejenigen, die ich kenne, die RP haben mich mal so ganz wahnsinnig viele sind es ja noch nicht,
da ich ja auch in dieser blinden Seele noch nicht sehr lange bin. Ähm so ich kenne eine, die halt fast,
Komplett erblindet ist, aber die meisten ähm die haben doch noch,
Den Rest sehen, also nicht alle. Nee, es muss nicht sein. Also es gibt Leute, die haben RP, die vielleicht schon relativ früh mit Mitte zwanzig, wo es dann schon diagnostiziert wird ähm und die haben mit Anfang siebzig, Anfang achtzig
Immer noch ein Teil sehen. Einen Rest sehen,
Also es muss nicht unbedingt zur vollständigen Erblindung führen. Es kann. Bei mir ging’s im Endeffekt sehr, sehr schnell ähm,
Ende 2004 war die Erstdiagnose oder das erste Feststellen, dass sich eine Sehbehinderung habe oder ein Problem mit den Augen und vollständig erblindet bin ich,
Ja, im Verlauf des Frühjahrs zweitausendneunzehn, also da gab’s immer noch so an bestimmten Tagen ah wo ich noch Leuchtschrift zum Beispiel sehen konnte oder so ein bisschen Schatten,
Bisschen hell und dunkel, aber im Endeffekt das Lesen selber war im Frühjahr 2019 vorbei. Also es waren insgesamt 15 Jahre. Knapp 15 Jahre,
Von der Erstdiagnose bis zur vollständigen Erblindung, das ist schon relativ schnell.
Michael Holtkamp:
[36:31] Eine recht lange Zeit, ja. Vor allem es gibt ja andere Krankheitsverläufe, wo es unheimlich schnell geht.
[36:39] Das stelle ich mir schwierig vor, weil grundsätzlich kommen so einfach wir Menschen, egal was jetzt das,
egal was das Schicksal ist, ne, weil ich habe das Gefühl, wir kommen so mit Niveaus, also mit Zuständen kommen wir ganz gut zurecht, da können wir uns dran gewöhnen, aber Probleme,
äh Probleme haben in erster Linie mit Veränderungen, teilweise auch mit Verbesserungen, ne, weil irgendwie eine Veränderung immer mit mit Unsicherheit,
geht, aber vor allem natürlich Verschlechterungen, wie zum Beispiel die Verschlechterung der Sehkraft und wenn das besonders schnell geht,
Ja, stelle ich mir schwierig vor. Bei mir, ich habe ja das Glück, dass es bei mir nicht schnell geht, sondern es geht ja, geht ja sehr langsam. Aber ich hatte den ähm ähm ich wurde auch,
Fehlinformiert als Kind. Nur bei mir war es genau anders herum. Es war,
Ähm oder nicht genau andersherum, aber es war anders als bei dir. Ähm.
Also ich habe ja jetzt noch einen Visus von 0,02 oder zwei Prozent ungefähr, ne? Also ich bin an der Grenze zur gesetzlichen Blindheit. Ich bin inzwischen gesetzlich blind, ich liege praktisch genau auf der Grenze.
Und,
das was ich habe ist Morbus Stargard, eine Form der juvenilen Makulardegeneration oder Makulardystrophie oder wie gesagt, da gibt’s zig Begriffe, bei denen so die Abgrenzung nicht immer so,
ganz klar ist und der.
[38:09] Der normale Krankheitsverlauf ist der, dass man paar Jahre lang mehr oder weniger normal sieht und dann irgendwann,
während der ersten beiden Lebensjahrzehnte,
verschlechtert sich die Sehkraft und Initial gibt so einen sehr rapiden Sehkraftverlust. Der ist bei mir schon sehr früh eingetreten ähm.
[38:32] Also meist sind’s eher so,
In der Pubertät so mit zwölf, vierzehn, 15 Jahren so was. Ähm bei mir war’s kurz nach der Einschulung. Also ich wurde neunzehnhundertneunzig eingeschult und ich glaube so einundneunzig, zweiundneunzig, das war so die Zeit, wo es dann aufgefallen ist und wo es dann
diagnostiziert wurde. Also mein erster Schwerbehindertenausweis war von zweiundneunzig. Da war ich 8 Jahre alt. Und.
Ähm ich kann mich nicht dran erinnern, jemals normal gesehen zu haben, aber ich kann mich durchaus dran erinnern, dass ich.
Irgendwann gemerkt habe, da stimmt was nicht und irgendwie meine Sehkraft lässt nach und in dem Alter,
ist natürlich sehr schwer damit umzugehen.
Und dann ist es so, dass nach dem Initialen sehr rapiden Sehkraftverlust, der ging dann von mir, der ging in meinem Fall von, wahrscheinlich ungefähr eins, also einem Visous von ungefähr eins, runter auf null Komma eins,
zehn Prozent innerhalb von weiß ich nicht einem Jahr oder so, halbes Jahr, vielleicht zwei, keine Ahnung und.
[39:40] Danach wurde mir dann gesagt, okay,
Du siehst jetzt schlecht, du hast eine Sehbehinderung. Äh wir wissen wir haben eine Hypothese, ne, was es ist. Also wir wir diagnostizieren mal, dass es Morbus Stargard ist und.
Mir wurde dann damals gesagt, dass meine Sehkraft jetzt aber stabil sei. Es könnte irgendwann im hohen Alter nochmal was anderes dazukommen, aber sowas den Krankheitsverlauf von Morbus Stagat anbetrifft. So ist jetzt der Sehkraftverlust.
Äh also der Prozess des Sehkraftverlustes, der ist jetzt abgeschlossen. Was nie stimmte, aber irgendwie habe ich das lange Zeit geglaubt. Ich bin mir ich habe lange Zeit gedacht, dass.
Lange Zeit habe ich geglaubt, dass diese Fehlinformationen von meiner Augenärztin kam, kann ich mir inzwischen nicht mehr vorstellen. Ich war damals noch sehr klein. Ich glaube, das wurde falsch an mich,
Weitergegeben, wie dem auch sei, ähm ist aus heutiger Perspektive auch nicht mehr so wichtig, aber lange Zeit, zumindest als Kind und Jugendlicher,
Ich natürlich davon ausgegangen, dass das stimmt. Und ich dachte, na ja gut, ich sehe jetzt schlecht, aber immerhin.
[40:48] Ja, da kann ich mich da komme ich schon irgendwie mit klar und kann ich mich drauf einstellen. Und umso älter ich wurde,
desto klarer wurde mir dann, dass es nicht stimmen kann, weil meine Sehkraft eben,
weiter zurückgegangen ist. Nur der Prozess ist dann viel, viel langsamer als am Anfang, sodass er schwer wahrzunehmen ist. Aber ich weiß ja, mit welchen Hilfsmitteln ich früher noch rausgekommen bin. In der Schule hatte ich so rein optische Hilfsmittel und die reichten dann irgendwann nicht mehr,
und ich habe äh ich bin lange Zeit mich noch Fahrrad gefahren, die ganze Jugend hindurch habe ich Basketball gespielt und es es gab dann immer wieder so Dinge, die ich dann irgendwann nicht mehr machen konnte,
und ich habe dann oft andere Erklärungen gesucht, wie zum Beispiel beim Basketball. Da habe ich mit 18 Jahren aufgehört und dachte, ja, das ist irgendwie, wir sind jetzt alle achtzehn und so ähm und zu dem Zeitpunkt war es schon seit zwei, drei Jahren ziemlich,
Schwierig und ich dachte, naja gut, wir werden halt alle älter und das Spiel wird immer schneller und ich komme jetzt einfach nicht mehr mit,
aber dass es damit zu tun haben könnte, dass meine Sehkraft weiter nachlässt. Auf die Idee bin ich gar nicht gekommen und erst dann irgendwann so in meinen Zwanzigern, so irgendwann.
Irgendwann war es mir dann eigentlich klar. Also äh.
Da gab’s dann keine Möglichkeit mehr, das äh das zu ignorieren und dann habe ich mir das was ich 28 war, habe ich mir das dann in Bonn bestätigen lassen. Da war ich in der in der Augenklinik der Uni.
[42:15] Ähm die haben so eine Spezialsprechstunde und dann habe ich den Professor dort mal darauf angesprochen.
[42:21] Ihm gesagt hat, es stimmt auch gar nicht, dass meine Sehkraft stabil ist oder? Sondern dann hat er mich ganz entgeistert angeguckt und hat das bestätigt, was ich ohnehin schon wusste, ne? Und sagte nee, natürlich nicht. Wer hat ihm das denn gesagt? Und ähm.
Meike Zerbach:
[42:33] Ja, aber ich meine, unser Leben ist ja auch rein visuell ausgerichtet und ähm ne, als Sehender ist einfach das Gucken,
am wichtigsten. Wir orientieren uns
mit unserer Sehkraft. Äh ne, guck mal hier, ne, was ne, wir sehen uns morgen wieder. Auch die ganzen Redewendungen sind ja alle auf das Sehen ähm und man kann sich einfach in einer Sehne-Gesellschaft auch nicht vorstellen, dass man auch,
blind oder schlechtsehend zurechtkommen kann. Ähm äh also im echten Defekt, ich bin den Ärzten sehr, sehr dankbar, weil das,
Die größte Sorge, die ich hatte oder die größte Belastung, war einfach die Vorstellung, dass ich eines Tages ohne Augenlicht auskommen muss. Von daher äh denke ich mal, klammert man sich,
Daran und wahrscheinlich deine Eltern genauso, dass sie sich das auch erstmal in Anführungsstrichen schönreden und sagen, das sehen ist stabil, um dir vielleicht auch die Angst zu nehmen?
Also in dem ganzen Erblendungsprozess, das war sie am belastendsten fand, war wirklich die Angst vor der Entbindung. Nicht die Erblindung selber, sondern die Angst davor.
Wie wird es sein, wenn es noch schlechter wird? Man weiß, okay, so komme ich jetzt grade eben noch zurecht. Ich kriege meinen Alltag noch geregelt,
Aber wie ist es, wenn es noch ein bisschen schlechter wird? Also die Angst fand ich am allerschlimmsten, nicht die Abblendung.
Michael Holtkamp:
[43:51] Ja kann ich sogar vollkommen nachvollziehen. Also dein Fall ähm das das leuchtet mir ein und.
Das Komische ist.
Obwohl ich ja jetzt gesetzlich blind bin, kann ich mir noch immer nicht wirklich vorstellen, wie ich zurechtkommen würde, wenn ich mal komplett erblinden sollte, was jetzt wovon jetzt nicht auszugehen ist, also,
sehr gut möglich, dass ich immer noch einen kleinen Seerest behalte, also zumindest so in der Peripherie, das zentrale sehen wird immer schlechter, aber so das Periphere sehen ähm da werde ich,
Vielleicht noch immer ein bisschen was beibehalten. Ähm und,
Ja, also das Komische ist, ich bin eigentlich, ich bin ich bin viel näher an einem an einem Vollblinden, als einem Normalsehenden, wenn man so möchte. Ja, aber dieser dieser letzte kleine Schritt,
Zu vollender Blindung ist dann irgendwie doch noch mal so signifikant oder so, erscheint er mir zumindest, dass ich’s mir immer noch nicht vorstellen kann, wie ich dann zurecht kommen würde.
Und das Merkwürdige ist, dass wenn du oder wenn ich mit Normalsehenden spreche, ja, dann kann ich immer deren.
Unglauben oder deren Verwirrung so schwer nachvollziehen, dass ich mit dem Kleinen bisschen den ich noch habe, überhaupt zurechtkomme? Dann denke ich immer, ja, aber ihr seht auch, dass ich zurecht komme.
Meike Zerbach:
[45:19] Keine Gedanken darüber, wie ich das schaffe. Mhm.
Michael Holtkamp:
[45:19] Doch keine Gedanken darüber, wie ich das schaffe. Ja, ich äh also ich ich bin ja kein,
Das ist ja kein Wunder. Ich bin ja kein Sonderfall oder so. Ich bin vielleicht der Einzige, den ihr kennt. Mhm. So, der sich in in.
Diese Art von Situationen befindet. Ähm ja, aber andersherum da muss ich mir selber immer in Erinnerung rufen, ja, aber ich kann mir auch ich kann mir immer noch nicht vorstellen, wie ich zurechtkommen würde, wenn ich komplett erblinden würde.
Meike Zerbach:
[45:47] Man kann es sich auch nicht vorstellen, zumal die äh anderen Sinne, die wir ja alle haben, das Hören, das Fühlen und sowas. Es bricht sich
ganz anders aus ab dem Moment, wo man’s nicht mehr sehen kann. Ähm das ist mir,
bewusst aufgefallen. Ich bin ja die ganze Zeit berufstätig gewesen und ähm habe also dann auch ohne Mobilitätstraining vorher ähm nicht meinen Weg,
wahrsten des Wortes durchschlagen müssen, ähm weil ich,
Dem Zeitpunkt, wo es wirklich notwendig war, einfach ein Mobilitätstraining nicht rangekommen bin und ähm als ich dann von dem Altenheim zu unserer Physiotherapiepraxis gegangen bin, da muss ich halt
an einer Hecke vorbei und in dem Moment, wo ich die Hecke nicht mehr sehen konnte, da habe ich sie plötzlich gefühlt. Wo ich so dachte,
Hier muss ich jetzt links abbiegen, hier ist die Hecke zu Ende. Also ich war selber erstaunt über diese weiteren Sinne, die sich dann ausprägen über.
Michael Holtkamp:
[46:42] Mit der Hand oder einfach irgendwie durch Wind oder so.
Meike Zerbach:
[46:45] Ähm,
Wind bestimmt auch, weil ähm in dem Moment, wo eine Hecke zu Ende ist, kann natürlich der Wind auch um die Ecke rumkommen. Aber es ist ähm es nennt sich Gesichtssinn. Auch wenn es windstill ist. Ähm,
Man ist draußen. Man fühlt auch ein Auto, ein parkendes Auto. Ähm es hat eine Ausstrahlung. Man würde ja auch nicht einfach gegen ein Haus laufen.
Das Haus, ähm auch das hat eine Ausstrahlung. Man fühlt es. Ähm also nicht mit den Händen, sondern es ist wirklich, das nennt sich Gesichtssinn. Es ist ein weiterer Sinn, der sich erst dann ausbricht, wenn du die Dinge nicht mehr sehen kannst.
Michael Holtkamp:
[47:22] Ja, ich weiß, was du also ich zweifle das gar nicht an. Ich weiß, was du meinst, nur ähm ich habe immer also.
Ja, ich frage mich halt immer, was genau das ist, ne. Ich habe zum Beispiel auch ich habe das Gefühl, dass ich mitbekomme, wenn mich Leute anstarren.
Meike Zerbach:
[47:41] Mhm. Genau, das ist der gleiche Si.
Michael Holtkamp:
[47:41] So, obwohl ich eigentlich nicht wirklich mit den Augen nehme ich das nicht wirklich wahr. Aber dann hast du vielleicht Leute, du weißt halt vielleicht vielleicht sehe ich die auch so so zumindest ähm.
Also ich höre sie ein bisschen und vielleicht nehme ich sie auch visuell ein bisschen wahr. Ich erkenne keine Details, aber ich weiß, da ist jemand. Der läuft gerade in die Richtung und ungefähr so und so schnell. Ne, also ähm
und weiß ich nicht, dann dann höre ich vielleicht, dass sie plötzlich stehen bleiben in dem Moment, wo sie mich sehen oder ne. Ähm.
Und ja, wahrscheinlich hin und wieder liege ich falsch mit meiner Vermutung, ja, aber ähm im Kopf bildet sich ja dennoch so ein so ein Bild.
Nicht der ist jetzt nicht das optimale Wort dafür, weil’s äh.
Meike Zerbach:
[48:29] Doch es sind schon Bilder.
Michael Holtkamp:
[48:30] Konnotiert ist, ne, aber ja.
Meike Zerbach:
[48:32] Ja? Also ich habe auch immer noch Bilder im Kopf. Also die bilden sich ja auch durch die anderen Sinne, durch das Hören, durch das Fühlen auch äh wenn ich bei der Arbeit,
arbeite, wenn ich einen Patienten behandele. Da habe ich eine ganz exakte Vorstellung, was ich unter meinen Händen habe. Und manchmal bin ich dann überrascht, dass ich das gar nicht sehen kann. Ich meine, so ist es mir vom.
Michael Holtkamp:
[48:53] Ehemals meinte Leute die von Geburt an vollblind sind, die haben ja trotzdem so was Ähnliches im Kopf und die würden’s dann vielleicht nicht als Bild bezeichnen. Nee, aber es ist vielleicht eine,
dreidimensionale Modell stehenhafte ähm Vorstellung von der Welt um sich herum.
Aber gut, können wir als als Bild bezeichnen, ist glaube ich.
Meike Zerbach:
[49:15] Ja aber auch ähm bei der Punktschrift sagt man ja, man kann sie dann erst
Dich mit den Händen lesen, wenn man sie mit den Augen nicht mehr erkennen kann. Also der Tassin
ändert sich definitiv. Das kriege ich auch von meinen Patienten immer wieder gespiegelt, grade Dauerpatienten, die ich habe, die sagen schon, dass sich die Therapie in den letzten Jahren doch sehr geändert hat und ähm,
Auch ich merke es einfach, dass ich unter den Händen Strukturen fühle, von denen ich früher nur geträumt habe, die mich jemals fühlen zu können,
ändert sich definitiv. Auch das Gehör wird differenzierter. Das kann man natürlich auch trainieren.
Ich habe damals in der Blindenschule damals das gut letztes Jahr in der Blindenschule ähm einen Kursus für Klicks und Nah mitmachen dürfen ähm beim Klick so nah macht man mit der Zunge ein Vakuum unterm Gaumen, das hört sich dann so an.
[50:11] Also nicht die Zunge unten reinfallen lassen, sondern es ist wirklich nur das Vakuum unter dem Gaumen und.
Michael Holtkamp:
[50:21] Das was komisch klingt, bin ich. Also ich ich krieg’s noch nicht hin, aber ich trainiere noch ein bisschen.
Meike Zerbach:
[50:25] Ähm und in dem Moment, wo man ähm dieses Klickgeräusch abgibt,
auch das Ohr gespitzt, dass man genau in dem Moment lernt, das Echo zu hören und das Echo zu deuten.
Michael Holtkamp:
[50:40] Leute verwenden auch glaube ich es gibt auch diese Metall als Kind hatte ich.
Meike Zerbach:
[50:45] Mhm.
Michael Holtkamp:
[50:46] Frosch. Ja, genau. Die dann auch so klicken.
Meike Zerbach:
[50:49] Ja? Äh du kannst aber bei dem Frosch, dass die Lautstärke nicht ändern. Mit der Zunge kannst du leise klicken.
Kannst es aber genauso gut laut machen.
Es ist dann schon ein Unterschied, wenn ich jetzt drinnen in Räumlichkeiten bin, klicke ich leise, weil ich ja gar keinen extremes Echo brauche. Draußen, wenn man eine,
größere Entfernung auch hören möchte bei Querstraßen zum Beispiel, ob da Häuser sind oder um zu horchen, ob da,
Straße ist oder wenn ich über den Marktplatz zum Beispiel bei uns in dem kleinen Ort gehe.
Der Marktplatz ist nicht besonders groß, der ist vielleicht 50 mal 100 Meter, aber nichts sehend über einen freien Platz zu gehen ist schon schwierig, da wird man von anderen Geräuschen abgelenkt und äh,
Da habe ich früher häufig die Orientierung verloren. Mittlerweile klicke ich und dann kann ich am Anfang gleich schon das Rathaus hören, was hinter dem nächsten Gebäude ist.
Und äh gehe dann also wirklich auf dieses Geräusch zu, wenn ich dann allerdings in diese Richtung näher rankomme. Dadurch wird natürlich vor mir das nächste Gebäude größer, weil ich ja dichter drankomme, dann kann ich das Rathaus irgendwann nicht mehr hören, weil’s ja nicht mehr drüber hinwegguckt.
Du verstehst, was ich meine.
Dann höre ich aber links einen Durchgang. Das gibt wieder ein ganz anderes Echo. Und dann kann ich halt über das Klicken auch hören, dann kommt ist rechts das Haus zu Ende und hier muss ich abbiegen.
Michael Holtkamp:
[52:11] Du das klicken dann nur in leisen Umgebung oder ist es oft wenn du in der Stadt unterwegs bist.
Ohnehin so laut, dass du mit den ohnehin vorkommenden Geräuschen ausreichend klarkommst.
Also setzt du das Klicken nur ein, wenn’s um dich herum leise wird.
Meike Zerbach:
[52:35] Ich nutze es überwiegend, ja, überwiegend, wenn’s leiser ist. In der Stadt ähm kann man es aber ähm eigentlich reichen die Geräusche aus, die ringsherum sind.
An der Stadt sich zu orientieren ist als nicht sehender Neuling sowieso noch relativ schwierig. Es wird besser.
Aber da ähm versuche ich mich mehr dann nach ähm Straßengeräuschen zu orientieren. Nach der Laufrichtung der Leute.
Vor allen Dingen nach Autos, dass man sich nach den Autos ausrichtet, dass ich halt weiß, wenn ich in die Fußgängerzone reingehe, dass die hinter mir vielleicht quer fahren und dass ich sie auch mal hinter mir halte.
Rechts neben mir habe, dann weiß ich, ich habe mich wieder gedreht. Ja. Also in der Stadt ist es dann doch leichter, sich wirklich an dem Verkehr zu orientieren.
Michael Holtkamp:
[53:30] Und wo hattest du das gelernt.
Meike Zerbach:
[53:31] Ähm ich konnte über die Rentenversicherung ein Jahr lang eine blindentechnische Grundausbildung in der Blindenschule machen und die habe ich am Landesbildungszentrum in Hannover gemacht.
Das Landesbildungszentrum für Blinde und war dann montags bis mittwochs
jeden Tag ambulant dort, habe dort EDV gelernt, Excel, dann gab es nochmal Hauswirtschaft
Und Mobilitätstraining. Und äh nachdem ich ein halbes Jahr schon an dieser Schule war, hat dort ein neuer Reha-Lehrer angefangen und der war also gerade mit seiner Ausbildung fertig
Und er hatte unter anderem auch einen Kursus für Klicks so nah gemacht und ähm wollte eine AG für klicksonna anbieten,
Und meine Reha-Lehrerin hat mir das die Möglichkeit gegeben, da zu dem Infoabend zu gehen. Ähm da stellte sie aber dann raus, dass der Rehalehrer diese Klicks und AG erst nach den Sommerferien anbieten wollte, wenn meine Maßnahme schon beendet ist.
Da sagte ich eben für den Fall, dass du ein Opfer brauchst und doch bis dahin etwas üben möchtest, würde ich mich direkt bereit erklären, dass du mit mir üben kannst. Und so habe ich halt
damals ein halbes Jahr lang zweimal die Woche Mobilitätstraining bekommen,
habe mit ihm zusammen dann mich mit dem Klick so nah beschäftigt.
Michael Holtkamp:
[54:48] War das noch vor dem Training? In Timmendorf.
Meike Zerbach:
[54:52] In Timmendorf? Nein, das war danach. In Timmendorf haben wir uns im November 2019 kennengelernt und an der Blindenschule war ich von äh August zweitausendzwanzig bis Juli zweitausendeinundzwanzig, also danach.
Das war danach.
Michael Holtkamp:
[55:09] Also du okay, ich will nochmal zurückkommen auf den.
Auf den soll man den Krankheitsverlauf, also es waren die.
Die, es waren die fuffzehn Jahre von 2tausendneun, von 204 bis 2009,
Und 2019 war dann eben dieses O und M Training in Timmendorfer Strand und Hamburg.
Und okay, klick so nah kam also danach. So, jetzt hast du.
Meike Zerbach:
[55:36] Also chronologisch gesehen, also bis 2014 konnte ich noch Auto fahren,
Bis dahin habe ich auch immer hatte ich gehofft, dass ich eines morgens aufwachen werde und der ganze Spuk ist vorbei und ich kann wieder sehen. Und habe auch ähm mich mit irgendwelchen Blindentechniken überhaupt gar nicht,
Auseinandergesetzt, weil ich die ganze Energie nur da reingesetzt habe, eigentlich die Sehkraft zu erhalten mit Homöopathie, mit Akupunktur und was man so alles machen kann, Ayurveda und Ernährungsumstellung und und und.
Michael Holtkamp:
[56:07] Hast du das Gefühl, dass irgendwas davon geholfen hat.
Meike Zerbach:
[56:10] Das, was es wirklich gebracht hat, war einfach.
Michael Holtkamp:
[56:12] Wenn du sagst, Homöopathie hat geholfen, werde ich dir nicht glauben.
Meike Zerbach:
[56:17] Es hat mir geholfen diese Zeit zu überbrücken. Den Kopf oben zu halten und jedes Mal die Hoffnung zu haben ich tue was und ich werde nicht erblinden.
Ähm ich glaube, ich hätte es nicht ertragen,
Ähm einfach nur die Hände in den Schoß zu legen und nichts zu tun. Äh ich meine, das Letzte, was jemand möchte, ist das Augenlicht verlieren,
Äh wenn du mal so bei Umfragen mal hörst ähm die schlimmsten Erkrankungen Platz 1 ist glaube ich Krebs und Platz 2 ist Erblindung.
Weil niemand sich vorstellen kann, dass das Leben auch sozusagen in der Dunkelheit äh einen Sinn gibt, auch lebenswert ist.
Michael Holtkamp:
[56:58] Das Schlimmste in der Erwartung, also Leute, die es noch nicht haben, die werden gefragt und die sagen, das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann, ist Krebs oder Erblindung.
Meike Zerbach:
[57:06] Also ich habe auch damals in diesen ganzen Prozess gerade als es als dann klar war, ähm dass sie das Augenlicht verlieren werde. Ich habe auch selber befürchtet, ich muss in ein Blindenheim ziehen,
Und mich betreuen lassen, dass ich mein Leben nicht auf die Reihe kriegen werde ohne das Augenlicht.
Am Anfang ist halt alles schwierig ähm es ja das das Leben ist visuell,
Orientiert ähm mein Gott, wie oft bin ich durch unser Dorf gezogen und habe unser Haus nicht wiedergefunden. Wie oft auch bei der Arbeit, wie oft bin ich da zu spät gekommen und kam an und sagte, oh Gott, ich habe mich verlaufen. Ich wusste überhaupt nicht mehr, wo ich bin.
Einfach weil die Sonne vielleicht geblendet hat und die ähm die Punkte,
die ich als Orientierung hatte, habe ich einfach nicht mehr in den kleinen Tunnelblick gefunden. Ähm,
und dann kam ich halt Viertelstunde zu spät. Ich war niemanden bei der Arbeit fand es wirklich schlimm. Die hatten alle Verständnis dafür. Aber für mich selber war das dramatisch und da habe ich gedacht und wenn ich jetzt schon nicht so zurechtkomme, dann werde ich blind erst recht nicht zurechtkommen.
Michael Holtkamp:
[58:12] Hast du denn hast du denn Leute kennengelernt zu der Zeit, die bereits oder hast du sonst irgendwie von vollblinden erfahren und hast so vielleicht ein Verständnis und Gefühl dafür bekommen, wie,
Vollblinde oder meinetwegen auch Leute mit,
mit Sehbehinderungen, einer sagen wir mal deutlich stärkeren als der die du dann zu der Zeit hattest, klarkommen.
Meike Zerbach:
[58:38] Nein, ich hatte das für mich leider muss ich heutzutage sagen
Leider komplett abgelehnt. Auch ähm wenn mein damaliger Augenarzt und sagte, wir waren Skiurlaub und sagte, um Gottes Willen, Sie dürfen keinen Ski mehr fahren, Sie dürfen nicht Fahrrad fahren, Sie dürfen nicht mehr Skifahren, äh
melden sich beim Blindenbund und gehen Sie zum Blindensport. Wo sie sagte, nein,
Das habe ich also damals für mich rigoros abgelehnt, weil ich wollte ja nicht blind werden. Ich wollte ja meine Sehkraft erhalten. Ich wollte was dafür tun, dass ich halt das Augenlicht,
behalte aber mich nicht mit Blinden,
auseinandersetzen müssen, da in meiner Vorstellung war es ja so, dass man als Blinder eigentlich nichts kann. Und wenn ich jetzt jemanden getroffen hätte,
der wirklich vielleicht in einem Blindenwohnheim wohnt, es morgens nicht schafft, sich den Kaffee alleine einzugießen, seine Klamotten nicht alleine sortieren kann. Ähm.
Das hätte mir glaube ich den Mut zum Weiterleben genommen.
Michael Holtkamp:
[59:38] Das war deine Erwartung und deswegen wolltest du da gar nichts mit zu tun haben. Okay.
Meike Zerbach:
[59:40] War mal eine große Befürchtung. Und und da ich das Augenlicht erhalten wollte und nicht blind werden wollte, habe ich gedacht, dann gehe ich erst recht nicht zum Blindensport. Nein, ich wollte ja aktiv weitergucken können.
Michael Holtkamp:
[59:50] Aber wenn du von solchen Leuten erfahren hättest und du hättest dann erfahren, wie sie tatsächlich zurechtkommen.
Meike Zerbach:
[59:58] Hätte es mir geholfen damals, ja.
Michael Holtkamp:
[1:00:00] Wahrscheinlich geholfen, ne? Okay und das hätte dir wahrscheinlich die Hoffnung gegeben, als mir das die Angst genommen.
Oder wie soll ich sagen, es hätte vielleicht einen ähnlichen Effekt gehabt wie ähm die, sagen wir mal, medizinischen.
Therapeutischen Ansätze, die du verfolgt hast.
Meike Zerbach:
[1:00:25] Ja, ich hätte mich besser drauf vorbereiten können, definitiv. Also so habe ich halt alles, was mit blind sein zu tun hat, rigoros abgelehnt.
Genauso ähm hatte mir dann eine Augenärztin auch empfohlen, einen Mobilitätstraining zu machen, wo ich sagte
Gottes Willen. Ich lache doch nicht durch unseren kleinen Ort mit einem Stock und einem Trainer. Wie peinlich ist das denn? Immer viel peinlicher war’s im Endeffekt wahrscheinlich, dass ich dann irgendwann mit dem Stock alleine durch die Gegend laufen musste mit einer falschen Technik und überhaupt nicht zurecht kam.
Ähm
aber erst einmal hatte ich diese Dinge für mich abgelehnt und als es dann soweit war und ich wirklich ein Mobilitätstraining brauchte, weil ich die Sehkraft dann zum Schluss sehr schnell verloren habe. Ähm
Da bin ich nicht drangekommen, weil alle Rehalehrer eine Warteliste von mindestens einem halben Dreivierteljahr hatten wo ich gesagt habe, ich werde jetzt blind, wo ihr sagt, das tut uns leid. Wir haben aber keine Plätze frei.
Michael Holtkamp:
[1:01:19] Bist du irgendwie an den Stock gekommen ohne das Training.
Was ja eigentlich unüblich ist, ne, eigentlich kriegt man zumindest ah ich meine, man kann den Stock ja selber bezahlen und dann bekommt man ihn wahrscheinlich ohne Weiteres, aber wenn man ihn wenn man den Kostenträger sucht,
Wahrscheinlich die Krankenkasse. Die bezahlen einem nicht einfach einen Stock ohne,
Einem dann noch das dazugehörige Training zu finanzieren, ne.
Meike Zerbach:
[1:01:50] Sie haben das in meinem Fall einfach übersehen, weil sie davon ausgegangen sind, da ich schon das Zeichen BL zugesprochen bekommen hatte, dass ich bestimmt ein Mobilitätstraining hatte,
So haben sie den Stock übernommen ohne nachzuprüfen, ob ich ein Mobilitätstraining hatte.
Michael Holtkamp:
[1:02:07] Okay und wie lange vor dem Training war das ungefähr? Also wie lange hast du den Stock schon gehabt.
Meike Zerbach:
[1:02:10] Ich hatte mir zuerst eine Stock über Amazon gekauft. Der war von der Qualität her definitiv nicht gut.
Aber ähm ich bin da bis 2018 auch noch Fahrrad gefahren und bei uns im Ort
ging das auch alles gut. Da kam ich auch ohne Stock zurecht, aber ich merkte einfach, wenn ich dann nach Hannover gehe und durch den Hauptbahnhof laufen möchte, ähm mit dem engen Tunnelblick war das wirklich sehr, sehr schwierig durch ein
vollen Hauptbahnhof zu laufen. Man rennt Leute an ähm,
Die sind natürlich nicht begeistert, dass man sie anrempelt und dann kommt auch so was wie können sie nicht vernünftig gucken? Wetter sagte nein, kann ich nicht. Ah na frech werden.
Oh und das hat mich dermaßen gestresst durch den Hauptbahnhof zu laufen, wo ich dann schließlich dachte, okay
dann besorge ich mir vielleicht doch so einen Stock und habe den dann über Amazon besorgt. Ich glaube, für 5zehn Euro, da taucht auch nicht besonders viel. Aber für die Zwecke reicht der, bin also mit dem Fahrrad zum Bahnhof gefahren mit der S-Bahn nach Hannover gefahren,
Da mein Stock ausgeklappt und bin dann mit dem Stock durch den Hauptbahnhof und merkte sehr schnell es ist ein Zauberstab für Freundlichkeit,
Mit dem Stock unterwegs vorm Hauptbahnhof. Plötzlich sind die Leute mir aus dem Weg gegangen und wenn ich sie angerempelt habe, dann haben sie sich bei mir entschuldigt. Wo ich so dachte, Mensch, das ist grandios.
Michael Holtkamp:
[1:03:25] Ja, es ändert viel.
Meike Zerbach:
[1:03:26] Genau und so hatte ich dann zumindestens dann erstmal diesen Stock und bei Amazon brauchst du ja auch kein Mobilitätstraining und ähm,
Reicht ja auch noch. Ich hätte 2018 noch eine Linsenoperation. Das härte also grauen Star auch noch nebenbei äh und hoffte eigentlich, dass ich damit das Augenlicht noch länger erhalten kann. Ähm,
und Operation ist natürlich erstmal die hm das dauert ja zehn Wochen bis du die erste Brille dann verordnet bekommen kannst und dann heißt es na ja das Auge muss ich erstmal die neue Linse gewöhnen, das dauert.
Michael Holtkamp:
[1:03:59] Um damit ihr das vermessen können müssen die nach der OP erstmal zehn Wochen warten.
Meike Zerbach:
[1:04:04] Ja, die Linse muss erstmal ihre Position in diesem ähm in diesem Linsensack finden und erst dann kannst du wirklich messen, wie stark die Seheinschränkung ist, also wie stark die Brille sein muss.
Dann als ich dann die Brille kriegte, dann hieß es wieder, na ja, das Auge muss sich jetzt erstmal dran gewöhnen ähm mit dieser neuen Brille zurechtzukommen und äh ja nebenbei wurde das Sehen immer,
schlechter. Ähm ja gut,
Man redet sich das dann schön. Im Frühling sagt man sich, na ja, hier ist das wird das Sonnenlicht stärker zum Sommer hin ist die Sonne natürlich dann auch höher. Ja, jetzt blendet sie mehr. Ist klar, dass das Sehen schlechter wird. Da wird es dann langsam Herbst. Okay, das Licht wird
ein bisschen dunkler. Kein Wunder, dass ich nicht mehr so gut gucken kann und dann waren wir in den Herbstferien Ende November äh Ende Oktober waren wir in Dänemark.
Und da war’s das erste Mal, wir hatten Karten gespielt, das war schlechtes Wetter ähm dann kam die Sonne raus,
Und wir sagten, ey, wir gehen mit den Kindern alle an Strand,
Waren halt mit zwei Familien dort, sind an Strand gegangen, kamen dann wieder zurück, wollten weiter Karten spielen und ich nehme meine Karten hoch und gucke drauf.
Und konnte nicht mehr erkennen. Wir hatten Phase zehn gespielt. Da gibt’s ja auch gelbe Karten. Also sie äh ne mit vier verschiedenen Farben gibt es diese Zahlen und Gelb-Weiß war für mich nicht mehr zu unterscheiden.
Michael Holtkamp:
[1:05:24] Vom Hellen wieder.
Meike Zerbach:
[1:05:26] Nee, es war einfach ähm es wechselte von Tag zu Tag. Es gab immer Tage, da konnte ich besser gucken. Es gab Tage, da konnte ich schlechter gucken und in dem Moment ja war einfach wieder eine spontane Verschlechterung und ich nehme die Karten hoch und gucke drauf und gucke und gucke,
Sie waren einfach nicht zu erkennen.
Michael Holtkamp:
[1:05:42] Moment hatte ich noch nie. Also so das es gibt ja auch Krankheitsverläufe, die wirklich in Schüben.
Vor sich gehen und das ist bei mir nicht so, dass halt alles kontinuierlich und inzwischen sehr langsam, also seit ich seit ich acht bin oder so, sehr langsam. Jetzt bin ich achtunddreißig, also ich kann mich an keinen.
Keinen einzelnen solchen Moment erinnern, höchstens an.
Höchstens so Dinge, die ich nur sehr selten mache, so alle paar Jahre mir fällt jetzt nicht mal ein gutes Beispiel ein, aber ähm.
Zum Beispiel früher auch äh ich bin Fahrrad gefahren, sehr viel Fahrrad gefahren, weil äh Dorsten ist auch einfach so eine Stadt, wurde vor allem so als Kind und Jugendlicher gut,
alles mit dem Fahrrad erledigen kannst, ähm aber ich bin auch lange Zeit Ski und Snowboard gefahren und.
Wenn aus NRW kommst, machst das ja nicht jedes Wochenende im Winter, sondern vielleicht einmal im Jahr.
Und da habe ich dann irgendwann so von Jahr zu Jahr gemerkt, dass immer schwieriger wurde, vor allem an Tagen,
Ohne direktes Sonnenlicht, ne, also wenn’s bewölkt war, wenn alles so, wenn’s vielleicht noch geschneit hat, äh wenn’s alles nur so grau in grau oder weiß und weiß war ähm so, also da habe ich das festgestellt, so bei so in meinem Alltag habe ich nie so einen Moment gehabt.
Meike Zerbach:
[1:06:57] Ich hatte das von Anfang an. Es gab immer Tage, an denen konnte ich besser gucken und Tage, an denen konnte ich schlechter gucken und ähm von daher, dass ähm,
Und aber dieser Tag war natürlich schon sehr sehr erschreckend. Ich gucke diese Karten an und gucke und gucke,
Ja, es hat sich einfach nichts abgebildet. Dann habe ich sie zusammengeklappt. Gesagt, tut mir leid. Ich kann sie nicht mehr lesen. Ich kann nicht mehr mitspielen.
Ähm zwei Monate später,
Oder nee sechs Wochen später war das Anfang Dezember, Mitte Dezember hatte ich das das erste Mal, also ich konnte da auch die Schwarzschrift immer noch lesen, das ist ja auch ein guter Kontrast die schwarze Schrift, die schwarzen Buchstaben auf dem weißen Zettel und ähm dann,
Guck dich auf diesen Zettel drauf. Ich konnte immer noch Buchstabenweise lesen. Das ging,
Und äh plötzlich verschanden die Buchstaben. Und sie ging einfach weg. Und ich gucke auf diesen Zettel und ja, sie werden waren erst schwarz, dann waren sie hellgrau und dann waren sie einfach weg. Es war nur noch ein weißer Zettel.
[1:07:55] Konnte ich die Augen für 30 Sekunden Minute zumachen, erholen lassen, nochmal draufgucken, dann waren sie kurz schwarz und dann war der Zettel wieder weiß.
[1:08:04] In dem Moment war mir klar, ich werde mein Augenlicht nicht erhalten können, es wird der Tag kommen, wo ich halt nicht mehr lesen kann.
Und da habe ich so gedacht gut, ich habe drei Mädchen. Eines Tages werde ich vielleicht auch mal Oma werden,
Hoffe ich mal. Ähm für mich war der Stand der Oma immer sehr sehr wichtig. Also meine Oma war in meinem Leben sehr wichtig. Und dann habe ich so gedacht, wenn ich mal eines Tages Oma sein werde, ich meine, meine Kinder waren in dem Alter,
ja, nicht mehr ganz klein. Die die Jüngste waren da schon in der Pubertät, sie war damals dreizehn, vierzehn ähm aber ich habe gedacht, als Oma, ich werde mit den Enkelkindern, ich werde keine Radtouren machen können, blind kann man das nicht. Ich kann nicht aufn Spielplatz gehen, ich kann mit denen nicht schwimmen gehen,
Kann keine Gesellschaftsspieler machen, weil Karten lesen konnte ich ja auch nicht mehr und da habe ich gedacht und ich kann noch nicht mal vorlesen. Das ist ja richtig schrecklich.
Habe ich dann gedacht, okay, jetzt ist der Punkt, da muss ich Punktschrift lernen,
und ich hatte damals einen Dauerpatienten mit dem, ach den hatte ich schon seit drei Jahren, vier Jahren,
Zweimal die Woche kam er zu mir und wie das mit diesen Dauerpatienten ist, man redet ja mehr oder weniger über alles und da sagte ich ihm auch, mein Gott, also gestern gucke ich auf den Zettel und plötzlich alle Buchstaben waren weg.
Ähm ich glaube über die Weihnachtsferien werde ich die Punktschrift lernen.
[1:09:21] Das glaube ich nicht, das schaffst du nicht. Sagt er, wetten doch? Ich habe die Wette gewonnen. Also das ähm die Buchstaben selber zu lernen. Das war nicht weiter schwierig. Die sind sehr logisch aufgebaut. Das, was schon schwierig ist, sind wirklich.
Michael Holtkamp:
[1:09:35] Sechs Punktschriften.
Meike Zerbach:
[1:09:35] Die sechs Punktschrift, ja. Ja. Ja, erstmal die Basisschrift, also wirklich die Buchstaben von A bis Z. Ähm,
für die Vollschrift die ersten Kürzel, das gibt dann hier Kürzel für aue und oi, ei, CH, SCH und diese Dinger. Ähm,
Anfang konnte ich auch noch visuell lernen. Ich hatte mir dann einen Screenshot auf dem Handy gemacht ähm hatte mir das gegoogelt und habe mir dann so die Punkte,
Gemerkt, das reichte noch bis zum Ende des Alphabets. Die ersten Kürzel, ja, da konnte ich das auf dem Screenshot nicht mehr erkennen, dann musste meine Tochter mir sagen, welche Punkte das sind und genauso die Satzzeichen.
Konnte ich visuell dann auch nicht mehr lernen. Aber das, was schon schwierig ist, sind einfach diese zusammengesetzten Wörter. Also einen Buchstaben zu fühlen, das geht noch.
Aber wenn du dann ein ganzes Wort hast gab’s auf der einen Seite da kämpft man sich da durch so ein Wort durch 20 Minuten an einem Wort und dann kommt er
Position raus, wo ich so dachte, die wollen mich echt veräppeln. Wer kämpft du da für ein Wort?
Am Anfang braucht ihr auch bestimmt drei, vier Stunden, um dadurch eine DIN A5 Seite durchzukommen. Das
Dauert echt lange, das mit den Händen zu fühlen. Also es ist schon viel Geduld gefragt.
Michael Holtkamp:
[1:10:53] Ja, ist viel Übung, ne? Also die Sechs-Punkt-Schrift, da fand ich jetzt auch, also das das Alphabet zu lernen und dann, wie man Zahlen schreibt, so die grundlegenden Satzzeichen und dann eben umlaute natürlich, das Seltungen so die,
die, wie sagt man, die ähm ja SCHCH und so.
Meike Zerbach:
[1:11:11] Mhm.
Michael Holtkamp:
[1:11:12] Einfach.
Zu lernen, wie die aufgebaut sind in der Sechs-Punkt-Schrift, ist nicht so aus Problemen, ne, aber da ist wirklich da muss man einfach wirklich viel üben bis man in der Lage ist, das einigermaßen vernünftig.
Und in einem in einem akzeptablen Tempo.
Ja.
Meike Zerbach:
[1:11:35] Ja, wenn du richtig Bücher lesen möchtest, ähm dann ist das auch in der Vorschrift ähm schon sehr langatmig, weil da das schon sehr, sehr viele
Buchstaben sind, die man mit den Fingern fühlen muss. Also im richtige Romane zu lesen, da ist die Kurzschrift dann schon angebracht.
Da hast du ja deutlich weniger Buchstaben. Da sind ja solche Kürzel wie Bund zum Beispiel. Da ist nur noch das U,
und das D heißt dann das und das, wenn nur das R steht, dann ist das der ähm,
Dadurch hast du ja viel weniger Punkte, die du mit den Händen erkennen musst und bist deutlich schneller durch.
Michael Holtkamp:
[1:12:12] Ist trotzdem eine Menge Papier. Also wenn man’s auf Papier liest.
Meike Zerbach:
[1:12:15] Äh ja das ist richtig, die Bücher sind dick
und ähm ein Roman ist dann meistens auch in also mindestens drei Büchern teilweise auch in sechs Büchern aufgeteilt. Äh jedes Buch hat dann so in die 150 Seiten, aber mehr als 150 Seiten sind einfach ähm zu groß.
Um sich zu tragen, um sie mitzunehmen, aber das Papier selber ja auch dicker ist, denn du darfst ja durch das Papier die Punkte der nächsten Seite nicht durchfühlen,
Man kann die Punktschrift, ich habe zu Hause auch einen Drucker für Punktschrift. Man kann sie auch auf ganz normalem, dünnen Papier drucken, ganz normalen
Maschinenschreibpapier, Computerpapier, aber wenn du dann zwei Zettel übereinander hast, dann fühlst du durch das Papier die Punkte der nächsten Seite.
Michael Holtkamp:
[1:12:55] Mhm. Ja. Ne also ich muss dazu sagen, du bist,
da sicherlich viel, viel weiter, ne. Ich habe irgendwann mal als als Jugendlicher, als ich so, weiß nicht, zwölf, dreizehn, 14 war, bin ich alle zwei Wochen.
Ähm am Mittwochnachmittag nach der Schule nach Dortmund gefahren und habe das da angefangen zu lernen aber ich habe sie nie wirklich,
Ich war nie nie wirklich drauf angewiesen. Mir fehlt noch immer die Übung. Ähm ich habe jetzt hier so einen Anwendungsfall ähm wofür ich ähm das lernen möchte,
äh und und üben möchte,
Ähm im Moment kämpfe ich noch damit überhaupt die Acht-Punkt-Schrift, also Computerbrei oder Eurobreie zu zu lernen, aber wirklich bisher war es immer so ich habe dann mal so auf auf Medikamentenpackung zum Beispiel,
Da lese ich dann mal die die Punktschrift anstatt jetzt irgendwie mein iPhone auszupacken oder in andere Lupe oder so oder.
An Bahnhöfen hasse oft an den an den Ländern, an den Treppen, hast du Punktschrift, meist auf der Innenseite, wo dann dransteht, welches Gleis wo ist, also am Hamburger Hauptbahnhof gibt’s das zum Beispiel.
Meike Zerbach:
[1:14:06] Mhm. Gibt’s da zum Beispiel Hannover auch, ja.
Michael Holtkamp:
[1:14:08] Da kenne ich mich nicht so aus. Ähm wahrscheinlich die meisten großen mhm. Knotenpunkte.
Ja das sind so die oder mal mal wenn ihr irgendwo weiß ich nicht hier gibt in der in der Altstadt am Marktplatz, da gibt’s so ein kleines,
das gusseisen ist oder so, aber so ein kleines Modell der der historischen Innenstadt und an an solchen Sachen hast du manchmal auch so ein bisschen Blindenschrift,
ne und wenn die dann ohnehin da ist, dann lese ich die auch oft. Aber ich lese nie wirklich lange Texte.
Meike Zerbach:
[1:14:39] Ja ich find’s aber auch für den Alltag so für zu Hause sehr, sehr wichtig. Also ich habe
Teedosen alle, auch mit Punktschrift beschriftet, die Gewürze, was sehr wichtig ist, dass man mal eben schnell beim Kochen das richtige Gewürz hat und ich nicht an jedem riechen muss. Ähm
Damit ich halt mich wirklich da nicht vergreife. Genauso koche ich gerne Marmelade ein. Die ist alle mit Punktschrift beschriftet und wer das zu Hause nicht lesen kann, der muss mich dann fragen, was da drin ist. Ähm
aber ich habe mir auch ähm auf kleinen Zetteln
in Punktschrift die ganzen Codes und die ganzen Geheimnummern von Handy, von äh Laptop, von meinem Konto. Das ist alles in Punktschrift,
abgespeichert und so kann ich ja ja diese ganzen Passwörter einfach nicht vergessen.
Michael Holtkamp:
[1:15:23] Ich habe.
Hab in meinem Leben eigentlich erst einen Anwendungsfall für Blindenschrift gehabt, kann ich jetzt verraten, weil’s lange her ist. Ähm ich habe mir Spickzettel.
Ich habe wirklich meine ganze Schul- und Universitätslaufbahn hindurch habe ich nie gespickt, einfach weil mir die Möglichkeit fehlte.
Nicht nur deshalb auch, weil ich nicht wollte oder musste. Wie auch immer. Aber ich hatte in der,
ähm ab der von der 7. bis zur zehn Klasse hatte ich Latein und ich hatte Probleme mit Latein. Ich war nicht gut in Latein. Ich habe schlechte Noten gehabt und das war das einzige Fach, in dem ich jemals Nachhilfe hatte,
Und da habe ich ein paar Mal das war die Zeit, wo ich Blindenschrift gelernt habe wahrscheinlich.
Oder kurz danach und dann habe ich für, weiß ich nicht, vielleicht drei, vier Klausuren habe ich mir wirklich ähm.
Auf einer Blindenschrift Schreibmaschine, nicht für diese Papierrollen, sondern für normales DIN A4-Papier.
Habe ich mir Spickzettel geschrieben, einen für die Linke und einen für die rechte Hosentasche.
Du hast ja ungefähr eine du hast ja eine gute Vorstellung davon, wie viel man auf so kleine Flächen bekommt. Das ist sehr, sehr wenig.
Meike Zerbach:
[1:16:43] Es ist sehr wenig, ja.
Michael Holtkamp:
[1:16:44] Vor allem die ungefähr die Hälfte davon war natürlich Latein, da konnte man auch nicht abkürzen. Ähm sodass ich den.
Den Effekt hatte, den man wahrscheinlich üblicherweise hat. In dem Moment, wo du fertig bist, den Spickzettel zu schreiben,
was draufsteht, sondern brauchst den Spickzettel nicht mehr. Aber ich habe sie trotzdem mitgenommen und ich weiß noch, ich hatte dann ein paar Klausuren, hatte ich die dann in den Hosentaschen und dann habe ich manchmal dann so da gesessen.
Und habe einfach in den Raum gestartet und irgendwie eine Pause gemacht, weil der Lehrer dachte, ich sei fertig oder was auch immer und habe dann in der Tasche,
Die Spickzettel gelesen.
Meike Zerbach:
[1:17:23] Natürlich keiner ahnt.
Michael Holtkamp:
[1:17:24] Natürlich keiner ahnt. Ist natürlich auch nie aufgefallen, aber ich muss zugeben ich glaube nicht, dass mir das.
Irgendwie mal geholfen hätte. Also ich hab’s dann nur noch ich also ich glaube ich hab’s dann.
Es gab mindestens eine Klausur, wo ich gar nicht genutzt habe, einfach weil ich sie dann nicht mehr brauchte, weil ich wusste, was draufsteht, weil ich sie geschrieben hatte und dann habe ich’s bestimmt irgendwie zwei, drei Mal habe ich dann einfach nur dann war ich vielleicht fertig und einfach nur ums.
Nochmal auszuprobieren. Habe ich habe ich sie dann gelesen, aber bisher mein einziger Anwendungsfall, glaube ich.
Meike Zerbach:
[1:17:59] Ja, ich fand die Punktschrift auch ähm sehr
reizvoll einfach so als Beschäftigung. Ich habe früher gerne so Dokus gemacht oder Kreuzworträtsel gerätselt, wenn ich nach Hause kam von der Arbeit. Und äh wenn man plötzlich diese ganzen Dinge nicht mehr kann
Dann ist er im Prinzip auch das Lesen von Punktschrift ist ja ein absolutes Rätsel.
Muss ich erstmal lange mit beschäftigen und von daher hatte ich da einfach eine neue Beschäftigungsmöglichkeit gefunden. Wenn also die anderen Sachen dann wegfielen.
Aber auch bei der Arbeit heute mache ich das immer noch so ähm für alle Hausbesuchspatienten, also ich bin halt Physiotherapeutin, arbeite sowohl
Im Altenheim, als wir auch bei uns in der Praxis, aber ich mache halt auch
Hausbesuche bei den Leuten zu Hause und da muss ich dann ja auch regelmäßig die Rezepte mit hinnehmen, damit die Leute es unterschreiben können und wenn ich dann so zwei, drei Rezepte habe, ist es ja auch Datenschutz, es darf ja nicht einer auf den anderen
drauf gucken, wen ich dann noch behandle und so habe ich mir dafür dann
Punktschriftkarten gemacht, dann steht dann drauf Frau Müller, Frau Meier, Herr Schmidt, wie auch immer sowohl halt in Punktschrift für mich, dann habe ich das ja drunter in Kugelschreiber nochmal für meine Kollegin draufgeschrieben und so heften die mir dann diese Punktschriftkarten an die Rezepte dran
Und ich kann das halt bei dem entsprechenden Patienten dann abgeben.
Michael Holtkamp:
[1:19:11] Eine Arztpraxis, wo ich Patient.
Bin, die haben mir vor zwei Jahren oder so aus Versehen mal ein Rezept für eine andere Patientin per Post zugeschickt. Die haben irgendwie falschen Umschlag mit dem falschen.
Rezept äh kombiniert. Also kommt. Passiert auch den.
Meike Zerbach:
[1:19:31] Mhm. Wo es aber auch noch äh sinnvoll ist, ist einfach, wenn man auch absolut selbstständig sein möchte, eigenständig ähm in meinen,
für ähm die ganzen Abrechnungen für die Unterlagen von der Rentenversicherung und solchen Dingen halt habe. Da habe ich mir immer Karten dazwischen gemacht und da ist dann halt eine Autoversicherung und Rentenversicherung und solche Dinge.
Michael Holtkamp:
[1:19:52] Was für Schreibma, du hast gesagt, du hast einen einen Drucker, einen Brei-Drucker.
Druckst du alles darüber oder hast du verschiedene hast du noch altmodische Schreibmaschinen oder druckst du alles über diesen Eindrucker? Oder hast du sowas wie ein Label-Drucker oder.
Meike Zerbach:
[1:20:07] Ähm
mehr unterschiedliche Sachen. Ich habe hier einen Laptop, der hat die Sprachausgabe Charles mit da dran, so dass ich halt mit einem ganz normalen Laptop schreiben kann und wenn ich dann auf das den Buchstaben
F drücke, dann sagt er mir, F und genauso Steuerung und solche Dinge, das wird also alles angesagt an welchen Tast man ist, dass man auf F eins.
Genau, es ist Windows F zehn. Und ähm die meisten Sachen mache ich direkt am Lap,
bin ich natürlich Briefe schreibe, die an irgendwelche Behörden gehen, die drucke ich nicht in Punkttruppel aus, die könnte keiner lesen, sondern die werden
entweder per E-Mail, dann verschickt. Das geht ja auch über den Computer. Ähm oder ich drucke sie ganz normal bei dem Drucker aus in Schwarzschrift. Ähm,
Für mich selber drucke ich nur diese Dinge aus mit meinen Passwörtern,
Die drücke ich mir dann in Punktschrift aus ähm und ansonsten nutze ich den Drucker überwiegend ähm ja ich habe es angefangen,
Drei Seminare zu geben und ähm die Bücher, die ich vorher gelesen hatte, die Lehrbücher, die hatten mir alle nicht so zugesagt. Ähm ich selber fand es halt sehr, sehr schwierig zusammenhängende Wörter zu lesen.
[1:21:22] Und äh also einzelne Buchstaben ist okay, aber sich durch Wörter wie zum Beispiel Opposition durchzuquälen. Da brauchst du wahnsinnig lange, weil du fühlst am Anfang nicht. Wo hört ein Buchstabe auf? Wo beginnt der nächste Buchstabe? Und ähm,
Es hatte mich wahnsinnig gereizt einfach so meine Begeisterung für die Punktschrift weiterzugeben und habe so gedacht, wenn ich mal Punktschrift unterrichten sollte, dann würde ich das,
Machen das Lehrbuch und habe mich dann an meinen Laptop gesetzt und habe da sozusagen mein eigenes Buch geschrieben und habe es halt so strukturiert, dass ähm die Wörter immer eine Pause zwischen haben,
wenn du halt äh ja ja genau zwischen den die das die einzelnen Buchstaben sind immer mit einem Leerzeichen versehen.
[1:22:09] Wenn du halt Katze schreibst, das sind K Lücke A, Lücke, T und so weiter. Das ist also zwischen jedem Buchstaben immer eine kleine Lippe ist, sodass du wirklich die einzelnen Buchstaben tasten kannst.
Um dann halt das Wort erkennen zu können. Ähm und das Lehrbuch fängt halt so an. Also ich habe sie auch alphabetisch strukturiert. Ich finde es ähm sinnvoller für,
Menschen, die spät erblindet sind, es wirklich nach dem Alphabet zu machen, dass man mit A anfängt. Die ersten Seite geht dann von A bis E.
Wörter da drin wie Ebbe und aber solche Dinge ade,
Bad, ne? Das kann man so mit diesen ersten fünf Buchstaben machen und da ist es auch immer noch Buchstabe, Lücke, Buchstabe.
[1:22:53] Dann kommen sie in den nächsten zwei Buchstaben mit dazu, bis man dann irgendwann bei J ist und ähm wenn man sich einen,
Sechser Würfel Hochkant vorstellt. Da hast du ja zwei Punkte oben, zwei Punkte in der Mitte und zwei Punkte unten.
Diese ersten zehn Buchstaben,
Die befinden sich bei dem Breialphabet nur bei den oberen vier Punkten, also bei den obersten beiden und bei den mittleren beiden Punkten. In einer Kombination dieser,
vier Punkte.
Michael Holtkamp:
[1:23:27] Also was du sagen willst ist, in der Sechs-Punkt-Schrift besteht,
Jedes Zeichen aus eben bis zu sechs Punkten und diese sechs Punkte sind angeordnet in drei Zeilen und zwei Spalten.
Die linke Spalte besteht von oben nach unten durchnummeriert, also die die Punkte haben Nummern, die linke Spalte von oben nach unten,
Das sind die Punkte eins, zwei und drei, die rechte Spalte dann von oben nach unten sind die Punkte vier, fünf und sechs.
Meike Zerbach:
[1:23:58] Mhm, genau und die Buchstaben von A bis J befinden sich dann bei den Punkten eins zwei und vier und fünf.
Wenn man in die nächste Zeile geht, dann hast du da vom Alphabet, du hast halt oben A bis J,
In der nächsten Zeile wäre dann ja nach J kommt K, von K bis T die Buchstaben. Das ist dann,
In den oberen vier Punkten, also Punkt 12vier und fünf ist dieselbe Abfolge bis auf das halt in der unteren Zeile, kommt der Punkt drei noch mit hinzu.
Michael Holtkamp:
[1:24:32] Ich blende das grad mal ein. Ich hatte dir ja mal erzählt, dass ich mir jetzt für Computerbreie,
ähm so eine Tabelle selber erstellt habe. Das ist jetzt eigentlich für die Acht-Punkt-Schrift, aber das, was ich jetzt hier einblende, das, was man jetzt sieht, das ist nur das obere Viertel der Tabelle. Das sind also die,
In der Acht-Punktschrift kann man zweihundertsechsundfünfzig, weil zwei hoch acht verschiedene Zeichen darstellen. In der Sechspunktschrift
nur zwei Woche sechs, also 64 Zeichen und das hier, was man jetzt sieht, ist das obere Viertel meiner Tabelle und das sind all die Zeichen, die es in der Sechs-Punkt-Schrift gibt und somit natürlich auch in der Acht-Punkt-Schrift, also keines dieser Zeichen,
enthält den Punkt sieben oder den Punkt acht.
Also nur damit du’s weißt, das was du jetzt gerade erklärst, ist jetzt hier im Bild zu sehen. Also ich habe hier auch in der obersten Zeile habe ich die Buchstaben von A bis J,
von links nach rechts durchgehend aufgeführt und da drunter in der zweiten Zeile kommen dann eben die Buchstaben von K bis,
Äh S nee bis T.
Meike Zerbach:
[1:25:38] Kabelstee, genau, das ist die zweite Zeile und das ist halt dieselbe Abfolge, sodass, wenn man das A hat, A also das der Buchstabe A besteht halt aus dem Punkt eins.
Und in der Zeile dadrunter ist das K,
Hat genauso wie das A den Punkt eins, aber es hat halt zusätzlich den Punkt drei dazu. Mhm. Wenn man dann weiß,
B lernt man natürlich in so einem Seminar. B besteht aus Punkt 1 und zwei.
[1:26:11] Und nach K kommt L, also von dieser Tabelle her, ist das L unter dem B, also zusätzlich der Punkt drei dazu, dann hat man Punkt 1 2 und drei. Von daher ist es dann,
Relativ einfach, es zu lernen und in der nächsten Zeile, das wären dann die Buchstaben U bis Z.
[1:26:33] Da kommt dann halt Punkt drei und Punkt sechs. Also beide Punkte aus der unteren Zeile mit hinzu. Und ähm ich habe jetzt,
Im April das erste Seminar selber geleitet in Wernigerode und habe halt die Punktschrift an Senioren vermittelt. Die waren alle zwischen
Ende 60 und Anfang siebzig, also alles spätablendete, die jetzt in den letzten Jahren durch verschiedene Ursachen, Krankheiten ihr Augenlicht verloren haben. Ähm,
Hatte mich mal sehr gereizt, das wirklich dann weiterzugeben und habe das ja das waren so dann der Probelauf.
Und äh die haben also ganz, ganz schnell dieses System auch verstanden. Wir waren am zweiten Tag,
schon mit dem Buchstaben bis T durch von A bis T. Für den dritten Tag hatte ich dann gedacht, das reicht jetzt erstmal,
U bis Z können wir auch am vierten Tag machen. Wir haben noch genug andere Dinge zu lernen, nicht nur die Buchstaben, sondern wirklich das Ertasten. Die haben dann auch gelernt, mit der Blinden Schreibmaschine umzugehen, wo man halt die Punktschrift direkt auf Papier,
schreiben kann. Genauso gibt es eine Prägetafel, wo man das ohne eine Maschine, man hat so einen so in Postkartengröße.
Eine Lochtafel, wo man mit einem Prickel, mit so einem Stift die.
[1:27:52] Ähm die Löcher äh reinpickt, also so dass man die Punkte, die man dann später mit den Fingern lesen kann, sind auf der Rückseite.
Das haben wir halt auch trainiert. Nee, dann sollte ich mir halt gesagt ähm mehr als bis Tee machen wir am dritten Tag nicht. Das machen wir dann am vierten Tag.
Ganz toll fand ich dann saßen wir abends beim Abendessen. Sie waren alle sehr ruhig, wo ich erst befürchtet hatte. Ich habe sie völlig geschafft. Und plötzlich sagte der neben mir, ey Maike, sagt er, sage mal, in der ersten Zeile da haben wir nur die Punkte,
Eins zwei vier und fünf. In der zweiten Zeile von K bis T kommt immer Punkt drei dazu.
So und jetzt den nächsten Buchstaben von U bis Z wäre dann ja logisch, wenn das wieder dieselbe Abfolge ist, aber,
Punkt 3 und sechs dazukommt. Und das war so der Triumph, da brauche ich ein Grinsen und sagte, ja, genau, das stimmt und dann haben die.
Michael Holtkamp:
[1:28:49] Hattest du denen gar nicht erklärt.
Meike Zerbach:
[1:28:50] Habe ich den vorher nicht erklärt. Ich habe denen nur gesagt, so die nächste Zeile wir haben ähm es gibt eine Holzleiste, da sind ähm.
Ist die Möglichkeit, mit kleinen Stiften wie so kleine Dübel kann man zehn Buchstaben in einer Reihe reinstecken. Also es sind halt zehn Felder, wo jeweils diese sechs Löcher da sind.
Und äh daran hatten wir halt immer geübt. Da hatten sie dann das Alphabet noch mal von A bis J geschrieben,
Sagt der Sohn, jetzt bei jedem Buchstaben steckt ihr Punkt drei mit rein und jetzt habt ihr die Buchstaben K bis T. Damit war also klar,
A bis J kann und ich füge Punkt drei hinzu,
habe ich den nächsten Buchstaben. Ja und nun saßen diese vier Teilnehmer da am Tisch und haben also innerhalb von fünf Minuten haben sie mir die letzten Buchstaben hergeleitet. Ich sagte super, genau das war meine Logik,
Das habe ich den also geschafft, das auch beim ersten Seminar innerhalb von drei Tagen zu vermitteln und ähm ja, die haben sich das immer dann ausgerechnet, wenn’s dann drum ging. So das,
M zum Beispiel, Marta.
[1:30:00] Wie ist das denn noch, ne? K ist in der nächsten Zeile der erste Brust. K L M. Also ist M der dritte Buchstabe in der zweiten Zeile.
In der ersten Zeile ist der dritte Buchstabe das C, A, B, C. Und dann ist klar, dass M ist das C mit Punkt drei.
Dadrunter. Also damit konnten sich wahrscheinlich als,
höherer, wenn man sich nie mit der Blindenschrift beschäftigt hat den Punkten kompliziert zu hören, aber das äh war für die Teilnehmer ganz schnell logisch und sie haben’s also,
Alle vier geschafft innerhalb dieser fünf Tage die Buchstaben A bis Z wirklich gut zu können.
Michael Holtkamp:
[1:30:44] Ich habe hier ähm ich hatte online eine Ankündigung gefunden deines Kurses vom April diesen Jahres.
Ähm also das ähm hat in Wernigerode im Harz stattgefunden im dortigen Aura-Hotel, das glaube ich äh Brockenblick oder so heißt.
Meike Zerbach:
[1:31:01] Pensionblick. Okay. Das ist eine Pension, die ähm ich glaube, sie wird vom Blindenverband entweder gefördert,
Zumindestens gehört sie mit dazu
eine Pension, die sich für Menschen mit Seheinschränkung, mit spezialisiert hat. Es kann aber jeder da Urlaub machen. Also es waren auch zwischendurch Gruppen da, ähm wo niemand eine Seheinschränkung hat. Das ist also keine Bedingung.
Der einzige Unterschied dieser Aura Hotels wie auch in Timmendorf ist einfach, dass das Personal geschult ist.
Es gibt immer an den Treppen oben und unten eine Metallplatte mit einem,
geriffelten Muster, so wenn man mit dem Langstock da rüberkommt, dann gibt es und da weiß man, jetzt bin ich an der Treppe.
Michael Holtkamp:
[1:31:44] Und auf den Hotelzimmern gibt’s gleich ich kann mich gar nicht dran erinnern, in Timmendorfer Strand, aber wahrscheinlich gab’s auf den Zimmern auch ein paar Dokumente in Blindenschrift. Ich glaube, die die Räumlichkeiten sind recht kontraststark,
Die Beleuchtung ist.
Meike Zerbach:
[1:31:59] Oh das kann ich dir jetzt nicht sagen. Ja.
Michael Holtkamp:
[1:32:01] Nee, ich ich versuche das äh zu sagen. So und im auf dem Gelände gibt’s gibt’s Leitlinien für den Blindenstock,
So, die sich zur Eingangstür führen, ist wahrscheinlich von Hotel zu Hotel verschieden. Ich weiß nicht, wie viele Aura Hotels es gibt. Ich selber war noch nie in Wernigerode. Ich war bisher nur in dem einen in Timmendorfer Strand,
vor drei Jahren. Ähm ja, ich habe ähm.
Hast du vor diesem Kurs nochmal anzubieten, weil ich habe jetzt grad mal die die Ankündigung vom was ist das? Der Blindenverband Niedersachsen oder so BVN,
Webseite, den habe ich jetzt mal eingeblendet. Da wird auch deine E-Mail-Adresse und Telefonnummer aufgeführt.
Ähm hattest du nicht gesagt, du hast vor, dass weiterzumachen.
Meike Zerbach:
[1:32:47] Ja, würde ich gerne ähm
Nach dem letzten Kursus, also ich habe jetzt in diesem Jahr halt angeboten, ähm April war die Basisschrift, das heißt dann die Leute, die Buchstaben A bis Z gelernt und im Mai war dann
Denn das nächste Seminar für die Vollschrift, da haben Sie dann die Kürzel gelernt, die Vollschriftkürzel wie au, oi, ei, SCH und solche Dinge. Ähm und die Satzzeichen.
Da haben wir dann auch schon die ersten Sätze gelesen, die ich allerdings dann auch für die Teilnehmer so wieder verändert habe, dass,
im oberen Bereich des Dokumentes waren die Wörter so wie man sie in auf Dokumenten liest wirklich Buchstabe an Buchstabe
Dann habe ich eine durchgezogene Linie taktil
auf diese Seiten draufgemacht und da drunter waren alle Wörter, die länger als drei Buchstaben waren, die habe ich dann nochmal wieder aufgesplittet wie bei dem ersten Seminar, dass es wirklich Buchstabe für Buchstabe ist immer mit einer kleinen Lücke dazwischen.
Äh damit die Teilnehmer diese Frustration nicht haben 20 Minuten an einem Wort zu kämpfen. Wenn du beim zweiten Wort durch bist, dann weißt du den,
Inhalt des ersten Wortes nicht. Das heißt, du liest irgendwann einen Satz, brauchst für diesen Satz vielleicht eine Stunde, bist am Ende des Satzes angekommen und hast den Anfang vergessen.
Michael Holtkamp:
[1:34:05] Ich find’s ja also wir hatten uns da ja schon mal drüber ausgetauscht, ne. Und da hatte ich glaube ich gesagt, also ich habe manchmal das Problem, wenn ich ganz normale.
Ganz normalen Text lese, also ohne jetzt zusätzliche Leerzeichen zwischen dem Buchstaben, sondern einfach ein Buchstabe nach dem nächsten bis das Wort zu Ende ist. Dann habe ich manchmal das Problem, dass wenn da einzelne Zeichen drin vorkommen ähm.
[1:34:31] In denen entweder in der linken oder der rechten Spalte des Zeichens kein Einzelner, kein einziger Punkt vorkommt, also weder eins, noch zwei, noch drei oder weder vier noch fünf noch sechs, dann bin ich mir manchmal plötzlich unsicher.
Wo das eine Zeichen anfängt, das nächste aufhört. Also ist das jetzt hier die linke,
ist das hier die rechte Spalte des vorderen Buchstabens oder ist das die linke Spalte des Buchstabens dahinter, also weißt du, was ich meine? Weil solange, solange du immer mindestens einen Punkt in jeder Spalte hast.
Weißt du ziemlich genau,
wo sich ein Zeichen befindet und wo das nächste anfängt, weil der Abstand zwischen den beiden Spalten eines Zeichens ist ja kleiner als der Abstand zwischen den Zeichen selber.
Aber wenn wenn zu wenige Punkte vorkommen, habe ich manchmal die Schwierigkeit, dass ich nicht mehr weiß ja. Ne, wo das Zeichen jetzt anfängt. Und ich habe das Gefühl,
Wenn du noch ein zusätzliches Leerzeichen dazwischen machst, dann wird’s erst recht schwer. Also wenn zum Beispiel Leerzeichen L, Leerzeichen, irgendwas schreibst. Das das L ist besteht aus den Punkten eins, zwei und drei.
[1:35:45] Dann ist schwer zu erkennen, ob das jetzt eins, zwei, drei oder vier, fünf, sechs.
Ist. Das hast du bei bei den Zeichen, die in beiden Spalten mindestens einen Punkt haben, nicht. Also beim D zum Beispiel, also 1 4 und fünf, da hast du genug Punkte, um um genau zu wissen, was das ist.
Meike Zerbach:
[1:36:04] Ja, aber in der Basisschrift oder Vollschrift hast du niemals das Punkt eins, zwei, drei nicht da ist. Also du hast immer.
Entweder Punkt eins oder zwei oder drei.
Also von daher ähm hast du dieses Problem an dich nicht, dass du nicht weißt, es ist ein L oder kann es was anderes sein? Das hast du in der Basisschrift nicht.
Michael Holtkamp:
[1:36:24] Ja, stimmt. Gut, so lang, ja, okay. Also der Kontext hilft da.
Meike Zerbach:
[1:36:28] Also das hat es hat ist den Teilnehmern deutlich leichter gefallen,
In einzelnen Buchstaben zu lesen. Damit ging es wirklich gut. Da haben wir dann auch dann schon die ersten Witze und kurzen Texte dann lesen können und dafür gemeinsam halt nur eine Stunde gebraucht, um da,
diesen Text zu erarbeiten, sodass man am Ende des Textes auch noch an den Anfang des Textes erinnern konnte. Also das hat sich als äh sehr erfolgreich dargestellt.
Michael Holtkamp:
[1:36:53] Verstehe mich nicht falsch, also für den Anfang glaube ich ist das kann das durchaus helfen sicherlich. Ja. Ja. Ja.
Meike Zerbach:
[1:36:59] Ja, auf jeden Fall das, was im Endeffekt nach diesen beiden Seminaren klar war, ist ähm dass die Leute schon,
leicht die Buchstaben lernen, dass sie auch die Sonderzeichen leicht dann auch die Satzzeichen, das war überhaupt kein Problem, das kognitiv zu verstehen. Aber das, was wirklich schwierig ist,
ist das Lesen selber in dieses Lesen reinzukommen und deswegen äh ähm ist jetzt eine neue Ausschreibung. Ich werde
Ende Januar, Anfang Februar für vier Tage einen Workshop in Wernigerode wieder machen, wo es nur darum geht lesen zu üben,
Da sollen sich die Teilnehmer vorher bei mir melden, dass ich halt weiß, wie gut sie schon lesen können, ob sie halt schon die ersten Kürzel können, ob sie ähm Sonderzeichen kennen, ähm ob sie es schon schaffen.
Kurze Worte, Zusammenhängen zu lesen oder ob es noch leichter ist, wirklich Buchstabenweise zu lesen.
Michael Holtkamp:
[1:37:50] Bitte nochmal wann das ist.
Meike Zerbach:
[1:37:52] Das ist vom oh ich glaube 31. Januar bis 4. Februar oder so. Das ist von zweitausenddreiundzwanzig.
Michael Holtkamp:
[1:37:58] Zweitausenddreiundzwanzig. Okay.
Meike Zerbach:
[1:38:01] Genau, die Ausschreibung ist im BVN auch schon raus. Die ersten zwei Anmeldungen habe ich auch schon und ähm also ist ja noch ein halbes Jahr bis dahin und da geht es auch wirklich nur darum, gemeinsam das Lesen zu üben.
Michael Holtkamp:
[1:38:15] Heißt die Ankündigung ist auch schon online.
Meike Zerbach:
[1:38:19] Die müsste auch online sein.
Michael Holtkamp:
[1:38:20] Dich nicht gefunden. Ja. Sind deine Kontaktdaten noch die gleichen.
Meike Zerbach:
[1:38:23] Das sind noch die gleichen.
Michael Holtkamp:
[1:38:25] Und dann können wir die ja glaube ich mal eben erwähnen. Ja. Ne also Meike Punkt Zerbach at Outlook Punkt DE. Das ist die E-Mail-Adresse, die hier angegeben ist.
Meike Zerbach:
[1:38:34] Mit E.
Michael Holtkamp:
[1:38:35] Und dann ist hier noch eine Telefonnummer angegeben, null eins sieben sieben fünf vier sechs zwei eins fünf acht.
Man jetzt auch im Bild.
Meike Zerbach:
[1:38:46] Das ist die.
Handynummer und ähm wenn ich nicht ans Telefon gehe, ich höre die Mailbox regelmäßig ab und dann melde ich mich bei den Leuten halt wieder.
Michael Holtkamp:
[1:38:58] Okay und das findet wieder in Wernigerode statt.
Meike Zerbach:
[1:39:00] Das findet in Wernigerode statt. Genau, da gibt es dann Vollpension. Ähm es können auch gerne Begleitpersonen dort mit hinkommen.
[1:39:09] Ein niedlicher kleiner Ort, mitten im Harz, da fährt die Brückenbahn auch oben auf den Brocken hoch. Direkt am Wald gelegen, ganz ruhige Lage,
Gibt es sogar eine Blindenwaldwanderfahrt gegenüber der Pension, der ist also anderthalb Kilometer lang. Der ist ganz fantastisch ähm gebaut und zwar kommt man in den Wald rein,
Da ist der Bordstein abgesenkt, sodass man mit dem Langstock auch fühlen kann wo der Eingang in den Wald ist,
Bei den ersten fünfzig Metern liegen rechts und links direkt am Weg,
Baumstämme, sodass der Weg, also durch diese Baumstämme, begrenzt ist, dass ich mit Taststock fühlen kann
wo der Weg langgeht und dann gibt es einen Rundweg, da geht’s schon erstmal ganz schön steil in den Wald hoch am Berg hoch ähm und das bei einem Rundweg ringsherum auf der Innenseite dieses Rundweges liegen nahtlos Baumstämme.
Und so kann ich immer einmal mit dem Stock auf den Weg führen und einmal gegen den Baum stammen und komme halt von diesem Weg nie ab. Und dieser Weg ist tropfenförmig, das heißt, da wo die Spitze
dieses Weges ist. Da geht es ausm Wald wieder raus. Und so war das immer,
vor dem Seminar meinen Weg vor dem Frühstück erst einmal einen Rundgang durch den Wald
Während die Vögel gerade am Aufwachen sind, dann komme ich den Pension zurück, dann riecht es schon nach Kaffee und frischen Brötchen. Da gibt’s gemeinsames Frühstück und dann haben wir zum Lernen gemeinsam an den Tisch gesetzt.
Michael Holtkamp:
[1:40:34] Schön. Klingt gut. Ich muss meinen Harz. Ich weiß gar nicht so richtig, da gewesen bin ich noch nie.
Meike Zerbach:
[1:40:38] Ist es herrlich in dieser Atmosphäre auch noch Geld verdienen zu können.
Ja, ist also wirklich eine sehr, sehr private Atmosphäre, dass die Pension ist klein. Die haben dort auch nur drei Angestellte. Also eine sehr persönliche Atmosphäre.
Äh was der Vorteil an diesen Aura-Pensionen oder Aura Hotels ist, die verfügen dort
über diese Hilfsmittel wie die ähm diese Schreibtafeln, die Prägetafeln, genauso die Schreibmaschinen, solche Dinge müsste ich ja für Seminare sonst entweder anschaffen oder mit dorthin bringen, aber die verfügen halt über diese Hilfsmittel
und äh dann brauche ich das nicht mit hinzunehmen.
Michael Holtkamp:
[1:41:16] Gut ähm ich hatte mir.
Wir haben jetzt schon einige Zeit gesprochen. Ähm ich will da jetzt nicht allzu viel Zeit drauf verwenden, aber da ich ja ohnehin schon hier
grade die meine Tabelle mit den Blindenschriften eingeblendet hatte. Ich hatte dir ja gesagt, ich hatte versucht dem Ganzen noch mehr Struktur zu geben und ähm.
Zu verstehen, wie genau die Acht-Punktschrift äh aufgebaut ist und.
[1:41:51] Du also was du eben erklärt hast ähm mit den ersten zehn Buchstaben,
A bis J, die dann ergänzt werden um den Punkt drei, um die nächsten zehn Buchstaben zu erhalten. Ähm das hat ja offensichtlich System, aber ich wollte verstehen, ob da vielleicht noch mehr System dahinter ist, weil mir hilft das,
Ähm mir hilft das dabei mir so Dinge zu merken und jetzt ist es so.
[1:42:20] Wie du schon richtig sagtest, die Buchstaben A bis J, die ersten zehn Buchstaben des Alphabetes bestehen ausschließlich aus den Punkten eins, zwei, vier und fünf, also vier verschiedenen Punkten. Die Punkte drei und sechs sind nie enthalten. So,
Bei vier Punkten hast du ja insgesamt 16 Kombinationsmöglichkeiten, weil zwei hoch vier, nicht nur die zehn. Also habe ich,
habe ich alle 16 Zeichen in einer Reihe aufgeschrieben,
Dadrunter dann in der nächsten Zeile die nächsten 16 dann nochmal sechzehn, dann nochmal sechzehn und dann hast du alle vierundsechzig Kombinations,
Möglichkeiten und also die erste Zeile ist ohne Punkt drei und ohne Punkt sechs. In der zweiten Zeile kommt dann Punkt drei hinzu. Die dritte Zeile hat drei und sechs und die vierte Zeile hat dann nur noch den Punkt sechs. Mhm.
So und von Spalte zu Spalte wollte ich dann auch noch gucken, ob das irgendwie ein System hat. Du hast und es hat ein bisschen System.
Die ersten acht Zeichen, also von A bis H. Die enthalten ja alle den Punkt eins.
Meike Zerbach:
[1:43:23] Punkt eins. Ja.
Michael Holtkamp:
[1:43:26] Und I und J sind dann die beiden, die den Punkt eins nicht beinhalten.
Meike Zerbach:
[1:43:30] Aber die haben Punkt zwei.
Michael Holtkamp:
[1:43:32] Ja, Moment. Ja, ja.
Meike Zerbach:
[1:43:33] Ja, ja. Ja.
Michael Holtkamp:
[1:43:35] Äh ja. Ja, ja. Komme ich gleich zu, aber wenn du wenn Punkt 1 gesetzt ist und du also nur die Punkte zwei, vier, fünf noch durch variierst,
dann hast du ja eben nur acht Kombinationsmöglichkeiten. Also die ersten acht Zeichen sind die mit Punkt eins und dann werden alle acht Kombinationen durchgegangen.
Und dann die nächsten 8 Zeichen, die haben dann Punkt eins nicht,
Dann werden wieder die anderen drei Punkte da werden die Variationen dann wieder durchgegangen,
So und diese diese Variation hat auch so ein bisschen System, ne? Also,
Buchstabe A hat außer Punkt eins keinen anderen Punkt. Buchstabe B hat er noch zusätzlich Punkt zwei, aber auch sonst keinen anderen.
Darauf folgen dann 3 Zeichen. Die haben alle nicht den Punkt eins. Schuld, nee, äh die haben nicht den Punkt zwei. Natürlich haben die den Punkt eins, die haben aber nicht den Punkt zwei.
[1:44:36] Und also CD und Ehe. C hat den Punkt vier, D hat 4 und fünf, E hat nur fünf. Also vier, vier und fünf.
Alles ohne den Punkt zwei. Dann die nächsten drei Buchstaben, also FG und H, die haben den Punkt zwei.
Dann sind die Kombinationen von vier und fünf oder die gleichen. Mhm. Also erstes ist nur der Punkt vier und das ist Punkt vier und fünf und dann ist es Punkt fünf.
Ein, zwei und 5 ist der Buchstabe H. So und das sind die ersten acht Zeichen. Und dann hast du.
I und J, das ist dann einmal Punkt vier, dann Punkt 4 und fünf, jeweils mit Punkt zwei.
Jetzt jetzt wird’s schwer, das zu verstehen, ne, aber du hast immer dieses vier, vier und fünf fünf immer diese drei Zeichen zusammen. Also habe ich dann äh I.
Was ist das.
Meike Zerbach:
[1:45:39] I ist zwei.
Michael Holtkamp:
[1:45:40] Semi Colon.
Nee, nicht so wie Colon äh Doppelpunkt. Ja. Ne, also der Doppelpunkt ist Punkt zwei und Punkt fünf.
Meike Zerbach:
[1:45:49] Fünf.
Michael Holtkamp:
[1:45:51] So, also so habe ich das dann fortgesetzt und so habe ich dann die komplette.
Meike Zerbach:
[1:45:55] Ja. Aber du hast bei den Buchstaben ähm das ist was, das würde ich halt rausschneiden. Das ist zu langatmig dann. Ähm du hast bei den Buchstaben immer Punkt eins,
Oder zwei, aber du musst auch immer einen Punkt in der oberen Zeile haben, entweder eins oder vier,
Das sind die Basisbuchstaben. Äh was erbasis und außer Vollschrift. Ähm.
Michael Holtkamp:
[1:46:20] Ach so, das meintest du. Also A bis H haben alle den Punkt eins, J und J haben zwar nicht eins, aber die haben dann den Punkt.
Meike Zerbach:
[1:46:26] Genau. Die haben den Punkt vier. Also du musst entweder Punkt eins oder Punkt vier haben für die Buchstaben. Ja. Und ähm.
Also entweder eins oder zwei, das ist wichtig.
Also du musst einen Punkt in der ersten Zeile in der ersten Spalte haben und einen Punkt in der zweiten. Nee,
In der zweiten Spalte nicht unbedingt, weil A hat ja nur an A, B hat hier eine erste Spalte. Also du musst einen Punkt in der ersten Spalte haben mindestens einen. Mhm. Und du musst aber auch einen Punkt.
Oberen Zeile haben.
Damit ist es ein Buchstabe und alles andere sind dann Sonderzeichen, weil der Punkt vier alleine ist für die Kurzschrift ein Zeichen.
Und wenn du ne und die ähm die Satzzeichen die sind alle in der zweiten und dritten Reihe.
Ein Satzzeichen ist niemals in der obersten Zeile. So ein Ersatzzeichen sind immer unten. Ja. Und das gibt dem Ganzen dann die Strukturen, das sind halt dann die letzten Punkte.
Michael Holtkamp:
[1:47:29] Genau,
Die Sache ist es gibt eben so unheimlich viele Regeln und dann ist sind diese Zeichensätze ja auch historisch gewachsen ne also wer es nicht weiß die Blindenschrift geht auf Louis Brei Brei ich weiß nicht ja Franzosen.
Meike Zerbach:
[1:47:42] Louis.
Michael Holtkamp:
[1:47:46] Brael. Ja. Okay.
Ähm aufgewachsen ist, da glaube ich, in einem Vorort von Paris. Ich meine, Anfang 9zehntes Jahrhundert oder so und der war eigentlich normal sehend.
Ähm hat sich aber im Alter von drei Jahren oder so verletzt mit einer, ich glaube Aale heißt das Werkzeug. Sein Vater war Sattler und hatte eine Werkstatt, da hat er da gespielt und hat sich mit diesem mit dieser Aale an dem einen Auge verletzt. Das hat sich entzündet
und dann bis er fünf war, war er komplett erblindet und er war dann in Frankreich, ich meine in Paris war ja,
ähm zumindest als Lehrer, vielleicht schon als Schüler an so einer äh Einrichtung, Schule für Blinde und als er dann selber unterrichtet hat, hat er,
die Blindenschrift, so wie wir sie heute kennen, also diese Sechs-Punkt-Schrift entwickelt und als Inspiration diente.
[1:48:38] Eine, wie nannten die das? Ich glaube, Nachtschrift des französischen Militärs. Also die hatten so eine so eine Punktschrift entwickelt mit Hilfe derer sie,
sich ähm in den Schützengräben oder sonst wo ähm austauschen konnten, lautlos. Ähm.
Auch wenn’s dunkel war,
Irgendwie wusste er davon oder hat davon erfahren und er hat das dann genutzt, um um die Punktschrift zu entwickeln, die wir heute kennen. Aber die und das war am Anfang nur die Sechs-Punkt-Schrift,
Haben wir zum Beispiel also in der in der deutschen Blindenschrift das Problem, dass die Franzosen nicht nur keine Umlaute kennen. Sie kennen auch das wenig. Deswegen kommt das Wehen dieser Schematik nicht vor.
Dritten Zeile beginnend mit dem Buchstaben U. Da haben wir UV XYZ. Das sind dann jeweils die.
[1:49:31] Ersten fünf Buchstaben A bis E beziehungsweise die Buchstaben KL MNO ergänzt um den Punkt sechs.
Das W fällt aus diesem System raus, einfach weil das französische meines Wissens kein Weg kennt. Dann hast du natürlich noch die Umlaute und und und,
Und dann kam dann kommt kommt Computerbrei hinzu, ne, also der ähm mit acht Bit,
Kann man 256 verschiedene Zeichen darstellen, also brauchte man.
Ähm als als die ersten Computer entwickelt wurden, brauchte man dann irgendwie eine Möglichkeit, alle 256 Zeichen, die einen Computer kennt äh auch in Punktschrift darzustellen und so wurde dann.
Meike Zerbach:
[1:50:16] Das ja, das Problem beim Computer ist ja, dass du ähm auf der Zeile die gleichen Zeichen,
Ähm Anzahl haben musst wie in den Word-Dokument. Das heißt ähm,
Äh in Brei ist es ja so, dass wenn du eine Zahl hast, die eins zum Beispiel, die besteht aus zwei Feldern. Du hast erst das Zahlenzeichen und dann das A, was dann mit dem Zahlenzeichen zusammen eins bedeutet. Mhm. Aber so hast du ja zwei Plätze belegt.
Aber es muss halt genauso auf die Zeile vom Computer übertragen werden, dass du halt auch dann nur ein Feld hast,
Deswegen musste es so geändert werden, ähm dass halt auch die Zahlen nur ein Feld beinhalten,
genauso Groß- und Kleinschreibung trotzdem noch erkannt werden kann in der Sechs-Punkt-Schrift hast du das K, was dann halt an einem Feld versetzt wird, das heißt, das ist Punkt vier und Punkt sechs ist das Zeichen für groß geschrieben,
und ähm das geht ja nicht ähm auf der Braillzeile. Dann hättest du ja wieder zwei Felder, also muss das nur Punkt sieben und acht so ergänzen,
Das ist halt genau die gleiche Anzahl von Buchstaben hat oder gleiche Anzahl von Verzeichen wie in dem Wörtdokument.
Michael Holtkamp:
[1:51:34] Also in der acht Punkt Schrift gibt es eigene Zeichen für Großbuchstaben, die es in der Sechspunktschrift nicht gibt. Ne und eigene Zeichen für die Ziffern,
Ähm genau. Das ist übrigens das sollte ich eben erwähnen. Ähm es ist hier bei der Zahl neun, beziehungsweise dem Ö in der Sechs-Punkt-Schrift. Da fehlt in meiner Tabelle hier das dazugehörige,
Blindenschrift Zeichen, das hat einfach damit zu tun, dass es wohl ein Fehler in der Unicode-Tabelle von Apple gibt. Also wenn ich versuche, dieses Zeichen einzugeben, ähm erscheint glaube ich das Zeichen für die Acht.
Ähm aber gut.
[1:52:15] Gut. Mit der Blindenschrift sollten wir uns vielleicht nicht allzu lange aufhalten. Wie gesagt, ich wollte gucken, ob da na ich wollte dem Ganzen irgendwie ein bisschen System geben, aber es ist eben historisch gewachsen und es gibt so einige Dinge, die man wissen muss. Dann ist es ja auch so, dass ähm.
Es es gibt die Acht-Punkt-Schrift, also Computerbrei, aber Eurobreie ist dann wiederum dass es dann der westeuropäische.
Zeichensatz ähm und aber es gibt auch andere.
Ne, also für andere andere Sprachräume,
also wo eben andere Zeichen benötigt werden und.
Na ja, gut, lassen wir’s mal, aber und ja, dann gibt’s manchmal und in in meiner Tabelle hier sind manche Dinge auch einfach schwer darzustellen, weil es gibt so ein paar Dinge, äh da haben die, die sich das überlegt haben, äh schon Gedanken gemacht,
Dazu, also um das irgendwie äh um den Zeichensatz.
Sinnvoll zu gestalten, aber die lassen sich in meiner Tabelle nicht darstellen. Zum Beispiel gibt es ja gibt es ja Zeichen wie,
eine öffnende und eine schließende Klammer. Da ist auch das Brallzeichen jeweils einfach das seitenverkehrte Zeichen des des jeweils anderen,
in meiner Tabelle hier tauchen die natürlich dann nicht nebeneinander auf, sondern die sind über die Tabelle verteilt. Also ähm das macht’s ein bisschen schwierig äh oder dann gibt’s.
Meike Zerbach:
[1:53:37] Mhm. Das macht’s ein bisschen schwierig. Mhm. Aber ich glaube, das ist was, was auch jetzt äh zu sehr ins Detail geht. Ja genau. Ne, das ist dann sehr anstrengend.
Michael Holtkamp:
[1:53:44] Ja, ja, genau. Genau. Ähm wolltest du zu deinem Kurs noch irgendwas.
Die Leute ich in die Sendungsnotizen, ich suche noch mal nach der Ankündigung vom BVN, falls ich die finde, verlinke die oder vielleicht kannst du sie mir zuschicken.
Meike Zerbach:
[1:53:59] Vielleicht kannst du sie mir zuschicken. Die kann ich ja gern noch mal zuschicken.
Michael Holtkamp:
[1:54:02] Und deine E-Mail-Adresse und Telefonnummer schreibe ich auch noch mal in die Sendungsnotizen.
Meike Zerbach:
[1:54:06] Ja? Also ich wollte ganz gerne nochmal wieder einen neuen Kursus machen ähm für äh für Leseanfänger,
aber jetzt noch ein bisschen am Überlegen. Ich habe nächste Woche erst einmal ein Vorstellungsgespräch in Hannover beim Blindenverband äh weil ich so dachte, warum soll ich mal nach Wernigerode fahren? Ich meine, Wernigerode ist für mich so nebenbei immer noch Urlaub,
Urlaub während der Arbeit sozusagen, das ist schon schön, einfach mal in einem anderen Ort dann
Zu leben, zu unterrichten. Ich genieße die Atmosphäre da wahnsinnig. Aber ähm ich fände es toll, wenn der Blindenverband von Hannover ähm im Endeffekt sich auch damit rühmen könnte, dass
alle Menschen des Blindenverbandes in Hannover die Möglichkeit hätten, wirklich prall zu lernen und zu lesen. Und meine Idee war’s einfach,
dass man da einen Workshop machen könnte, vielleicht alle 14 Tage,
vormittags Unterricht stattfindet für diejenigen, die noch nicht,
lesen können und alle diejenigen, die zwar die Buchstaben schon kennen, aber noch nicht ins Lesen rein,
sind, dass man da so eine offene Lesegruppe hat und dass sich das Lesematerial für die dann auch
meinem Drucker so vorbereiten kann, dass sie halt äh vorwärts kommen, aber man halt gemeinsam lesen kann. Weißt du, wenn halt einer schon zusammenhängende Wörter lesen kann, der kann ja den gleichen Text kriegen wie jemand,
Bisher nur einzelne Buchstaben lesen kann. Ähm,
So kriegt der eine es halt mit den Lücken zwischen den Buchstaben und der Nächste kriegt das dann ohne Lücken zwischen den Buchstaben.
[1:55:31] Wir halt an den gleichen Texten arbeiten können und jeder auf seine Weise gefördert wird.
[1:55:37] Nächste Woche ein Vorstellungsgespräch, du kannst mir mal die Daumen drücken, dass das wäre schon toll, wenn das funktionieren würde und alle 14 Tage wäre eigentlich optimal für den Fall, dass man mal nicht kann,
liegen nur vier Wochen dazwischen, wenn’s nur einmal im Monat stattfinden sollte, ähm ja dann sind da schon zwei Monate dazwischen, wenn man mal verhindert ist ähm das ist dann eine ziemlich lange Zeit.
Aber das schauen wir dann mal.
Michael Holtkamp:
[1:55:59] Wenn ich das hier veröffentliche, liegt dein Vorstellungsgespräch wahrscheinlich schon in der Vergangenheit. Ähm sollte sich daraus irgendwas ergeben ähm sollte es irgendwelche,
irgendwelches Material oder irgendwelche Ankündigungen geben, die ich noch,
schick mir das ruhig alles zu. Ähm.
Meike Zerbach:
[1:56:18] Ja und so wollte ich mich halt jetzt auch erstmal nicht verzetteln. Also ich werde schon mal äh eine dann eine neue Förderung beantragen, die letzten beiden Seminare habe ich über eine,
in Berlin fördern lassen. Ähm die Teilnehmer in Wernigerode die brauchten also nur die Übernachtungskosten zu zahlen und die Vollpension
die der Kursus selber wurde von einer Stiftung getragen. Und äh.
Michael Holtkamp:
[1:56:42] Die mussten gar nicht die mussten nirgendwo die Kostenübernahme beantragen so wie sonst üblich ist.
Meike Zerbach:
[1:56:48] Nein, das das lief wirklich über eine Stift,
die hatte ich dann aufgetrieben und die hatten sich bereit erklärt, ich hält damals sechs Seminare erstmal beantragt, weil ich dachte, man könnte die Kurzschrift auch noch mit hinten dranhängen. Sie haben sich aber nur auf zwei, was heißt nur, in Anführungsstrichen nur auf zwei Seminare ähm.
Dann ähm geeinigt haben wir uns darauf geeinigt,
Für für die Basisschrift und für die Vollschrift, also für die Anfängergruppen, um dann einfach zu gucken, wie es läuft und ob man dann halt weitere Seminare dort beantragen kann.
Ähm sie waren also mit einer Durchführung auch sehr zufrieden. Von daher,
ich wahrscheinlich dann auch wieder für neue Anfängerkurse ähm dort eine Förderung beantragen.
Michael Holtkamp:
[1:57:31] Viel wert, wenn die okay ich meine wenn’s irgendwas umsonst gibt, das ohnehin schön, aber ne normalerweise ist diese diese Beantragung der Kostenübernahme ich meine natürlich macht sie Sinn und ich verstehe.
Teil des Ganzen ist, aber es kann sehr viel Zeit kosten und kann sehr viele Nerven kosten manchmal. Also zum Beispiel, dass das O und M Training,
äh dass wir 2019 besucht haben. Da musste ich die die Hotelübernachtung komplett selber bezahlen, weil meine Krankenkasse gesagt hat.
Ähm ich brauche eine ein ambulantes Training.
Auch nicht mit sich reden lassen. Ich meine, das Gegenteil war der Fall. Ich brauchte eine stationäre oder,
vor allem eine eine ein intensives Training, nicht eines, was ich über Monate und Jahre zieht, sondern dieses,
zweiwöchige Intensivtraining, erst eine Woche in Timmendorfer Strand in einer kleinen Stadt oder auf einem Dorf ähm und danach eine Woche in Hamburg in der Großstadt war für mich genau das Richtige. Und zu dem Zeit.
Meike Zerbach:
[1:58:37] Mhm. Und wahnsinnig anstrengend. Ich fand’s sehr anstrengend, ja.
Michael Holtkamp:
[1:58:41] Ja
Meike Zerbach:
[1:58:45] Ja gut, aber ich war natürlich auch wieder voll blind unterwegs. Das ist dann noch wieder was anderes,
wenn du so das Rest sehen noch mit nutzen kannst. Ähm also gerade die Geräuschkulisse in Hamburg mit den großen Kreuzungen oh Gott, wenn die Sonne schlumpft
Denke, vierspurig und dann halt äh ohne
ähm also ohne die Ampel zu sehen, genau zu sagen, wann darf ich laufen, wann kann ich über diese Kreuzung rübergehen? Ah das ist schon eine mehr als eine Mutprobe.
Fand ich sehr, sehr anstrengend.
Michael Holtkamp:
[1:59:18] Ja. Ja, das war für mich jetzt nicht so das das bin ich gewöhnt und ich habe ja auch noch einen Seerest. Also für mich ist es ohnehin einfacher.
Aber ja, ich mache das mal ein bisschen anstrengend, aber dafür haben wir auch einiges gelernt.
Meike Zerbach:
[1:59:34] Oh wahnsinnig, ja. Ja.
Michael Holtkamp:
[1:59:36] Und also für mich war’s auf jeden Fall, es war sowieso, es kam ähm es war eine war so eine Zeit in meinem Leben, wo es einfach sehr gut passte,
Ähm ich hatte da die zwei Wochen Zeit. Ich brauchte ein bisschen mehr Auszeit
und zum Glück hat das geklappt. Wie gesagt, ich hatte ein bisschen Probleme mit der Krankenkasse. Ich hatte da einen,
der war ein bisschen schwierig. Immer vorsichtig auszudrücken und er wollte,
Erklären, dass ich eben eine ambulante Versorgung an meinem Wohnort brauche.
[2:00:08] Ähm zu dem Zeitpunkt wohnte ich schon wieder in Dorsten, aber damals in meinem Elternhaus.
Und also genau in der Umgebung, wo ich mich besonders gut auskenne und da brauchte ich am wenigsten eine Schulung für, ne. Ich brauchte ich brauchte den Langstock und ich brauchte eine Schulung im Umgang mit dem Langstock, sodass ich mich,
an allen Orten, auch an denen mir fremden Orten orientieren kann und dass ich einfach den Stock, ich meine, ich kann mich ähm aufgrund der Art,
Sehbehinderung, die ich habe, kann ich mich im Raum ganz gut orientieren. Ich habe eher Probleme damit,
Schilder zu lesen und Gesichter zu erkennen und so ja aber ich habe versucht dem zu erklären, nee ich brauche eigentlich eben ne ich ich muss wissen, wie ich mit dem Langstock umgehe, damit ich mich überall orientieren kann.
Ähm und deswegen ist diese Stationäre genau das Richtige für mich,
zwei Wochen Intensivtraining ist, ist genau das richtige für mich. Es ist nicht mal,
Ist halt nicht mal ein Kostennachteil dargestellt für die, also war gar nicht mal teurer und es gab,
sachlichen Grund äh mir die Kostenübernahme auch für die Übernachtung.
Zu gewähren und ja mein Sachbearbeiter war dann irgendwann im Urlaub und dann habe ich noch ein bisschen mit seiner Urlaubsvertretung gesprochen und die hat.
[2:01:26] Genau dann das zugegeben, was ich hier gesagt habe, ne. Es gibt keinen guten Grund. Es ist das Intensivtraining ist nicht teurer, gar nichts und die Krankenkassen haben ja auch irgendwie alle die gleiche Entscheidungsgrundlage.
Ähm ich kenne mich da nicht so aus, ne, aber es gibt ja irgendwie wenn du bei der bei einer anderen Krankenkasse versichert bist, müssten die eigentlich.
[2:01:50] Wenn Ihnen der identische Fall vorliegt, müssten Sie genauso entscheiden wie jede andere Krankenkasse auch. So und ich hatte die Information von,
Ihres Institut, dem Veranstalter des Workshops oder Seminars, dass alle anderen Teilnehmer,
Kostenübernahme genehmigt bekommen hatten. Dann hatte ich meiner Krankenkasse gesagt, ihr seid hier die Ausnahme,
wenn ihr wenn ihr Recht habt, haben alle anderen Unrecht und das hat die Urlaubsvertretung dann auch zugegeben, aber es hat nichts geholfen. Am Ende musste ich das,
musste ich das selber tragen. Es soll ich meine, das war’s trotzdem wert, aber ich versuche nur ein Beispiel dafür zu geben, dass es sehr, sehr viel Zeit und manchmal eben auch Geld.
Kosten kann und sehr viele Nerven kosten kann, sich um den ganzen Kram zu kümmern.
Meike Zerbach:
[2:02:40] Ja, dass das stimmt. Also mit dem Mobilitätstraining, da hatte ich absolutes Glück, äh meine Krankenkasse, ich hatte ein sehr sehr gute Sachbearbeiterin
damals. Ähm das war überhaupt kein Problem. Das habe ich sofort genehmigt bekommen. Sie hat er erst, also wir mussten zwar zwei, drei Mal telefonieren. Ähm sie wollte halt die Vorzüge der,
stationären
Das sind Ehrenmobilitätstrainings, dann wissen, ähm das hatte ich ihr dann auch erklärt und äh das hatte sie sofort eingesehen, von daher, das dauerte glaube ich 14 Tage, dann hatte ich die Genehmigung,
da wo ich wirklich große Schwierigkeiten hatte, ähm das war halt über die Rentenversicherung. Ähm als wenn man berufstätig ist, dann steht es einem halt so, dass man ähm eine blindentechnische Grundausbildung bekommt.
Ähm halt im Umgang mit dem Computer. Denn durch die Erblindung war ich ja im Prinzip,
ja wirklich unselbstständig. Ich konnte keine E-Mails mehr schreiben, ich kam ja mit einem ganz normalen Computer nicht mehr zurecht, konnte das nicht ausdrucken lassen, solange man mit der Sprache sogar ist, mit dem Screenreader,
äh zurechtkommt, sind ja einem diese ganzen Möglichkeiten erstmal verwehrt. Excel kannte ich vorher auch nicht. Also von daher, ich war am Computer sowieso,
früher nie besonders gut. Hm aber diese Ausbildung steht einem zu
über die Rentenversicherung, wenn man berufstätig ist und das hat bei mir anderthalb Jahre gedauert, bis ich da eine Genehmigung bekommen habe.
Michael Holtkamp:
[2:04:00] Muss man Angestellter sein, ne, für Selbständige und Freiberufler wie mich. Das wird wahrscheinlich auch nochmal.
Meike Zerbach:
[2:04:05] Ja, dass es bestimmt nochmal wieder anders. Mhm.
Michael Holtkamp:
[2:04:09] Ja ich habe das.
Bin ohnehin Autodidakt, ne? Also ich habe abgesehen von dem Blindenschriftkurs, den ich eben schon mal erwähnt hatte und jetzt diesem O und M Training habe ich noch nie irgendeine Schulung besucht,
Ähm ich habe so meine paar Hilfsmittel, aber jetzt eigentlich auch nur so das Nötigste würde ich sagen.
Meike Zerbach:
[2:04:27] Mhm.
Michael Holtkamp:
[2:04:30] Komme ich ganz gut klar.
Meike Zerbach:
[2:04:32] Mhm. Ja, ich hätte mich einfach schon rechtzeitig um diese Dinge kümmern müssen, aber ich könnte zum Beispiel auch nie als Zehnfingersystem,
Computer an der Tastatur.
Michael Holtkamp:
[2:04:42] Verstehe ich bis heute nicht, wie Leute, die einen Großteil des Tages am PC arbeiten, dann überhaupt bewältigt bekommen, wenn sie nicht das Zehnfingersystem.
Meike Zerbach:
[2:04:51] Physiotherapeutin brauche ich nicht am Computer zu arbeiten. Da arbeite ich am Menschen und die anderen Sachen, die habe ich mit der Hand aufgeschrieben überwiegend. Also ich habe relativ wenig Zeit am Computer verbracht. Von daher brauchte ich nie ein Zehnfingersystem.
Michael Holtkamp:
[2:05:04] Deswegen sage ich deswegen sage ich Leute, die einen Großteil des Tages am PC verbringen. Also ich kann die komplette Tastatur,
äh bedienen ohne hinzugucken. Mhm. Ich kann auch den Videomischer, der hier neben mir steht.
Also ich muss Ihnen ja blind bedienen und dann lerne ich dort halt und dann geht das auch und ich könnte mir nicht vorstellen.
Die Buchstaben mit den Augen suchen zu müssen oder so.
[2:05:30] Gut, man lernt das halt, wenn man muss, ne und ich ähm ich hatte Glück, aber ich habe das Zehnfingersystem schon sehr früh gelernt. Da war ich noch in der Grundschule, weil ich
Straße, in der ich aufgewachsen bin. Da gab’s jemanden, der,
mal so Schreibmaschinenkurse angeboten und ich habe noch auf so einer Olympus Schreibmaschine gelernt,
noch sehr jung und alle anderen Kursteilnehmer, haben vielleicht so 30 insgesamt. Die anderen, das waren alles so Studenten würde ich sagen und manche von denen haben auch schon schon auf so,
Elektronischen Schreibmaschinen hießen die glaube ich gelernt also wo man nicht mehr so viel Kraft aufwenden musste um die Tasten zu drücken, aber es waren immer noch Schreibmaschinen.
Und ja dann habe ich das damals gelernt und ich hab’s dann irgendwie vielleicht so zwei, drei Jahre nicht gebraucht und dann irgendwann.
Irgendwann hat man einen Computer zu Hause. So und dann ging’s los und dann hatte ich einen Anwendungsfall und dann einfach durch Übung habe ich das dann wieder aufgefrischt und irgendwann ging’s dann,
Und irgendwann weißt du halt nicht nur, wo die Buchstaben und die die Ziffern sind, sondern weiß da auch alles andere äh bei welcher Ziffer es noch welches Sonderzeichen dabei und und und.
Meike Zerbach:
[2:06:37] Ja, ich wollte damals 2tausendachtzehn, als äh ich die Linsenoperation dann hinter mir hatte oder einfach so merkt, dass ich das erste Mal am Computer wieder war, oha, das Ganze wird deutlich schwieriger und da habe ich so gedacht, ich fange mit dem Zehnfingersystem an. Das gibt es ja auch online.
Aber mit einem ganz extremen Tunnelblick, wenn man nur noch einzeln äh ja, es gibt so ein so ein Schreibmaschinenprogramm, das kann man auch online machen.
Das gibt es und darüber wollte ich das dann mehr an dich erarbeiten, aber wenn der Tunnelblick dann schon so klein ist, dass du nur noch die einzelnen Buchstaben auf der Tastatur siehst, aber dann wirklich nur noch eine Taste, also von einer Taste nur noch den Buchstaben,
ist das so ein Gesuche auf dieser Tastatur. Das war dann leider nicht mehr möglich.
Und damit hatte ich auch leider einfach den Anschluss verpasst.
Michael Holtkamp:
[2:07:25] Das ist der Unterschied zwischen.
Zwischen dem, was ich habe und dem, was du hast, ne, also eine eine juvenile Makuladegeneration, wie die, die ich habe und einerseits und dann andererseits RP,
so dass der Krankheitsverlauf,
So, in etwa das Gegenteil ist, ne, so bei mir, also die die Rückseite des Auges, die Netzhaut oder oder Retina, die hat in der Mitte die Makula, das ist, ich glaube, das ist nur so ein Punkt, der ist vielleicht hat ein Durchmesser von zwei Millimetern.
Meike Zerbach:
[2:07:56] Punkt, wo der der Sehnerv aus dem Auge austritt.
Michael Holtkamp:
[2:08:00] Das ist der Punkt des schärfsten Sehens. Genau und die, ich glaube, die Fotorezeptoren auf der Netzhaut, das sind zum einen die sogenannten Zapfen, die sich auf der Makula befinden und ringsherum auf dem Rest der Netzhaut sind’s die Stäbchen.
Und bei dem, was ich habe, also bei einer bei einer Makuladystrophie ähm da verschlechtert sich eben das zentrale Sehen, also scharfe Sehen.
Ähm oder zumindest zunächst und dann vielleicht später das Periphere sehen, je nachdem und bei,
andersherum, ne? Also da entwickelt sich, wie du sagst, da entsteht dieser Tunnelblick, weil,
immer enger wird und.
Meike Zerbach:
[2:08:37] Netzhaut gibt die Funktion auf, also sie verknöchert die einzelnen ähm Stäbchen und Zapfen, die hören dann auf zu arbeiten und ähm von daher wird der Tunnelblick immer kleiner und immer kleiner, irgendwann hat man nur noch das zentrale Sehen
Und ähm es war halt auch so, dass immer die Bereiche, die dann später erblindet sind, da gab es dann erst so helle Punkte da drauf, die dann so ein bisschen,
waren ähm und dann haben sie irgendwann dann die Funktion aufgegeben.
Michael Holtkamp:
[2:09:04] Den komischen, was heißt komisch, aber den den Effekt oder das Symptom, dass,
so keiner erwarten würde. Ich werde eben immer lichtempfindlicher. Ich glaube Fotophobie nennt man das. Licht oder blendempfindlich,
und ich habe irgendwann, ich glaube, ich verstehe jetzt auch, womit das zu tun hat. Also bei mir ähm also Morbus Stargard ist ein Stoffwechselproblem in der Makula. Da ist irgendwie, da wird aus,
aus See purpur wird Seegelb und dann wird das irgendwie codiert mit dem ABC A4 gehen und durch irgendeine,
Abtransportiert. Also normalerweise und aufgrund der,
Mutation auf dem ABC auf vier gehen, wird dieses Sehgelb bei mir nicht vernünftig abtransportiert,
lagert sich dort an, so dass es im Wesentlichen im Wesentlichen die die Ursache und äh dadurch,
äh geht eben die Funktionsfähigkeit der Zapfen in der Makula immer weiter zurück und dann kann es je nach Krankheitsverlauf kann es so sein, dass sich,
Das dann auch noch fortsetzt. Ausgehend von der Makula irgendwie auf der auf der restlichen Netzhaut, so dass auch das periphere Sehen immer mehr betroffen ist. Aber was wohl ähm es ist wohl so, dass die Stäbchen,
Also die die Zapfen auf der Makula sind verantwortlich fürs scharfe Säen.
[2:10:25] Die Stäbchen eben nicht so, aber die Stäbchen sind viel viel lichtempfindlicher und was mein Auge oder mein Gehirn macht, weil die Zapfen.
Weil die Funktionsfähigkeit der Zapfen immer weiter nachlässt, ist, dass die immer mehr.
Auf die Informationen setzen, die von den Stäbchen kommen so in etwa und da die so lichtempfindlich sind, nehme ich Licht.
Als immer blendender war.
Meike Zerbach:
[2:10:52] Obwohl die Erfahrung habe ich auch gemacht, also je schlimmer oder je schlechter das sehen würde, umso blendempfindlicher war ich und das kenne ich auch von anderen, dass man dann ja auch irgendwann ähm halt spezielle Brillen trägt,
Die ähm diese Blendung dann rausnehmen, also polarisierende Gläser sind da sehr, sehr hilfreich. Es gibt ja auch noch verschiedene Einfärbungen, die manchen Leuten wirklich helfen. Bei mir war diese Einfärbung immer egal, also egal, ob es jetzt Orange, Gelbe, Braune,
Gläser waren, ähm die haben meinen Sehen,
leider nicht geholfen, aber die Polar polarisierenden,
Sonnenbrillen, äh die diese Spiegelung den raus dem,
Was ja auch für ähm Sportbrillen zum Beispiel die Skibrillen sind mittlerweile alle polarisierend, so dass man so diese Spiegelungen auf der Straße zum Beispiel für,
Bei Sportlern, dass du auf Radsportler oder auch beim Autofahren, dass man diese Spiegelung auf der Straße dann nicht mehr sieht. Ähm.
Michael Holtkamp:
[2:11:46] Diese Effekte kann ich irgendwie nie also dieses auch Kantenfilterbrillen und so. Ich kann da irgendwie keinen so nennenswerten Effekt darstellen, weil ich trage ständig.
Meike Zerbach:
[2:11:55] Mhm. Vor allem mhm.
Michael Holtkamp:
[2:11:55] Freue mich. Ich trage auch jetzt eine Sonnenbrille und weil ich habe hier sieht man auf dem Kamerabild nicht, aber da ist ein LED-Panel und da über dir ist ein LED-Panel,
die würden mich blenden, deswegen habe ich eine eine Kappe auf, um eben von denen nicht geblendet zu werden und eine Sonnenbrille. Wenn ich draußen unterwegs bin,
Trage ich die auch üblicherweise, aber ich habe jetzt,
Wir haben jetzt Ende Juli ähm ich arbeite oft noch bis,
abends und wenn ich nach Hause gehe ist oft so die Zeit kurz vor oder kurz nach Sonnenuntergang.
Manchmal ja ja.
Meike Zerbach:
[2:12:31] Die Einzelzeit, wo ich wirklich gut gucken konnte, so der Sonnenaufgang, Sonnenuntergang, so diese Dämmerung. Das war meine Lieblingszeit.
Michael Holtkamp:
[2:12:36] Aber auch wenn die Sonne noch draußen ist, weil ich habe jetzt noch kurz vor Sonnenuntergang, also ich meine jetzt nicht Abenddämmerung, sondern ich meine, wenn sie noch deutlich überm Horizont steht.
Meike Zerbach:
[2:12:45] Na dann, ich.
Michael Holtkamp:
[2:12:45] Ist für mich sehr unangenehm, weil dann entweder wenn ich Richtung Sonne laufe, also ungefähr, dann blendet sie natürlich, aber auch, wenn ich nicht Richtung Sonne laufe, dann wird das Licht anders von.
Wenden oder anderen sagen wir mal vertikalen Bauwerken reflektiert und das ist für mich recht unangenehm. Dann habe ich auch recht wenig Kontraste und kurz nach Sonnenuntergang, also dann bei,
Ne, wenn’s wenn’s eigentlich schon deutlich dunkler ist, ist für mich viel angenehmer. Dann nehme ich auch Kontraste besser wahr. Es ist einfach nicht so anstrengend. Ich bin nicht mehr geblendet. Also oft,
oft warte ich dann noch ein bisschen, arbeite nochmal 15 Minuten weiter und gehe dann nach Hause, einfach weil’s für mich viel angenehmer ist.
Meike Zerbach:
[2:13:24] Mhm. Weil’s für mich viel angenehmer ist. Mhm.
Michael Holtkamp:
[2:13:27] Aber na ja so ist halt für jeden, für jeden anders, ne? Ich meine, das ist der darauf wollte ich gerade hinaus. Also ich ähm so die meisten anderen Leute mit Sehbehinderungen, mit denen ich irgendwie mal zu tun hatte haben RP gehabt oder irgendwie so was Ähnliches,
Das ist eben, wenn ich mit so Leuten.
Unterwegs bin. Das ist immer eine ganz gute Ergänzung, weil ich bei mir ist das zentrale Sehen schlecht oder ist periphere relativ gut,
Ich kann mich einigermaßen im Raum orientieren. Ja ähm.
Und also ich kann dann der anderen Person dabei helfen überhaupt erstmal zum Ziel zu kommen, wo auch immer wir hinwollen. Sagen wir mal, wir wollen in ein Restaurant und dann sind wir im Restaurant,
Dann sind wir am Tisch und dann kann die Person mit RP.
In der Lage zumindest die Speisekarte zu lesen. Wenn sie die einmal in der Hand hat und weiß wo sie ist ja aber das kann ich eben nicht. Also ich bin schlecht darin Gesichter zu erkennen oder eben zu lesen.
Meike Zerbach:
[2:14:24] Aber mit dem Tunnelblick, das ist ja genau das, was er am Anfang, also wenn man den Tunnelblick dann hat, solange man noch gucken kann, was viele Passanten aber auch irritiert.
Langstock zur Bahnstation, man steigt mit Langstock dann ein, man setzt sich an den Platz, packt sein Buch aus und liest.
Wo viele dann auch wahrscheinlich denken, man möchte sie dann veräppeln, aber ich meine, in dem Tunnelblick kann man dann ja auch die Buchstaben noch erkennen,
man hat halt keinen Überblick, man würde über Dinge stolpern, die im Sichtfeld nicht mehr drin sind, deswegen braucht man den Langstock.
Michael Holtkamp:
[2:14:56] Ich hatte.
Wie ich eben schon mal sagte, ich habe die meine ganze Jugend durch Basketball gespielt, aber musste das irgendwann einstellen, weil es einfach nicht mehr ging. Und jetzt gehe ich noch manchmal aufn Freiplatz, einfach um Körbe zu werfen. Also ich spiele da nicht
Mit oder gegen irgendwen, sondern ich werfe einfach noch ein paar Körbe. Wird auch immer schwieriger, weil es mir immer ist.
Äh inzwischen ist es sehr schwer, da ist so ein so ein dunkelroter Boden, was heißt Tartanbelag?
Mit so schwarzen Linien größtenteils. Für mich ein sehr schwieriger Kontrast. Äh das heißt, ich kann mit Hilfe der Linien auch meine Position auf dem Feld inzwischen recht,
Schwer bestimmen. Ich weiß dann immer nicht, weil da will ich ein paar äh Freiwürfe werfen. Dann finde ich die Freiwurflinie nicht sofort oder die die drei Punktelinie ist schwer zu finden. Das ist ein Problem und ich kann einfach den.
Den den Ring nicht mehr so gut äh fixieren. So, also konnte ich noch nie gut, aber inzwischen ist,
noch schwieriger. Und na ja, hin und wieder gehe ich aber Körbe werfen und ich war jetzt auch am Wochenende wieder da,
ähm letztes Jahr im Sommer war ich einmal da,
War da so ein so ein weiß ich nicht zwölf-jähriger Junge ungefähr
und ich bin dann auch immer mit dem Langstock gehe ich dann da hin damit ich am Platz falte den zusammen, lege den mit meinem Rucksack da in eine Ecke und dann werfe ich ein paar Körbe und der der fragte dann auch irgendwann.
[2:16:22] Äh der war auch ganz verwirrt. Also der hatte mich mit Langstock.
[2:16:26] Sehen und Sonnenbrille und so und dann habe ich das alles abgelegt ähm und habe Basketball gespielt. Wenn man das noch so nennen kann. Mhm. Also was so was kommt vor.
Meike Zerbach:
[2:16:34] Mhm.
Michael Holtkamp:
[2:16:38] Äh ich hatte noch einige Themenblöcke notiert, die wir noch gar nicht angesprochen haben. So die ähm Verwehrung und das Verhalten anderer Leute ist einer dieser Themenblöcke,
Weiß nicht, wie viel Zeit und Lust du noch hast, wir sind jetzt schon einige Zeit dabei vielleicht ähm,
schließen wir einmal kurz das ab, äh was wir eben schon mal angesprochen hatten. Ich möchte,
noch einmal, ich weiß nicht, ob du dich anschließen möchtest, ähm aber wie ich eben schon mal sagte,
hat mir dieses Orientierungs- und Mobilitätstraining, wir haben das immer als O- und M Training,
abgekürzt, ähm sehr geholfen und ich fand es sehr gut, so wie es vom Iris Hamburg angeboten wurde. Das hier ist die Webseite von denen. Iris steht für Institut für Rehabilitation und,
Integration Segelschädigter ähm also Iris EV Hamburg.
Die Geschäftsführerin ist Karin Finke, findet man alles hier auf der Webseite Iris Minus Hamburg Punkt ORG,
ist die Adresse und äh die bieten noch viel mehr an, ne. Also abgesehen von diesen O und M Schulungen,
ähm bieten hier noch einige andere,
Schulungen an, die Blinden und Sehbehinderten dabei helfen ihre Unabhängigkeit und ihre Mobilität zu bewahren.
[2:18:04] Die bilden sogar die Rehalehrer aus. Mhm. Ich weiß nicht, ob die alle Rehalehrer in Deutschland ausbilden.
Meike Zerbach:
[2:18:13] Nee, du kannst auch in Marburg kannst du auch die Ausbildung bekommen. Das geht auch.
Michael Holtkamp:
[2:18:18] Ah, okay. Ja, also ich ähm.
Meike Zerbach:
[2:18:22] Aber einen großen Vorteil fand ich von diesem ähm Kompaktseminar über 14 Tage. Ich meine, ein Teil von uns war ja nur eine Woche dabei. Ist aber einfach auch der intensive Kontakt zu anderen Betroffenen. Wir waren ja alle
So im Großen und Ganzen gleich alt. Du warst jetzt der Jüngste. Äh ich war nicht die Älteste.
Michael Holtkamp:
[2:18:39] Mit 35 war ich der Jüngste.
Meike Zerbach:
[2:18:40] Ja, genau, die Älteste war, glaube ich, da schon Ende fünfzig.
Oder Anfang 60 um den Drehhalter rum. Aber so im Großen und Ganzen, die meisten von uns waren ja so irgendwas zwischen Mitte 40 und Ende fünfzig. Ähm aber alleine der Kontakt auch zu anderen Betroffenen, denen ist genauso
geht, äh die auch gerade dabei sind. Ihr Leben irgendwo zu meistern. Das war schon sehr wichtig und wir haben auch immer noch einen Kontakt
Einigen von uns mal reger, mal etwas weniger, aber man weiß immer, an wen man sich wenden kann, wenn man mal eine Frage hat, wenn man mal ein offenes Ohr braucht, einfach jemanden, der einen auch versteht, in der Situation, in der man momentan ist.
Michael Holtkamp:
[2:19:18] Ja, habe ich lange Zeit viel zu viel zu wenig,
also bei mir war’s so ähnlich wie wie bei dir, dass ich,
Auch immer nur Regelschulen besucht. Ich weiß, also ich war gerade eingeschult worden, das war vielleicht der erste, zweite Klasse. Da haben wir dann die Buchstaben gelernt und dann,
in meiner Erinnerung hat unsere Klassenlehrerin dann so die Buchstaben immer so ganz groß an die Tafel geschrieben,
uns vorgemacht, wie man die schreibt, ne? Das kleine A und hat so ganz groß an die Tafel geschrieben und da bin ich irgendwie noch zurechtgekommen, vielleicht habe ich da noch normal gesehen und dann irgendwann, dann mussten wir auch so Container ausweichen, weil irgendwie Asbest gefunden hatten in einem Schulneubau.
Ich weiß, da hatte ich dann plötzlich Probleme und ich weiß nicht, ob das damit zu tun hatte, dass eben genau zu der Zeit meine Sehkraft stark zurückgegangen ist, aber irgendwann,
Konnte ich nicht mehr von der Tafel abschreiben, dann sollte ich mich neben eine Klassenkameradin setzen und bei ihr ausm Heft abschreiben, das ging auch nicht. Und damals ging das so alles los. Also ich bin eigentlich, also ich bin mit der Sehbehinderung groß geworden, im Gegensatz zu dir und im Gegensatz zu den,
meisten anderen.
[2:20:24] Ähm aber ich habe mich nie wirklich organisiert und wir haben damals als das losging, haben wir uns in weiß ich nicht Duisburg oder so eine Blinden- und Sehbehindertenschule angeschaut und irgendwie,
Habe ich dann aber nie eine besucht. Also,
Ich habe das ja nicht beschlossen, ich war ja viel zu klein. Ähm ich bin auch nicht der Meinung, dass das die falsche Entscheidung war. Ähm ich glaube, das hatte hat er vielleicht auch einige Vorteile, Regelschulen zu besuchen.
[2:20:51] Irgendwie ging es dann immer so weiter und ich habe mich ich habe mich nie organisiert was auch viel damit zu tun, ich war dann irgendwann mal in Dorsten beim inzwischen bin,
Mitglied in der in der Bezirksgruppe Gladbeck Dorsten vom Blinden-und Sehbehindertenverein Westfalen,
zum DBSV gehören natürlich. Ähm aber als Jugendlicher oder so war ich da einmal zu Besuch,
Das waren aus meiner damaligen Perspektive alles alte Leute.
Aus meiner heutigen Perspektive wären das oder sind das größtenteils alte Leute und irgendwie damals brauchte ich das nicht und irgendwie deswegen hatte ich immer sehr wenig Kontakt zu anderen irgendwie Betroffenen.
Wirklich kann wirklich helfen.
Meike Zerbach:
[2:21:33] Ja? Ja und es gehört auch wirklich sehr, sehr viel Mut dazu, wieder ins Leben zurückzukommen. Ich weiß noch, wie oft ich da an der Haustür gestanden habe, aufm Weg zur Arbeit und dachte, oh Gott.
Sie aufmachen und vor die Tür gehen, weiß ich, ob ich die Bushaltestelle finde, weiß ich, ob ich die Arbeit finde, weiß ich, ob ich nach Feierabend mein Haus wieder finde. Ähm das bedeutet ja schon wirklich
viel Mut, diesen Kampf erst mal ähm des Normalen oder des ins Leben zurück. Wieder aufzunehmen. Mhm. Weiß jetzt die wahrscheinlich noch nie.
Michael Holtkamp:
[2:22:04] Man kann sich dann selber ein bisschen Mut nicht nur zusprechen, sondern man kann dann einfach als positives Beispiel dienen für andere.
Meike Zerbach:
[2:22:17] Auf auf alle Fälle. Ähm ich hatte den Vorteil, dass ich in meinem Beruf als Physiotherapeutin einfach weiterarbeiten konnte. Wenn man natürlich einen Beruf hat, den nur plötzlich mit Seheinschränkungen nicht mehr weitermachen kannst, dann bist du erstmal da raus. Dann gibt es aber auch diese Notwendigkeit nicht.
Das Haus zu verlassen, ähm diesen Kampf aufzunehmen und,
kann es für manche Leute einfach auch schwierig sein,
wieder zurückzukommen. Ich meine, in dem Moment, wo du dann ähm auch vielleicht zu alt bist zum Umschulen, dann bekommst du auch diese ganzen Förderungsmöglichkeiten nicht. Wie man mitm Computer zurechtkommt, ähm eine iPhone-Schulung
zusätzliches Mobilitätstraining ähm das sind ja schon alles,
Dinge, die einem helfen wieder den Füßen unter äh den den Boden unter die Füße zu bekommen. Ähm.
Von daher da war ich sehr, sehr dankbar, dass ich im Beruf bleiben konnte und einfach auch diese Notwendigkeit hatte. Zum anderen ähm mit,
Drei Kindern zu Hause hat man, finde ich, auch eine Vorbildfunktion. Es kann ja
Ich meine, theoretisch können Sie es nicht bekommen, weil es nicht genetisch bedingt ist. Und ich wünsche natürlich meinen Kindern auch, dass Sie niemals erblinden werden, aber nichtsdestotrotz, es kann immer mal einen Unfall geben oder so etwas und ähm
Finde als Mutter hat man auch die Vorbildfunktion den Halt zu zeigen, dass das Leben da nicht zu Ende ist, sondern das Beste draus zu machen.
Michael Holtkamp:
[2:23:40] Eine schwierige Botschaft, ne? Weil einerseits ist es sehr schwierig und,
eine Menge Probleme mit sich. Ähm andererseits.
Andererseits will ich von normal sehenden auch nicht Mitleid bekommen und ich möchte von ihnen nicht irgendwie vermittelt bekommen, dass.
Ich ihn auch zu einen allzu schlimmen Schicksal habe oder so, mache das also ich glaube, du weißt, was ich meine.
Und es ist es ist beides, aber es ist irgendwie schwer, das zu erklären. Also ich ich komme klar, du kommst klar. Die meisten kommen klar. Ähm ne, es ist es ist nicht der Einschnitt im Leben.
Den Normalsehende erwarten würden, so eine Erblindung oder ist das nicht ne? Es ist kein so schlimmes Schicksal wie die Leute vermuten.
Meike Zerbach:
[2:24:34] Im ersten Moment schon,
Im ersten Moment, wenn du halt erstmal deine Selbstständigkeit verlierst, weil du halt keine Briefe mehr schreiben kannst, keine E-Mail schreiben kannst, äh auch Kontoführung und solche Dinge, erstmal alles nicht mehr kannst.
Schon sehr sehr einschneidend, aber wenn man dann diese ganzen Computertechniken und Handytechniken lernt, ich meine auch Online-Banking geht ohne Sehkraft auf alle Fälle. Ähm
dann kannst du im Endeffekt alles irgendwann wieder machen,
In dem Moment.
Ist es in vielen Bereichen des Lebens nicht mehr wichtig. Ob ich sehen kann oder ob ich nichts sehen kann. Äh.
Michael Holtkamp:
[2:25:09] Deswegen sagte ich eben, wir tun uns mit Veränderungen sehr schwer, aber an Niveaus, an Zustände gewöhnen wir uns, nun finden wir, dann sind wir, also nicht als Blinde und Sehbehinderte, sondern einfach als Menschen generell.
Doch sehr resilient und sehr gut in der Lage, uns auf neue Umstände einzustellen.
Meike Zerbach:
[2:25:29] Ja. Schwierig ist es finde ich ja häufig unterwegs ähm bei mir vergeht
kaum einen Moment, wenn ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bin, ähm wenn ich also in den Bus einsteigen möchte, in den Straßenbahn einsteigen möchte, mir wird immer mehr Hilfe angeboten als notwendig ist und ich finde es auch toll, dass Hilfe angeboten wird und die meisten Leute
auch wirklich super, dass sie einfach fragen, ähm Entschuldigung, brauchen sie Hilfe oder Entschuldigung kann ich helfen,
Das ist die beste Art, Hilfe anzubieten, weil dann liegt es ja an meiner Entscheidung zu sagen, oh ja, gerne oder nein danke. Ähm.
[2:26:03] Leider gibt es auch Leute, sicher sie meinen es net, aber ähm es ist dann schon
etwas übergriffig. Die direkt anfassen. Ähm der schlimmste Fall war mal, ich wurde gefragt
ob ich Hilfe brauche, um in der S-Bahn einzusteigen. Wo ich sagte, ähm um die Tür zu finden, ja gerne, alles andere kann nicht alleine. Äh da sind wir gemeinsam zur Tür und ich wollte in die S-Bahn einsteigen und ergriffen die von rechts und links unter meine Achsel und haben mich in die S-Bahn reingetragen.
Und es ist halt es ist halt wirklich schreckliches Gefühl, wenn der Boden unter den Füßen verschwindet,
sieht nicht, wo man ist. Man hat ja auch kein Verhältnis mehr dazu, wo genau ich in diese S-Bahn rein
gesetzt werde, ähm aber alleine spontan die Boden unter den Füßen zu verlieren. Das war wirklich es war grausam. Ähm äh neulich,
hat mich auch eine Frau im Hauptbahnhof,
Angehalten. Ich war genau auf meinem Weg. Ich wusste genau, wo ich bin. Ich hätte es nur noch einmal rechts um die Ecke rumgehen müssen. Dann wäre ich bei meiner Rolltreppe gewesen.
[2:27:00] Die packt mich an den Schultern, dreht mich,
brauchen Hilfe. In dem Moment, wo sie mich natürlich gedreht hat, habe ich die Orientierung verloren. Da kann ich ja nicht mehr wissen, warum stehe ich genau? Dann hat’s mich noch weiter gedreht. Damit ist
Meine komplette Orientierung in dem Bahnhof vorbei. Dann war sie also auf der Suche nach jemanden, der mir helfen könnte. Sie hat mir auch gar nicht wieder losgelassen bis sie dann jemanden hatte, der hat wirklich Deutsch sprechen konnte. Er sagte
Wo möchten Sie denn hin, wo ich dachte, hätte die Frau mich jetzt nicht gedreht? Hätte ich meinen Weg alleine gefunden, ich brauchte gar keine Hilfe. Ähm das ist, was,
Ja das kommt vor, es kommt Gott sei Dank nicht häufig vor. Die meisten sind,
sehr aufmerksam, dass sie einfach nur Fragen Entschuldigung, brauchen sie Hilfe. Ähm,
Das ist dann prima. Aber es ist halt für Sehende oft ähm schwierig, nachzuempfinden, dass man auch als Langstock-Benutzer,
Alleine seine Wege finden kann.
Michael Holtkamp:
[2:27:55] Ja ich habe ich habe auch manchmal so Situationen, wo ich mich wundere, weil ich denke, ich ich wirke doch jetzt gar nicht hilflos. Ich laufe dann einfach die Straße lang,
Bürgersteig nicht äh auf der Fahrbahn. Ich ich laufe die Straße lang,
und ich ich bin recht zügig unterwegs. Ich habe lange Beine. Ich habe dann den Langstock dabei, aber vielleicht ist eine Strecke, die ich gut kenne und dann werde ich trotzdem angesprochen, ob ich Hilfe brauche, obwohl ich.
Nach meinem Empfinden überhaupt nicht den den Eindruck mache irgendwie in der Situation hilfsbedürftig zu sein, aber dann denke ich ja okay, das ist ist okay und dann,
Dann gibt’s so Situationen, ich bekomme ständig eine an der Ampel zugerufen, dass die Ampel grün ist, weil die Sache ist,
Es ist auch regional immer verschieden, aber hier ist es so, dass die Ampeln mit diesem Audiosignal, wenn die bereits grün sind, also es kann sein, dass ich zur Ampel komme, ich sehe nicht, ob die rot oder grün ist, das Audiosignal ist,
Es ist nicht an, ich höre nichts. Äh also es kann trotzdem sein, dass sie grün ist, ne, weil,
Signal geht nur an, wenn vorher jemand die Taste gedrückt hat. So also ich komme zur Ampel,
ähm oder sagen wir mal, ich ich komme zu einer Ampel, zum Beispiel wenn ich hier zum Büro laufe,
bin ich immer in der gleichen Kreuzung, da muss ich über die Straße rüber und da gibt’s ein Audiosignal und ich kenne die Ampelschaltung. Also ich weiß.
Äh welche Autos zusammen mit mir grün haben.
Meike Zerbach:
[2:29:20] Das lernt man ja auch in dem Mobilitätstraining, ne, dass man die lernt, den Verkehr zu analysieren, dass man an einer Ampel steht und ganz genau weiß, ähm bei welcher Phase der Autos man laufen darf.
Michael Holtkamp:
[2:29:32] Genau, was sehr was sehr hilft. Aber was ich dann immer mache, ist, wenn ich zur Kreuzung komme oder zur Ampel komme und ich weiß, da die Linksabbieger oder rechts von mir, die die haben jetzt grün, die fahren, das heißt ich habe auch grün.
Dann gehe ich gar nicht erst bis zur Ampel oder bis zur zur Bordsteinkante, sondern ich halte erst mal nochmal ein bisschen Abstand.
Warte erst mal, bis für mich rot wird, weil ich will nicht auf die Straße rennen, wenn bereits grün ist, weil dann wird’s vielleicht rot, wenn ich auf der Straße bin und dann fahren Leute, es wird dann vielleicht zu unübersichtlich.
Deswegen warte ich dann lieber noch ab, bis für mich wieder rot ist. Dann gehe ich zur Ampel, drücke den Knopf, warte, bis sie grün wird und dann geht ja auch das Audiosignal.
Aber ich halte dann noch Abstand von der Ampel, um entweder mit die Leute nicht denken, ich springe gleich auf die Straße. Aber dann kommt es oft vor, dass andere Fußgänger oder Fahrradfahrer, die auch die Straße überqueren, mir dann zurufen, ist grün.
Net gemeint ist, ist auch nicht schlimm, ist okay, aber einem Blinden vor allem im Straßenverkehr was zuzurufen oder ihn anzusprechen.
Äh ähm kopiert sozusagen oder entnimmt.
Äh das Sinnesorgan in Anspruch auf das wir uns größtenteils verlassen, also auf unser Gehör. Weißt du, was ich meine? Also es ist nicht.
Meike Zerbach:
[2:30:52] Aus der Konzentration auch raus. Man konzentriert sich auf den Autoverkehr, aber in dem Moment, wo man sich dann mit Passanten unterhält, ähm ist man halt auch von der vom Fokus der Autos auf der von der Struktur des Verkehrs einfach abgelenkt.
Ja. Ja, ich habe jetzt letztes Jahr angefangen. Ich meine, ich bin jetzt ja erst seit äh drei Jahren vollblind und bei uns ähm in dem kleinen Ort
es halt eine Grundschule, da kenne ich auch einige Grundschullehrer noch von den Zeiten unserer Kinder und die Kinder haben dort immer in der zweiten Klasse das Thema über die Sinne.
[2:31:24] Und äh dann kommt’s natürlich auch mitm mitm Sehen und Hören und so solchen Dingen ähm und das mache ich seit letztem Jahr, dass ich dann in die Grundschule gehe, wenn sie übers Thema Auge haben, dann nehmen sie auch,
den Kindern das Thema Erblindung durch. Da gibt es auch ein sehr nettes Kinderbuch von einem Jungen geschildert, der äh
blind geboren ist, einfach wie er so seinen Alltag bewältigt, auf eine wirklich niedliche, nette, freundliche, fröhliche Weise geschrieben. Ähm letztes Jahr hat sich das erste Mal in der Grundschule war
haben die vier Grundschullehrer von den vier,
ähm mit den Kindern zusammen überlegt, welche Fragen sie mir stellen wollen,
haben sie mir diese Fragen per E-Mail zugeschickt, sodass ich mich darauf vorbereiten kann. Dieses Jahr habe ich gesagt, brauche ich das halt jetzt nicht mehr. Ich habe dann einige Hilfsmittel mitgebracht. Ich habe zu Hause eine sprechende Küchenwaage zum Beispiel, womit ich dann halt auch kochen und backen kann, dass ich dann genau weiß ähm
wie viel ich dann abwäge. Ähm es gibt einen Füllstandsmesser. Den hängt man an eine Tasse ran, wenn ich
was einschenke, ähm wenn das Niveau des Fehlstandsmessers erreicht ist, dann piept das dann weiß man halt, jetzt ist die Tasse voll.
[2:32:32] Wenn man was Kaltes einschenkt, kann man auch einen Finger in die Tasse halten, aber mal Kaffee oder solchen Dingen ist es natürlich auch zu heiß. Auch bei Gästen möchte man nicht unbedingt den Finger in der Tasse drin haben. Ähm,
Solche Dinge nehme ich dann mit äh um den Kindern dann zu demonstrieren, was man,
Zu Hause alles halt kann. Ich habe auch einen einen ähm äh Mobilitätsgürtel, ein Navigürtel, ähm der hat vibrierende Felder. Man kann ihn auf drei verschiedene Weisen einstellen.
[2:33:00] Entweder hat noch Kompass, dann vibriert immer das Feld, was nach Norden zeigt. Man kann den auch mit der Navigation übers Handy,
Kombinieren, sodass mir dann über Vibration angezeigt wird,
in welche Richtung ich laufen muss, um einen Weg zu finden und diesen Gürtel habe ich den dann den Kindern auch mitgebracht. Dann durften sie alle eine Reihe stellen. Da habe ich den einmal um den Bauch gehalten, konnten sich dann drehen, sodass sie gemerkt haben, okay Norden ist mal rechts
Und mein ist es jetzt halt links von mir, je nachdem, wie man sich dann dreht. Ähm,
in diesem Zuge dürfen sie mir natürlich auch alle Fragen stellen,
die sie interessiert, so wie ich meine Kleidung sortiere, woher ich weiß, wo ich stehe, wie ich an den Kühlschrank gehe. Hat alles das, was,
Was ein Kind so interessiert und ähm,
Das ist so glaube ich ein ganz guter Weg, um einfach ein Miteinander leben zu haben, weil für die Grundschulkinder, ich fahre wenn ich zur Arbeit fahre immer mit dem Bus mit den Grundschulkindern zusammen,
Kennen mich alle und äh so ist es für die natürlich auch viel leichter damit umzugehen,
ähm dass man halt nichts sehen kann, dass man aber trotzdem einen ganz normaler Mensch ist, wo ich den dann auch dann erzählt habe, wenn ihr mich das nächste Mal trefft,
Nicht einfach nur hallo Meike, sondern hallo Meike, hier ist Paul oder hallo Meike, hier ist Lea, dann weiß sie auch gleich wer ihr seid.
Michael Holtkamp:
[2:34:26] Ich habe das ich habe die Webseite von diesem Navigürtel von Fieldspace mal eingeblendet, weil ich hatte auf der Webseite befindet sich ein Zitat von dir oder eine, wie sagt man.
Rezension. Ähm darüber deswegen hatte ich den gefunden. Ähm.
Ich äh ich kenne den ich kenne den selber nicht. Müssen wir jetzt vielleicht auch nicht drauf äh weiter drauf eingehen. Ähm.
Ja. Das heißt, das machst du okay, das hast du mal gemacht, das.
Meike Zerbach:
[2:34:59] Das mache ich jetzt.
Michael Holtkamp:
[2:35:00] Regelmäßig, sondern nur mit dein für deine Kinder.
Meike Zerbach:
[2:35:03] Nee, es ist nicht für meine Kinder. Meine Kinder sind ja schon aus der Schule raus. Also meine Jüngste ist jetzt achtzehn. Also das mache ich wirklich für die Kinder bei uns in der Umgebung. Ich meine, die kennen mich halt
alle vom Sehen her. Ich bin bei uns in einem ganzen Bereich die Einzige, die mit Langstock läuft. Ähm aber einfach, um ein Miteinanderleben
einfacher zu machen, um äh es den auch zu erleichtern, mich anzusprechen ähm,
Finde ich es, ist es halt sehr, sehr wichtig, dass man halt auch weiß, ähm ne, wenn man jemanden mit Langstock sieht, dass man Arschloch fragt Entschuldigung, brauchst du Hilfe?
Und nicht leicht zu drehen oder solche Dinge ähm,
Einfach, dass man keinen, in Anführungsstrichen, kein Alien ist, ähm jemand vom anderen Stern, wo man,
Hat denjenigen anzusprechen, denn das Schlimme ist ja, wenn ich bei uns im Ort unterwegs bin
Zwar dann Schritte und sagte häufig auch dann hallo, wenn ich dann jemanden höre, aber die Leute trauen sich häufig nicht mich anzusprechen und ich kann da gar nicht wissen, wer da ist,
Da ich die ja nicht sehen kann und äh wenn die Leute Hemmungen haben mich anzusprechen, habe ich den Kontakt zu den anderen Leuten nicht mehr.
Michael Holtkamp:
[2:36:13] Ist schwierig, vor allem also für mich ist es ja praktisch schon immer so, dass ich recht normal die Straße langlaufen kann bis vor drei Jahren habe ich’s auch,
immer ohne Langstock gemacht und dann merkt man mir nicht wirklich an, dass ich eine Sehbehinderung habe. Auch jetzt bei guten Lichtverhältnissen, kann das sein, dass ich ohne Langstock unterwegs bin, dann merkt man das nicht wirklich.
Und selbst Leute, die wissen, dass ich eine Sehbehinderung habe, denen ist ja nicht wirklich klar, was ich sehe oder wie gut ich sehe und ja also.
Dann kommt er ständig vor, dass entweder rufen mich Leute aus einer Entfernung.
Auf diese Entfernung kann ich sie überhaupt gar nicht erkennen. Und dann gucke ich oft gar nicht erst in die Richtung,
Ich höre das vielleicht, bin mir nicht sicher, ob ich gemeint bin, aber wenn ich mich in die Richtung drehe, dann signalisiere ich, dass ich das irgendwie gehört habe, aber ich kann ja gar nicht erkennen,
Wer das war oder von wem das kam oder also es alles viel zu schwierig. Und es kann sein, dass einfach Leuten.
Begegnest, die denken, ich bin irgendwie unfreundlich oder.
Nicht oder ich ich grüße Sie nicht, aber weil ich nicht möchte. Ähm dabei habe ich sie einfach gar nicht erkannt. Also vielleicht habe ich eine Person wahrgenommen, aber nicht eine Person, die ich kenne.
[2:37:33] Habe ich diese Person auch nicht gegrüßt. Und ich glaube, dann kommt’s regelmäßig vor das sagt einem ja so, nie irgendjemand. Äh mir hat’s glaube ich noch nie einer gesagt, aber ähm.
[2:37:51] Äh wie soll ich sagen? Also ich also die könnten ja auch einfach was sagen. Ja also es ist schwer zu erklären, aber wahrscheinlich ist wahrscheinlich ist schon gar nicht erst der Blickkontakt da, wenn er.
Meike Zerbach:
[2:38:06] Wer eine Schwierigkeit ist ja wirklich, dass die Menschen sich einfach nicht vorstellen können, also alle sehen, können sich nicht vorstellen, dass man nicht sehend zurechtkommt. Ist es auch schon das ein oder andere Mal gegangen, wenn ich aus dem Altenheim rauskomme
Da, wo ich arbeite
bin ich von Passanten angesprochen worden, ach hier wohnen sie, wo ich mir sage äh nein, hier arbeite ich. Sind sie hör mal, eher etwas erstaunt, ähm aber kaum jemand geht davon aus, dass man dann wirklich arbeitet. Ähm
Jetzt auch als ich in der Grundschule war, um mit den Kindern zu sprechen, bin ich also mit denen da aus dem Schulbus dann wieder ausgestiegen.
Gehe über eine Zebrastreife und erhöht dich nur wie ein Junge hinter mir, sagte ah, heute kommt’s uns im Unterricht eine Blinde.
Rumgedreht und sagt, ja das bin ich. Ach so, ach du bist das.
[2:38:51] Für die, ja, dadurch, dass ich auch jeden Tag oder dreimal die Woche mit den Kindern fahre, bin ich halt auch nicht die Blinde, sondern,
Die quatschen morgens mit mir. Die genießen das morgens an der Bushaltestelle, dann erzählen sie mir, wer vom Fünfmeterbrett gesprungen ist, ob es bei Oma wieder Marzipantorte gab und diese Dinge dann werden Gedichte aufgesagt, aber es ist einfach ein,
Ganz normaler Kontakt ist es halt nicht die Blinde, sondern ja, ich bin Maike und das ist halt für die dann normal und ähm,
die Kinder gehen ja auch wesentlich offener damit um ähm gerade nach diesem Treffen in der Schule,
ist es bei uns im Dorf dann auch so, dass ich dann mal gleich dann höre, hallo Michael, hier ist Paul und äh ich fahre jetzt grad mitm Fahrrad, dann erzählen sie ganz, ganz viel
manche sprecht mich dann auch an. Wo wohnst du eigentlich? Ich sage, hinten in der Straße das letzte gelbe Haus. Ach, findest du den findest du den Weg alleine oder soll ich dich da hinbringen? Wenn man sage, nee, ich finde den Weg alleine. Alles klar, dann gehe ich wieder spielen.
Aber ähm die haben dann auch keine Hemmungen, so wie Erwachsene häufig Hemmung haben.
Michael Holtkamp:
[2:39:51] Ja, Kinder sind unkompliziert.
Meike Zerbach:
[2:39:53] Ja, aber danach werde ich häufig dann auch von den Eltern angesprochen, dass sie jetzt sagen, ach, ich finde das so schön, dass du wieder in der Grundschule warst und was die Kinder alles erzählt haben. Einfach so dieser zwischenmenschliche Kontakt ist einfach wichtig, damit die halt merken,
Wir sind ganz normale Leute wie alle anderen, bis auf das wir halt nicht gucken.
Meine jüngste Tochter, die hat sich neulich mit einem Kumpel Git verabredet. Den hat sie jetzt ein paar Jahre lang nicht gesehen und äh da
an irgendwas Thema, äh was machen deine Eltern dann, wo sagt er, ach meine Mutter ist mittlerweile blind und redet so weiter wo er sagte, äh Moment, Moment. Wie, sie ist blind? Sagt er, ja, die kann halt nicht mehr gucken. Ja.
Oh, wie lebt sie? Meine Tochter ganz trocken und sagte, na ja, einatmen, ausatmen. Nee, sagt er, wie macht ihr den Alltag? Äh,
Ja, wie alle anderen, nur dass sie nicht guckt. Ähm zum Glück ist das.
Michael Holtkamp:
[2:40:42] Frage, die du auch nicht beantworten kannst, ne? Ah das ist genau die Frage, das wahrscheinlich die häufigste Frage.
Ich gestellt bekomme, also oder die häufigste ist wahrscheinlich wie siehst du eigentlich und die zweithäufigste ist, wie kommst du klar oder so, wie machst du das,
Die Frage, wie siehst du.
Die ist einfach nicht zu beantworten. Also ich kann dann ungefähr so eine medizinische Erklärung geben, aber das also die wollen ja keine lange Erklärung und so in in Kurzform. Ich meine, wie erklärt man, wie man sieht, also wie erklärt man normalsehender, wie er sieht.
Meike Zerbach:
[2:41:16] Ja ähm gut, dass es bei mir ist einfacher, denn ich kann den Kindern sagen, mach die Augen zu,
mir. Ähm obwohl das einfach spannend ist, weil in dem Moment, wo ich ja mit meinen Händen arbeite, habe ich das Gefühl, ich würde es sehen. So habe ich das jetzt vor einem halben Jahr gehabt. Ich meine, ich
Bin jetzt seit drei Jahren vollblind und da war ich am Kochen und wollte da nebenbei was in der Pfanne anbraten und äh wenn ich halt arbeite, ich habe das Gefühl,
Ich sehe es. Und plötzlich habe ich so gedacht, oh, ich kann die Pfanne gar nicht richtig erkennen,
habe das Licht angemacht oh mein Gott wie blöd. Haben wir das Licht wieder ausgemacht, weil das das bringt ja nichts, da ich ja auch keine Schatten mehr erkennen kann. In dem Moment habe ich mal das Gefühl, ich hab’s ganz klar vor Augen, was ich tue.
Es ist schon faszinierend, was das Gehirn einfach leisten kann, dass sich da einfach dann Bilder auftun.
Auch wenn ich durch die Gegend gehe und vor mich hin klicke, ähm ich höre dann ja auch die parkenden Autos und ich höre auch, dass da Bäume stehen und dass da Häuser stehen und dadurch entsteht bei mir vom inneren Auge auch wirklich ein Bild.
Michael Holtkamp:
[2:42:16] Ja, ich glaube, dass es bei mir auch sehr so ich habe ich meine ich habe ja sogar noch einen Seerest und ich glaube mein Gehirn.
Füllt das, was ich sehe noch zusätzlich aus. Also wenn ich zum,
sagen wir mal, wenn ich hier über’s Zechengelände laufe äh dann sehe ich da irgendwie das Fördergerüst und das Trafohaus und so,
aus einer gewissen Entfernung und aus der Entfernung sehe ich nicht viel, aber ich war da schon mal nah dran. Ich weiß, wie die,
wie die wie die so aus der Nähe aussehen und dann habe ich das Gefühl, dass ich auch aus der Ferne mehr davon wahrnehme als ich eigentlich wirklich in dem Moment sehe. Also merke ich immer dann, wenn ich in fremden Umgebungen,
unterwegs bin oder so in fremden Haushalten oder wenn du mal weiß nicht, wenn du in einer fremden Küche,
kochen willst oder so, dann ist dann stehen da überall irgendwie Öle und Gewürze und dann weiß bis ich mich bis ich mich in einer fremden Küche zurechtfinde.
Vergeht so ein bisschen Zeit muss ich schon ein bisschen kochen. Also ich hab mal ich bin mal einige Zeit lang gereist und hab praktisch sechs Monate also sechs Monate bin ich gereist und hab die meiste Zeit in Hostels,
gelebt und übernachtet und alle paar Tage dann eine neue Hostelküche. Ist unheimlich anstrengend.
Und wenn ich in meiner Küche bin, da weiß ich, wo alles steht. Ja, da habe,
irgendwie zig Flaschen stehen und da weiß ich, hinten links ist das Sonnenblumenöl.
Meike Zerbach:
[2:43:41] Ja da findet man sich blind zurecht, ne?
Ja ähm ich habe das mittlerweile auch angewöhnt, dass wenn ich in
neue Räumlichkeit komme, dass ich dann erstmal mit dem Rücken zur Tür stehen bleibe und dann mir erst einmal kurz erklären lasse,
Wo genau, wie die Struktur ist ähm äh weil ich mache ja auch Hausbesuche und kommt dann,
Leuten nach Hause, wo ich halt vorher noch nie war. Ähm und da muss ich ja auch blind an eine gewisse Struktur haben. Die Leute sind im ersten Moment
immer etwas schockiert. Wenn ich am Telefon den schon sage, ähm ich bin Maike Zellbacher, ihre Physiotherapeutin, ich komme morgen fünfzehn Uhr. Ähm ich bin vollblind
Ich weiß, wo ihr Haus ist. Ich klinge kurz vorher, damit Sie bitte die Tür aufmachen, damit ich den Eingang finde. Da merke ich mal schon so die erste Anspannung. So, oh Gott. Ähm manche sagen dann auch in dem Moment, wo ich komme, äh,
Hatten Sie denn keine Kollegin, die Sie hätten schicken können? Ne, müssen Sie denn diesen Weg hierher machen? Ich sage, lassen Sie mich erstmal rein und dann gucken wir weiter. Am Ende der Behandlung heißt es meistens, aber nächstes Mal kommen sie dann auch wieder, oder?
Ähm äh.
Michael Holtkamp:
[2:44:49] So schnell kann’s gehen.
Meike Zerbach:
[2:44:50] Ja ja Gott sei Dank. Ähm es ist für die aber gerade für die Senioren
häufig einfach nicht nachzuvollziehen, dass ich wirklich komplett nichts sehen komme. Immer wieder wird dann gefragt, soll ich denn das Licht anmachen? Wo ich sage, nein danke. Eine Licht bringt bei mir auch nichts. Ähm äh.
Aber ähm ja, man lernt einfach in diesen unbekannten Gegenden einfach eine Struktur zu kriegen und ähm,
Das Gehirn kann sehr, sehr viel leisten, ähm dass man ähm auch wenn man dort nie war, wenn’s gut erklärt wird sich dann auch ziemlich schnell da zurechtfinden kann.
Michael Holtkamp:
[2:45:25] Ja, das ist also mit dem Licht anmachen und so so.
Mein, du hattest eben gesagt und ich stimme dir an sich zu, dass die meisten Leute, die einem Hilfe anbieten, sehr, sehr freundlich sind und ich meine, deren Intention ist gut und denen kann man das nicht übel nehmen.
Und in ich weiß nicht, ob in den meisten Situationen, aber in vielen Situationen finde ich sogar.
Der Situation angemessen, aber es gibt einfach und vielleicht bin ich da.
Bin ich da irgendwie zu schnell genervt, aber es kommt halt ständig vor,
Ich habe mir Hilfe angeboten wird in Situationen, wo ich die nicht brauche. Ähm und wo ich also wie soll ich sagen, ich bin also zum zum einen bin ich erwachsen ich bin jetzt aber auch noch nicht alt, ich bin ansonsten gesund,
Nicht draußen oder sonst irgendwie unterwegs bin ähm,
irgendwie bin ich da ja hingekommen und ich bin ja da nicht komplett hilflos.
Ähm und wenn mir Hilfe angeboten wird.
Ich habe äh manchmal habe ich das Gefühl, lass die Leute doch einfach machen, wenn sie Hilfe brauchen, dann fragen sie schon. Wenn man jetzt jemanden sieht, der vollblind ist, aber den man vermutet, dass er vollblind ist.
Vielleicht davon auszugehen, dass diese Person Schwierigkeiten hat, überhaupt jemanden zu finden, den Sie um Hilfe bitten kann, kann ich das auch nachvollziehen.
Meike Zerbach:
[2:46:52] Ja, aber du.
Michael Holtkamp:
[2:46:53] Bisschen schwierig, aber das ist für die Leute, die die Hilfe anbieten, ist das ein seltener Fall und die wollen nett sein, dass alle ich kann’s ihnen nicht wirklich übel nehmen,
für uns als diejenigen, denen die Hilfe angeboten wird ähm es kommt halt ständig vor und es kann recht es kann nerven, es kann auch ermüdend sein,
ermüdend sein und.
Meike Zerbach:
[2:47:13] Wie willst du denn von außen erkennen, ob jemand schlecht sehend ist oder vollblind ist? Das kann ja jemand von außen gar nicht,
und ich meine es wird immer wieder gesagt die Gesellschaft ist völlig ignorant und jeder kümmert sich nur um sich selber.
Kann ich nicht bestätigen. Also ab dem Moment, wo ich mit dem Langstopp
unterwegs war, wurde mir jedes Mal Hilfe angeboten. Ich habe allerdings auch gehört, dass es ähm ich meine, ich bin eine Frau, ich bin blond, ähm da ist es für viele vielleicht auch noch reizvoller zu helfen. Ähm ich weiß es von ausländischen Mitbürgern, wenn die mit Klangstock unterwegs sind, grade wenn die dann ähm auch mit
Tüchern oder so was bekleidet sind, verdeckt sind, dass denen halt die Hilfe nicht angeboten wird. Das hier mitten in Hannover stehen können und äh,
Vielleicht wirklich orientierungslos sind und sie die Hilfe wird nicht angeboten. Das finde ich schon sehr sehr traurig. Aber im Großen und Ganzen, solange es freundlich ist, finde ich das halt sehr, sehr schön.
Wenn die Leute sich das abgewöhnen zu fragen, kriegst du vielleicht die Hilfe auch nicht angeboten, wenn’s wirklich mal notwendig ist. Woher sollen sie dann erkennen, jetzt bräuchte ich sie. Ja. Und,
Wie soll ich jemanden ansprechen, wenn ich ihn nicht sehe? Ich meine, ich höre es zwar in den Schritten und ich mache das auch oder hab’s früher bei der Bahn halt eigentlich immer gemacht, dass ich keine Umsteigebegleitung genommen habe und einfach gehört habe, da steht jemand so, hallo,
Jemand sagt, oh, meinen Sie mich? Ja, ja, genau, Sie meine ich. Ne, wo ist denn der Weg zur nächsten Treppe? Ähm aber,
Ich finde das toll, dass diese Hilfe immer angeboten wird.
[2:48:40] Solange es nicht übergriffig ist und nicht angefasst wird, das ist eine Sache, die mag ich auch gar nicht, dass man häufig wirklich angefasst wird, aber solange es gefragt wird, finde ich persönlich das toll.
Michael Holtkamp:
[2:48:51] Ja also ich bin ja auch an sich deiner Meinung, dass.
In allermeisten Fällen kann ich’s den Leuten nicht übel nehmen,
Und ja, ich stimme dir voll und ganz zu, dass Übergriffige ist das Problem. Da ist ein,
Da ist eine meist erwachsene Person oder selbst wenn sie nicht erwachsen ist. Da ist jemand vielleicht selbstständig irgendwie draußen unterwegs. Ähm irgendwie sind die da hingekommen. Die kommen schon klar. Normalerweise wenn jemand Hilfe braucht, kann er um Hilfe bitten.
Ja normalerweise ähm,
Ja, aber das übergriffige, ja, das ist das Problem. Und ich meine, das gilt genauso für für Rollstuhlfahrer, ne, äh die wollen auch nicht, dass man ihnen dann in den Rollstuhl greift,
Die wollen auch souverän und eigenständig unterwegs sein und können das ja auch in den allermeisten Fällen,
und bei uns ist es genauso ne und ich mag das auch nicht. Also es gibt einfach Dinge.
[2:49:47] Es gibt einfach so Handlungen oder Handgriffe, die mache ich,
Sie eben ganz normal sind, aber ich mache es anders als normal sehende. Weil ich’s anders machen muss, aber ich bin’s halt gewöhnt. Ich denke da gar nicht drüber nach, so wie normal sehende es auch nicht tun. Aber ich mach’s irgendwie anders und,
Vielleicht brauche ich auch ein bisschen länger, weil ich’s halt irgendwie anders machen muss. Und wenn Leute dann,
also oft auch Leute, die mich kennen, also jetzt nicht Fremde auf der Straße oder so ne, sondern Leute, mit denen ich unterwegs bin und die mich kennen und dann kommt es eben auch regelmäßig vor, dass,
ich irgendwas mache, gar nicht groß drüber nachdenke, ist vollkommen normal. Ich habe meine Gründe, dass warum ich es so mache, wie ich’s mache, aber ich mach’s anders als normalsehende und dann,
eben Leute, die einem schnell dann irgendwie dazwischen greifen und dann vielleicht sogar genervt davon sind, dass ich vielleicht das irgendwie anders mache oder ein bisschen länger brauche,
oder so und ich protestiere dann auch nicht sofort, sondern ich denke, vielleicht haben sie irgendwie einen guten Grund und dann merke ich aber, nee, dann aber wenn du dann protestierst oder dich beschwerst, dann werden sie wiederum wütend. Also,
Es gibt auch, um ehrlich zu sein, es gibt auch solche Situationen und die die sind auch nicht so selten, ne? Und das sind so Sachen, die können.
Ja mir mir gehen die auf die auf die Nerven. Also es gibt viele Leute, die machen das grundsätzlich gar nicht. Ähm,
aber ist auch wieder nur eine Minderheit, aber sowas das kommt halt auch vor.
Meike Zerbach:
[2:51:13] Ja, aber aus dem Grund finde ich das wichtig, dass man auch das Gespräch zu Passanten
sucht, auch an der Bushaltestelle. Ich unterhalte mich gerne mit anderen Erwachsenen ähm einfach um da aufzuklären, wie ich empfinde, wie ich,
die Gegend wahrnehme, wie ich halt zurecht komme. Ne, wenn es dann beim Bus heißt, äh nee, der ist noch nicht abbiegen, da ist ja die die Wand noch vom Bus.
Aber ich muss einmal am Bus entlang gehen und dann fühle ich halt, wo die Tür ist.
Das ist für ein Sehenden unvorstellbar, weil da würde einfach diagonal gehen, auch wenn man ähm,
bei uns im kleinen Dorf wollte ich einmal über die Kreuzung rübergehen ähm zu einem Hausbesuch, da hat er schon der Schwiegervater draußen an dieser Kreuzung denn gewartet und sagte, Sie können gleich schon hier diagonal rübergehen, wo ich sagte, nein, als Blinder muss ich erst
Einmal über die erste Straße rüber und dann im rechten Winkel über die nächste. Ähm weil diagonal habe ich ja gar keine Orientierung. Ähm
kann er als sehender natürlich im ersten Moment nicht nachvollziehen, aber ich denke mal, wenn wir dann halt das Gespräch suchen und die Leute den Leuten das erklären, ähm dann können sie’s auch nachvollziehen und wir haben ein Miteinanderleben
deutlich leichter.
Michael Holtkamp:
[2:52:16] Ich glaube, es gibt zwei große Unterschiede diesbezüglich zwischen meiner und deiner Situation. Zum einen ist es für dich noch recht neu. Du hast vielleicht einfach noch viel mehr Geduld als ich. Ich mache das schon mein ganzes Leben und.
Du hast viel mehr Verständnis für die Perspektive des Normalsehenden als ich, weil ich,
Praktisch nie normal sehend war. Zumindest kann ich mich nicht vielleicht die ersten sechs Jahre oder so meines Lebens, aber ich kann mich nicht dran erinnern.
Ähm ich glaube, das das macht wahrscheinlich diesbezüglich einen großen Unterschied.
Meike Zerbach:
[2:52:47] Wahrscheinlich auch, weil ich im sozialen Beruf auch arbeite. Ähm ich meine, ich bin ja mein ganzes Leben lang bemüht, Menschen mit
körperlichen Einschränkungen wieder auf die Beine zu helfen. Also meine Lieblingsbeschäftigung als Physiotherapeut war immer Menschen mit Schlaganfällen und ähm ja das klingt hart, aber je schlimmer, je besser, also fantastisch ist es, wenn man jemanden hat,
äh der halt,
Am Anfang vielleicht noch gar nicht alleine sitzen kann, aber man kriegt im Endeffekt wieder zum laufen. Das ist äh das größte therapeutische, was man so erreichen kann, die halt wieder auf die Beine zu kriegen und äh oder Schmerzen zu nehmen, auf jeden Fall immer dafür zu sorgen, dass sie wieder selbstständig werden.
Und äh genauso sie ist natürlich auch mit mir, dass ich da versuche, alles reinzusetzen, um mich dann auch wieder selbstständig zu kriegen,
und äh klar die Geduld, die ich bei Patienten aufbringe, bringe ich bei mir nicht immer auf. Das ist bei einem selber mal schwieriger wirklich geduldig zu sein bis man’s dann irgendwann kann.
Michael Holtkamp:
[2:53:46] Dass es ähm also wir haben jetzt schon schon fast halb sechs ähm du möchtest vielleicht gleich zum Ende kommen, aber das ist vielleicht der eine.
Themenblock äh den man noch mal eben abschließen sollten und das ist die eine Sache äh auf die ich noch mal eingehen wollte. Wenn man als Blinder oder Sehbehinderter zum Beispiel zu einer Berufsberatung geht.
Dann ist Physiotherapeut so ziemlich einer der ersten Berufe, der einem empfohlen wird. Mhm. Du bist ohnehin Physiotherapeutin.
Meike Zerbach:
[2:54:21] Ich habe Glück gehabt, dass ich in meinem Beruf bleiben konnte, ja, dass ich’s vorher gelernt habe. Mhm.
Michael Holtkamp:
[2:54:25] Glück im Unglück,
Also ich meine, was ist die Wahrscheinlichkeit äh aber ich meine, du musstest dich wahrscheinlich trotzdem ein bisschen umstellen, ne. Also ich glaube, du bist bei deinem äh Arbeitgeber geblieben, bei dem du vorher auch warst, ne, aber wahrscheinlich hat sich ein bisschen was geändert.
Meike Zerbach:
[2:54:41] Ähm es hat sich einiges geändert. Ich hatte vorher ähm,
Alte ich nur Hausbesuche gemacht. Ich bin vorher in einen anderen Ort gefahren mit dem Auto und habe an einer Sonderschule für geistige Entwicklung, die schwerstbehinderten Kinder mit geistigen Einschränkungen.
Behandelt ähm dafür habe ich gebrannt damals. Das war wirklich so mein Leben. Da habe ich sieben Jahre lang gearbeitet über unsere Praxis. Da hatten wir den Eltern die Möglichkeit gegeben, dass die Kinder nicht nach
Schulschluss noch in eine Praxis gebracht werden müssen, um da behandelt zu werden, sondern ich konnte halt in den Räumlichkeiten der Schule
die Kinder behandeln. Ähm in dem Moment, wo ich nicht mehr Auto fahren konnte, konnte ich natürlich da auch nicht mehr hinfahren. Ähm habe dann,
überwiegend im Altenheim, sprich gegenüber unserer Praxis gearbeitet und dann auch angefangen,
der Praxis an der Bank zu arbeiten. Ähm da muss ich natürlich meinen Aufgabenbereich oder die Fortbildung auch,
ändern, habe dann noch Lymphdrainage und Faszientherapie und solche Dinge. Denn dazugelernt.
[2:55:41] Als Fortbildung. Ähm aber im Endeffekt, ich habe einfach mit meinem Chef absolutes Glück. Also es war halt auch nie ein Thema, wenn ich
Zu spät kam
Wieder verlaufen hatte, weil ich den Weg einfach zur Praxis nicht gefunden habe. Es gab da nie Ärger, wenn ich meinen Chef getroffen habe, was halt relativ selten ist. Wir sehen uns so alle 14 Tage alle drei Wochen mal in der Praxis. Dann nahm er mich in dieser Ablindungsphase kurz und arm und sagte
Schön, dass du für mich arbeitest. Brauchst du irgendwas?
Mal was besseres als das kann einem einfach nicht passieren. Ähm also von daher bin ich sehr glücklich, dass ich in dieser Praxis,
auch weiter arbeiten kann und auch weiter arbeiten werde. Ähm.
[2:56:22] Wenn man als spätblindeter oder als Geburtsblinder mit der Physiotherapie anfängt, ist das ein sehr schöner Weg eigentlich ähm die,
Jugendlichen oder die jungen Erwachsenen machen erst einen Vorkurses für ein halbes Jahr, um überhaupt zu testen, ob dieser Beruf etwas für sie ist. Ähm dann lernt man zwei Jahre lang,
Die Ausbildung zum Masseur.
So hat man erstmal nicht sehend den Zugang zu den Patienten, zu einem fremden Körper, wo man sie erst mal rantasten kann und äh danach gibt es weiterhin.
Michael Holtkamp:
[2:56:58] Macht jeder so oder das machen nur Blinde so.
Meike Zerbach:
[2:57:01] Das machen Blinde so.
Michael Holtkamp:
[2:57:03] Ach so. Das heißt, sehende Physiotherapeuten, die da sieht die Ausbildung ein bisschen anders aus.
Meike Zerbach:
[2:57:09] Genau, als sehender Physiotherapeut ähm äh
Das mittlerweile Blockunterricht. Ich weiß gar nicht, wie lang man jetzt am Anfang wirklich nur Unterricht hat bei mir damals. Ich habe ja die Ausbildung schon 1989 angefangen. Wir hatten damals ein halbes Jahr nur theoretischen Unterricht, wo man natürlich
praktische ähm,
Techniken der Physiotherapie aneinander ausprobiert hat, immer zu zweit äh und dann ging es halt an den Patienten. Mittlerweile ist das der ganze,
Etwas anders strukturiert mit Blockunterricht, aber da lernt man
gleich beides Massagetechniken und äh die Physiotherapie aber als Blinder gibt es die Möglichkeit in Nürnberg zum Beispiel die Ausbildung zu machen. Das ist rein für Menschen.
Mit Sehbehinderung oder Erblindung und da lernen Sie erst den Weg über den Masseur und wenn man das beendet hat,
Dann kann man nochmal zwei Jahre als Physiotherapeut hinten dranhängen.
Michael Holtkamp:
[2:58:02] Warum warum weißt du das? Weil du brauchtest das ja nicht. Musstest du dann irgendwie infolge der Erblindung so was wie eine Weiterbildung machen oder hast du das alles im Job.
Oder dich dich einfach autodidaktisch umgestellt.
Meike Zerbach:
[2:58:17] Nee, ich war ja nun ein Jahr an der Blindenschule verbracht,
Und da die Computertechnik zu lernen mit Excel und mit diesen ganzen Dingen wir waren damals in der Maßnahme drei
Ein Mädchen, die mit mir diese blindentechnische Grundausbildung gemacht hat,
ist jetzt Anfang 20 ähm ist mittlerweile,
auch leider fast vollständig erblindet und die würde ganz gerne jetzt Physiotherapeut werden. Wahrscheinlich auch durch,
vielleicht mit angeregt oder als Vorbild vielleicht gesehen
sie ist momentan noch in Hannover in der Schule, hat dann erst das berufsvorbereitende Jahr gemacht, wo man halt einige Praktika
in der Zeit absolviert ähm und sie suchte sich eine Stelle als Physiotherapeutin, hatte erst keinen gefunden und kam dann für 14 Tage zu uns in die Praxis und ich habe sie,
während ihres Praktikums fast die ganze Zeit begleitet. Das war schon eine spezielle Erfahrung auch für die Patienten, ähm dass wir beide dann
Sowohl durchs Altenheim, wir beide mit Langstock dann durch die Gegend taperten aber auch zu den Hausbesuchen, wirklich als zwei
fast vollblindet denn da waren ähm und ähm sie konnte natürlich diese Dinge auch nicht
Wie andere Praktikanten visuell wahrnehmen, wo ich denke einfach dann was erklären konnte, wie es halt, wie man’s sonst mit Praktikanten macht. Da zeigt man, ne, hier mache ich dies, da mache ich das. Ähm sondern sie musste es ja wirklich,
Also mit den Händen wahrnehmen. Die Patienten waren.
[2:59:44] Irre geduldig und äh es ich uns ist in den 14 Tagen auch nie passiert, dass irgendjemand das abgelehnt hat. So ich das rechte Bein behandelt habe entweder hat sie dann ihre Hände auf meine Hände draufgelegt.
[2:59:57] Oder ich habe auch ihre Hände dann unter meine genommen, damit ich ihr dann bestimmte Strukturen an den Beinen zeigen konnte und wenn sie das dann an den rechten Beinen,
Zusammengemacht hat mich den Patienten gefragt, ob sie sich jetzt am linken Bein einmal durchtasten dürfte. Das durfte sie immer. Das war so,
ganz tolle Erfahrung, sodass wir halt ähm ja eigentlich alles an Krankheitsbildern auch,
gemeinsam behandelt haben, egal ob das Schlaganfälle waren, ob das jetzt eine Lymphdrainage war, ähm.
[3:00:25] Eine Dame, die ich behandele, die ist in einer Demenz-WG. Die ist ähm immer etwas geschockt, wenn ich komme. Oh Gott, jetzt kommt die schon wieder mitm Langstock. Und diese Dame hat immer große Sorgen, dass ich,
Nicht wieder aus diesem Raum rausfinde. Weil sich das nicht vorstellen kann, dass ich also blind meinen Weg finde.
Will mich immer dann zur Tür bringen, ich habe dann wieder Sorge, dass diese Dame ihr Zimmer nicht findet, weil sie ja nun dement ist. Und als ich dann,
Praktikantin zusammenkamen, da war sie völlig schockiert. Oh Gott, jetzt kam sie auch schon zu zweit. Das hat sie dann etwas überfordert
Aber auch hier durfte die Praktikantin ganz viel auch bei Gleichgewichtsübungen und bei Kräftigungsübungen und solchen Dingen einfach
mit anfassen, ähm mithelfen bei Gangschule einfach,
Mithilfe äh von da hatte ich mich jetzt mit diesem Thema etwas mehr beschäftigt und ich drücke diesem Mädchen ganz ganz fest die Daumen, dass jetzt auch diese Ausbildung als Physiotherapeutin,
denn schaffen wird.
Michael Holtkamp:
[3:01:26] Schließe ich mich an. Ich kenne sie zwar nicht, aber ja ich habe ähm,
ist das grad, das heißt mit Physiotherapie nix zu tun haben, mir ist gerade eingefallen, dass also ich ähm oder ich letztens länger drüber nachgedacht, also wenn Leute sich.
[3:01:42] Ähm darüber wundern, dass wir klarkommen, also wie diese,
Patientin, die sich fragt, wie du’s wieder, wie du deinen Weg wieder aus dem Raum herausfindest und so. Ich hatte hier aufm Zechengelände hatte ich einmal den Fall, da bin ich, glaube ich, bin zu Aldi gegangen und dann war da eine,
Frau ich äh äh ich ich kenne die nicht. Ich glaube, die ist auch Mieterin hier auf dem Gelände.
Und die sprach mich an und sagte so was wie, ich find’s ganz toll, wie sie hier die Straße langlaufen, so ungefähr. Und dann dachte ich, weil mir dann ich war so ein bisschen genervt, habe so was gesagt, wie ja oder wie schnell sie hier die Straße lang laufen,
irgendwie so was gesagt wie ja lange Beine und so und ähm,
Ich meine, auch das war war natürlich nett gemeint und ich kann’s ihnen nicht wirklich übel nehmen, aber ähm irgendwie ist es dann doch merkwürdig,
Anderen erwachsenen Person zu sagen, toll, wie sie die Straße langlaufen. Ähm.
Natürlich kann sie’s nicht nachvollziehen, das ist ja auch okay. Ähm.
Aber ich denke dann immer, also im Grunde genommen hast du zwei Möglichkeiten, ne? Du beobachtest jemand anderen, also einen einen Blinden dabei. Wir äh etwas macht, von dem du nicht dachtest, dass er oder sie ist.
Meike Zerbach:
[3:02:56] Mhm.
Michael Holtkamp:
[3:02:57] So kann. Dann hast du ja wieder zwei Möglichkeiten. Entweder bist du verwundert und denkst, oh das äh,
Das können die anderen wahrscheinlich nicht. Äh toll, dass der das so gut kann, weil die anderen blinden können das wahrscheinlich nicht. So und ob er das dann äußerst oder nicht, ist nochmal eine andere Frage. Aber ja, du kannst einfach,
Du kannst verwundert darüber sein oder du denkst dir, okay, ich kenne sonst keine Blinden. Äh ich wusste nicht, dass sie so schnell die Straße langlaufen können,
Scheinbar waren meine Erwartungen falsch, also korrigiere ich jetzt meine Erwartungen, weil das ist mein, das ist mein erster Datenpunkt oder vielleicht einer von wenigen, ja? Ich dachte, die können das nicht so gut. Das ist meine erste Erfahrung damit. Also gehe ich jetzt.
Wäre es jetzt rational davon auszugehen, dass die anderen das auch so können. Ne, weil ist nicht so, als würde ich jeden Tag.
Blinde hier die Straße langlaufen sehen und irgendwie finden die alle den Weg nicht. Jeder zweite,
läuft irgendwie von von Fahrradfahrer oder so, aber dem ist ja nicht so. Ja also im Grunde genommen hast du dir zwei Möglichkeiten. Verwunderung oder Korrektur der eigenen Erwartung. Ich denke dann immer, ja aber das ist irgendwie das fällt uns.
Meike Zerbach:
[3:04:09] Ja.
Michael Holtkamp:
[3:04:10] Schwer als Menschen, also unsere unsere eigenen Vorstellungen.
Meike Zerbach:
[3:04:14] Das große Problem ist einfach, dass du ähm von vornherein schon mit einer starken Sehbehinderung groß geworden bist. Für dich ist das völlig normal,
Sehr eingeschränkt durch die Gegend zu laufen und du hast dein Leben immer gemeistert und äh es ging ja auch so klar am Anfang natürlich sehr, sehr rapide, aber da war’s doch relativ klein, ähm aber dann ging es halt sehr schleichend. Bei mir ging es halt zum Schluss wirklich
sehr schnell. Ähm ich meine zweitausend,
16 konnte ich mich wirklich noch super gut orientieren. Äh brauchte noch keinen Langstock und drei Jahre später war ich dann vollblind. Also da zum Schluss ging’s wirklich sehr, sehr schnell und ich selber bin ja auch davon ausgegangen,
Ich werde nichts können und ich meine erstmal war es ja auch wirklich wahnsinnig schwierig. Wenn man dann aber ähm es plötzlich wieder kann,
Bin ich schon auch wirklich manchmal stolz auf mich und denke, wow, wenn ich noch so zurückblicke, ähm,
Einen Hausbesuch hatte ich immer Schwierigkeiten, diesen Hauseingang zu finden, ne, wo ich mich ja immer frage
Warum war es damals eigentlich so schwierig? Warum konnte ich denn damals mein Haus nicht finden oder warum konnte ich diesen Hausbesuch nicht finden? Wieso war der Weg denn zur Praxis so schwierig? Das ist doch mittlerweile völlig selbstverständlich ähm
Am Anfang habe ich fast Herzrasen gekriegt, wenn ich in Bus eingestiegen bin. Mittlerweile gehe ich ausm Haus und äh der Blutdruck steigt noch nicht mal um
fünf äh.
[3:05:34] Wie wir das gemessen auch egal, aber der Blutdruck steigt auf jeden Fall überhaupt gar nicht mehr, sondern ich gehe einfach völlig entspannt ausm Haus, aber am Anfang,
Da war ich wirklich wahnsinnig nervös,
Verängstigt überhaupt in die Bahn einzusteigen. Ich hab’s trotzdem immer gemacht, weil ich wollte meine Selbstständigkeit nicht aufgeben und ich wollte einfach auf auf diese Erlebnisse unterwegs,
verzichten und nicht nur zu Hause bleiben. Von daher, ich kann die Menschen verstehen, die einfach dann sagen,
wow, wie toll sie das machen.
Weil es ist für einen Sehenden ist es wirklich ein fast ein Wunder, dass man nicht sehen zurechtkommt. Weil man sich das einfach nicht vorstellen kann.
Michael Holtkamp:
[3:06:12] Ja ja. Ja ich ich meine ich kann’s auch verstehen kann ich’s an sich auch aber das sind halt so Dinge wenn ihr da ein bisschen drüber nachdenkst dann weißt du das ist einfach.
Wie gesagt, ich mache jetzt auch niemandem wirklich einen ernsthaften Vorwurf, ne, aber es ist eine es ist eine merkwürdige Situation und ähm.
Glaube, wenn die Leute ich meine, die haben da nur also in dem Fall, den ich jetzt eben beschrieben habe, da hat die Person irgendwie nur ein paar Sekunden zu entscheiden und dann manchmal sagen wir halt Sachen, die,
So in der Situation für uns Sinn machen und wenn wir ein bisschen drüber nachdenken komisch ja.
Meike Zerbach:
[3:06:45] Mhm. Aber es ist nett gemeint, ja. Ja.
Michael Holtkamp:
[3:06:49] Oder nicht, wie auch immer. Ja ähm aber.
Ja, aber wir haben ja jetzt hier die Zeit, darüber zu sprechen und das ist halt, wie gesagt, also ich ich kann’s auch ein Stück weit verstehen, ne, aber wenn du da tagtäglich mit.
Zu tun hast mit solchen Situationen, dann denkst du da ein bisschen drüber nach und irgendwann denkst du da auch anders drüber als andere Leute, weil’s eben eine andere Rolle in deinem Leben einnimmt als für.
Äh die Mehrheit.
Meike Zerbach:
[3:07:20] Ja, ich denke mal so als Spätabblinderter ist es einfach noch mal wieder anders. Ähm ich genieße halt den Kontakt von den auch zwischen den Kindern,
sehr die ähm nie ein Blatt vor den Mund nehmen. Unser Nachbarsjunge zum Beispiel, der kriegt ja diese Phase.
Der Ablindung wirklich mit. Als ich das erste Mal dann auch bei uns im Dorf im Stock lief, da war glaube ich vier und seine Mutter erklärte dann, dass das Sehen halt schlechter war und irgendwann war ich dann halt auch vollblind und im nächsten Frühjahr,
War ich dann im Garten und habe da die Rosen und die Büsche beschnitten und er kam mit seinem kleinen Roller angefahren, oh bist du gar nicht mehr blind? Doch,
Du guckst mich ja an und du schneidest hier die Büsche. Na ja, meine Augen haben gelernt, in deine Richtung zu gucken, auch wenn ich dich nicht sehe und die Bische, die fühle ich und dann kann ich sie auch beschneiden. Ach so und dann haben wir so einen Roller und Roller weiter. Dann war das Thema für ihn durch.
Und das ist schon einfach so dieses selbstverständliche mal kurz fragen, dann erkläre ich ihnen das und dann ist das Thema durch.
Michael Holtkamp:
[3:08:18] Ja, das mit dem in die Richtung von Leuten gucken, musste ich auch erstmal lernen. Ich meine, ich mache das auch jetzt. Ich gucke in deine Richtung. Ich meine, ich kann dich auch schämenhaft wahrnehmen. Ähm,
aber auch in anderen Situationen. Also wirklich lernen musste ich das glaube ich in der Schule, weil.
Also so zu Anfang, als es losging mit der mit der Sehbehinderung ähm.
Ähm ich glaube, ich musste erstmal lernen, dass ich auf den Lehrer auch so wirken muss, als würde ich aufpassen.
So und nicht wirken nur so, als würde ich aufpassen, wenn ich ungefähr in seine Richtung schaue oder in Richtung der Tafel oder so, aber wenn ich da sitze und vielleicht so Richtung Tischplatte gucke und aber aufmerksam zuhöre.
Meike Zerbach:
[3:09:02] Mhm. Dann wirkt das auf ihn trotzdem anders. Mhm.
Michael Holtkamp:
[3:09:02] Dann wirkt das auf ihn trotzdem anders und nicht nur kann das dann bedeuten, dass ich ermahnt werde obwohl ich nicht ermahnt werden muss,
ähm kann zu schlechteren Noten führen.
War ja damals alles kein bewusster Prozess, ne? Aber irgendwann, wenn du ein paar Mal ermahnt worden bist oder wenn du ein Gefühl dafür bekommst, wie du auf andere Leute wirkst, dann,
hast du dein Verhalten natürlich an. Das tust du an den vielen Fällen nicht für dich selber, sondern für dein Umfeld.
Meike Zerbach:
[3:09:32] Aber das ähm erlebe ich auch immer wieder, dass auch Patienten ähm irritiert sind, dass ich sie halt genau angucke. Ich habe das auch schon von manchen dann gehört, dass sie sagten, oh mein Gott, wenn ich von meinen Füßen rede, warum gucken Sie dahin? Sie können das doch gar nicht sehen.
Das macht mich völlig nervös. Ähm oder auch dass sie.
Michael Holtkamp:
[3:09:50] Den ich oft gemacht habe, wenn Leute mir was zum Beispiel auf ein Blatt Papier oder irgendwie aufm ähm oder in einem Buch oder in einer Zeitschrift oder aufm aufm Smartphone oder so zeigen.
Halten Sie mir das da hin und zeigen vielleicht mit der anderen Hand noch drauf oder was auch immer und dann gucke ich in die Richtung, einfach weil das ist halt so drin. Ja. So, weil manchmal, weiß ich nicht, wenn’s ein,
großes Bild ist, vielleicht kann ich da irgendwie schemenhaft was erkennen oder so. Haben wir den in den allermeisten Fällen nicht. So und dann muss ich dann oft sagen, äh ich ja, ich kann da nix erkennen.
Meike Zerbach:
[3:10:22] Ja, ich meine, das ist ja mit den Patienten, ich da behandele genauso, dass die halt dann sagen, hier tut es weh, wo ich sage ähm warten Sie mal kurz, ich komme mal einmal rum. Das muss sich halt fühlen, weil ähm ich kann’s halt nicht sehen,
Und muss ich mal sagen, wieso können sie’s nicht sehen? Ich sage ja da, ich bin vollblind, aber sie gucken mich doch an,
Meine Augen gucken in ihre Richtung, aber ähm ich kann sie deswegen trotzdem nicht sehen. Also die glauben’s einem einfach auch nicht, wenn man dann anguckt, selbst der Freund von meiner jüngsten Tochter, der sagte, ich glaube, deine Mutter die veräppelt uns einfach nach Strich und Faden.
Mir immer genau ins Gesicht. Ich glaube, sie ist gar nicht blind. Aber ich finde, das ist in der,
In dem Kontakt zu Sehenden einfach ganz ganz wichtig, weil ähm ich kenn’s ja selber als Sehender, wenn man sich unterhält, guckt man sich an und von daher ist es ähm für einen sehenden,
Viel schwieriger mit jemandem zu reden, der nicht sehend ist, wenn man einfach durch die Gegend guckt.
Michael Holtkamp:
[3:11:17] Das ist bei mir noch ein bisschen anders, weil ich ja nun mal nicht RP habe, sondern da bei mir das zentrale sehen.
Ähm relativ schlecht ist, relativ zum peripheren Sehen, habe ich mir schon früh angewöhnt an Dingen vorbeizugucken.
Ich fokussiere die nicht oder ich fixiere sie nicht ich weiß nicht aber ich schaue sie nicht genau an,
schaue so ein bisschen dran vorbei, weil ich sie dann ein bisschen bewusst nehme ich das eigentlich gar nicht wahr, habe ich glaube ich nie wirklich wahrgenommen. Aber irgendwie unterbewusst habe ich mir das angewöhnt,
immer so ein bisschen an den Sachen vorbei, die ich mir angucke. Ähm inzwischen ziel ich auch ein bisschen, schon seit einiger Zeit.
So und äh wird halt immer schwieriger überhaupt Leute.
So anzugucken. Also das führt dann auch dazu, dass Leute sich oft nicht angesprochen fühlen, obwohl ich,
ziemlich genau in deren Richtung gucke, auch sonst niemand ist. Äh wir vielleicht nur zwei Meter voneinander entfernt sind, aber weil ich sie nicht genau angucken kann, weil ich ihnen nicht genau in die Augen schauen kann, haben sie dann das Gefühl, ich meine sie vielleicht gar.
Meike Zerbach:
[3:12:20] Ja, das ist schon was, was ich auch regelmäßig trainiere, dass sich die Augenmuskeln trainiere, indem ich halt im Kreis rumgucke oder in Achten oder auch einfach versuche mir diese Entfernung vorzustellen,
gucken so auf die Nasenspitze gucken und weit in die Ferne, einfach um die Augenmuskeln zu trainieren, um dieses Fixieren des Gegenübers
Auch einfach beizubehalten, weil ich glaube, das ist einfach in in Kontakt zu der sehenden Welt sehr, sehr wichtig,
und ich hoffe auch, dass es ein bisschen davor schützt, zum Beispiel ähm auch ein Opfer von Kriminalität zu werden, denn wenn die Leute unterwegs das Gefühl haben, eine Straßenbahn,
Ich bin zwar mitm Langstock unterwegs, aber ich gucke sie an.
Ähm hilft es hoffentlich auch davor, dass irgendjemand versucht, in den Rucksack zu greifen, weil er denkt, ich könnte es halt immer noch sehen.
Michael Holtkamp:
[3:13:07] Auch im Straßenverkehr kann es also das mit der mit der Sicherheit und so,
auch schon also ich habe jetzt den Vorteil, dass ich recht,
groß und männlich und jung bin. So ich bin jetzt vielleicht auch nicht das primäre Ziel,
Ähm ja, aber solche Sachen helfen und auch im Straßenverkehr kann das helfen, einfach den anderen Verkehrsteilnehmern seines Autofahrer oder Fahrradfahrer zu signalisieren, dass ich sie irgendwie wahrnehme, indem ich einfach so ungefähr in die Richtung gucke.
Auch wenn ich mit dem Langstock unterwegs bin. Es macht einen Unterschied, ob ich einfach stur geradeausgucke und vielleicht nur so aus dem Augenwinkel,
ähm registriere, dass das Auto, das gerade zum Beispiel ausm Kreisverkehr kommt, für mich anhält, damit ich die Straße überqueren kann oder so oder ob ich in die Richtung gucke. Das macht einen Unterschied. Ich glaube, das kann denen auch helfen,
Wenn du das nicht machst, hast du auch manchmal den Fall.
[3:14:00] Vor allem Autofahrer dann auch schnell vor dir her fahren. In so Situationen, wo ich wo ich mich wundere, wie man wenn man mit dem Auto unterwegs ist, wie man vor jemandem von einem Blinden mit einem Langstock, so noch in letzter Sekunde schnell.
Fahren kann, da das Soeiming zu hohes Risiko, denke ich, dann immer. Ich glaube, das könnte damit zu tun haben,
passiert eher nicht, wenn du in deren Richtung guckst, weil dann fühlen sie sich eher beobachtet und wahrgenommen. Wenn du einfach äh,
Geradeausblicks und dich irgendwie auf deinen deinen Augenwinkel verlässt und auf den Stock und dein Gehör und so, was ja also für mich meistens ausreicht, ähm dann denken die ja, der nimmt mich sowieso nicht wahr. Der ist blind. Vor dem kann ich noch schnell.
Komme da noch schnell vorbei, ich drücke eben aufs Gas, dann bin ich weg, der nimmt mich ja gar nicht wahr, weil der ist ja blind.
Meike Zerbach:
[3:14:48] Ja, in meinem ja.
Michael Holtkamp:
[3:14:51] Merken die nicht. Ah ja, ich fahre ein Auto mit Verbrennungsmotor. Selbst wenn’s ein E-Auto ist, der wird mich hören.
Meike Zerbach:
[3:14:58] Ja. In meinem Fall verwirrt es natürlich, weil ich habe das schon öfter mal erlebt im Straßenverkehr, denn wenn ich halt so in diese Richtung gucke, dass ein Passant sagt, der winkt ihnen zu. Ja, das sehe ich natürlich nicht, wenn der Autofahrer mir zuwinkt, dass ich dann da rübergehen kann. Ähm
Deswegen lernt man auch dann im Mobilitätstraining, dass man sich da wirklich bewusst zur Seite
dreht, also wenn da ein Auto hält, da drehe ich mich dann einfach um 90 Grad zur Seite, um den zu signalisieren, ich gehe jetzt nicht drüber.
Genauso hatte ich das jetzt einen Patienten, da war es fast ein Jahr lang nicht bei mir in der Behandlung, wo ich sage, Mensch, wir muss auch lange nicht mehr gesehen, wo er sagt, ich habe sie neulich in der Bushaltestelle gesehen. Ich habe auch gehupt, aber sie haben gar nicht reagiert. Da sagt er, ist ja auch niedlich. Ähm,
Äh er weiß, dass ich nichts sehend bin. Ähm ich gucke ja nicht jedem Hupen eine Auto hinterher, weil es kann ja für jeden sein. Das muss ja nicht für mich sein.
Michael Holtkamp:
[3:15:45] Das ist so wie das wie wo ich was ich eben sagte, wenn Leute mir aus der Ferne irgendwie äh zurufen. Ja. Oder so. Ja. Ja. Ich habe das Problem hatte ich schon immer. Ich kann nicht in Autos hineingucken. Ich nehme die Autos wahr.
Wir sind ja groß genug. Mhm. Äh für mich groß genug.
Meike Zerbach:
[3:16:00] Mhm. Also für mich groß genug. Mhm.
Michael Holtkamp:
[3:16:02] Machen meistens noch genug Lärm. Das ist nicht so das Problem.
Meike Zerbach:
[3:16:06] Ja schwierig sind die E-Autos in der Stadt. Also E-Autos aufm Land, bei uns, die höre ich gut
wenn sie einzeln fahren. Das ist alles okay, aber wenn man in der Stadt ist, äh also gerade Hannover, wenn dann noch die Straßenbahn fährt und ich bin in irgendeiner Nebenstraße, höre aber noch die Straßenbahn sehr laut oder die Hauptstraße sehr laut. Dann ist ein E-Auto, was vielleicht von einem Parkplatz, von Edeka runterfährt,
für mich kaum wahrzunehmen. Das ist wirklich schwierig.
Michael Holtkamp:
[3:16:29] Da haben wir uns ja schon mal drüber ausgetauscht und meine These war ja.
Also ich stimme dir zu, ne, in einer Welt voller Verbrenner,
ist ein E-Auto ein Problem, weil es in dem ganzen leeren untergeht, also zumindest in der Stadt, aufm Dorf, wie du sagst aha ist das anders.
Meike Zerbach:
[3:16:47] Mhm. Das ist anders. Mhm.
Michael Holtkamp:
[3:16:49] Meine These war ja, dass ähm.
Eine Stadt voller E-Autos, besser ist als eine Stadt voller Verbrenner.
Insgesamt leiser ist, es ist an sich angenehmer, ich habe ohnehin, ob’s der Autismus ist, was auch immer. Ähm ich habe das Gefühl, ich habe sowieso ein,
ähm äh ich bin recht wie sagt man,
geräuschempfindlich oder sehr sensibel. Nicht in dem Maße, dass es wirklich zu einem Problem wird, aber ähm was auch immer es ist, aber ich habe das Gefühl, für mich selber wäre es angenehmer, weil E-Autos sind ja nicht komplett.
Äh geräuschlos.
Meike Zerbach:
[3:17:32] Das ist richtig.
Michael Holtkamp:
[3:17:33] Wir hören sie nur jetzt so schlecht, weil sie meistens zusammen mit zahlreichen Verbrennern unterwegs sind, sind sie eben relativ.
Meike Zerbach:
[3:17:40] Mit LKWs und Straßenbahnen. Man würde auch den Fahrradfahrer wieder besser hören, wenn’s natürlich nur E-Autos geben würde. Ja. Das ist richtig.
Michael Holtkamp:
[3:17:48] Genau das ist im Wesentlichen das, was ich sagen wollte. Also wenn da ein LKW irgendwo in meiner Nähe unterwegs ist, vielleicht oder ist eine Baustelle, wo irgendwo Lärm herkommt oder so ein Linienbus, was auch immer. Es gibt manche Geräuschquellen, die sind so dominant,
Das ist schwer für mich ist, da noch die anderen wahrzunehmen,
aber und diese ja diese Transitionsphase ist vielleicht das Problem, aber ich habe das Gefühl, wenn wir irgendwann.
Fast nur noch E-Autos auf unseren Straßen haben. Es ist vielleicht unterm Strich für uns zumindest.
Meike Zerbach:
[3:18:19] Dann wär’s bestimmt besser. Ja. Aber dann müsste der Rest halt ruhig sein, ja. Ja. Mhm.
Michael Holtkamp:
[3:18:25] Ja und vor allem dann auch die Audiosignale der Ampeln und so müssten wir ja dann besser wahrnehmen können, ne.
Meike Zerbach:
[3:18:29] Mhm. Besser wahrnehmen können, ne? Mhm.
Michael Holtkamp:
[3:18:32] Ja, ich bin mal gespannt.
Meike Zerbach:
[3:18:34] Ja, obwohl das an den Kreuzungen wieder schwierig ist, also auch die Autos, die diese ähm diese,
äh Stopp haben, das heißt in dem Moment, wo das Auto stehen bleibt, dass der Motor ausgeht.
Das ist sehr schwierig. Für mich immer eine Kreuzung zu gehen, wenn ich mich rein akustisch orientiere. In dem Moment, wo das Auto stehen bleibt, habe ich ja keine Orientierung mehr, wie weit ist dieses Auto entfernt?
Wenn die Motoren weiterlaufen würden, dann hätte ich eine klare Geräuschquelle und wüsste halt, da gehe ich im rechten Winkel dran vorbei und komme gut über die Straße rüber.
Und die E-Autos, die sind in dem Moment, wo sie stehen, auch akustisch verschwunden.
Michael Holtkamp:
[3:19:18] Ja das stimmt.
Meike Zerbach:
[3:19:20] Hört man natürlich an der Ampel besser, wenn sie ein akustisches Signal hat, aber ganz viele Ampeln sind ohne akustische Signale, also selbst bei uns
In unserer Kleinstadt, an der Kreuzung, das habe ich vor dreieinhalb Jahren das erste Mal beantragt, dass es bis heute noch nicht durchgesetzt worden.
Sie haben’s äh von den vier Überquerungsmöglichkeiten in einer Richtung. Warum auch immer, nur in einer Richtung eingeführt,
aber die anderen drei Überquerungen sind ohne akustisches Signal und ähm ja, es hat jetzt dreieinhalb Jahre gedauert. Ich glaube auch nicht, dass es noch was wird.
Michael Holtkamp:
[3:19:52] Manchmal Kreuzungen, da ist es uneinheitlich. Ja. Also hier in Dorsten gibt’s, da ist ähm
dass die B224 oder 25 an,
und dann in Gallener Straße ist praktisch da ist so eine Kreuzung ähm
am am am Zob und dem McDonald’s da für die Leute, die die es da kennen, da ist irgendwie da gibt’s zwei Möglichkeiten, die Bundesstraße zu überqueren und an der einen Ampel gibt’s ein Audiosignal und an der anderen nicht.
Meike Zerbach:
[3:20:18] Mhm. Das musst du halt wissen.
Michael Holtkamp:
[3:20:18] Das musst du halt wissen, um entweder einen Fußweg dementsprechend zu wählen.
Meike Zerbach:
[3:20:23] Mhm. Ja oder sie sind defekt, das gibt es hier auch.
Michael Holtkamp:
[3:20:25] Aber ich äh das kein Grund ja, aber dann in dem Fall ist sie dann schon seit vielen Jahren defekt. Ähm.
Ja, also es ist ähm ich ich dachte jetzt.
Vielleicht ist je nach Straßenart auch jemand anders zuständig. Also wenn jetzt an an einer Kreuzung, wo eine Bundesstraße irgendwie eine normale städtische Straße.
Meike Zerbach:
[3:20:48] Landstraße ja, das ist richtig, da sind verschiedene Institutionen für zuständig.
Michael Holtkamp:
[3:20:53] Dachte ich, dass vielleicht die zwei Ampeln, die die eine Straße kreuzen, da entscheidet vielleicht wer anders drüber, als die als äh bei den beiden Ampeln, die dann die andere Straße kreuzen. Könnte ja sein.
Meike Zerbach:
[3:21:02] Mhm. Das das ist auch so. Ja, das ist so, aber dann könnte man auch wenigstens gleich zwei Regeln und nicht nur eins.
[3:21:13] Theoretisch. Also ne, du kannst ja.
Michael Holtkamp:
[3:21:15] Du meinst die die zwei, die.
Meike Zerbach:
[3:21:16] Überquerung von der Bundesstraße und zwei von der Landstraße, dann könnten wir auch gleich theoretisch beide von der Bundesstraße äh erledigt werden.
Aber das ist manchmal schwierig.
Michael Holtkamp:
[3:21:27] Aber das ist in in meinem Beispiel, das ist das eben nicht und.
Meike Zerbach:
[3:21:31] Aber das sind die kleinen Hindernisse des Alltags. Ja. Ja.
Michael Holtkamp:
[3:21:34] Genau. Ja, ich glaube, dann kommen wir so langsam mal zum Ende. Ähm du hattest.
Ähm du hattest gesagt, als als das für dich alles losging, als du noch mehr oder weniger normal sehend warst und so, da konntest du dir nicht vorstellen.
Als erblindete Person überhaupt noch klarzukommen.
Ähm dann hast du gesagt, irgendwann hattest du den Punkt erreicht, dass du die Spielkarten waren’s, glaube ich, nicht mehr erkennen konntest, hast du dann beschlossen, du musst Blindenschrift lernen.
War scheinbar irgendwie ein Wendepunkt. Ja. Aber dann ist dann damit an sich.
Ist dann durch das Erlernen der Blindenschrift und andere Sachen muss ja irgendwann dann die Angst.
Vielleicht nicht komplett verloren gegangen sein, aber irgendwie muss ja muss ja weniger geworden sein. Du kommst ja du kommst halt dem Anschein nach sehr gut klar.
Also du scheinst ja irgendwie alle Probleme und Herausforderungen mit viel wie sagt man, Motivation äh aktiv anzugehen.
Meike Zerbach:
[3:22:45] Ja, es gibt ja verschiedene Arten, um mit Krisen umzugehen. Die einen Leute werden passiv und ziehen sich erstmal zurück
und die anderen vielleicht wie so ein kleiner Jack Russell Terrier, die erst mal anfängt, dann zu,
in alle Richtung und versuchen dann da aktiv loszugehen. Ähm,
Meine Strategie war’s eigentlich auch wirklich immer in dem Moment, wo eine Krise auftritt, äh überlege ich mir für mich selber eine Strategie und werde aktiv,
So habe ich halt ja in dem ersten Moment, wo klar war, ich kann meine Sehkraft nicht erhalten, das Augenlicht, das werde ich verlieren. Da habe ich dann die Punktschrift gelernt. Ähm was halt auch schön ist, ihr habt zum Beispiel auch ein Kartenspiel zu Hause mit Punktschrift.
Das ermöglicht mir dann die äh auch durch die Sache mit meinen Kindern weiter in Karten zu spielen. Hä weil ähm dies das sind laminierte Karten, sodass die.
Der Rest der Familie, sie teilt die ganz normale Karte und für mich ist mal links oben in der Ecke sind zwei Buchstaben, zum Beispiel ein H und ein K. Das ist dann Herzkönig.
Diese Karten hat ja auch zur Grundschule mitgenommen, den Kindern das zu zeigen. Das hier ist Herzkönig. Ja.
Michael Holtkamp:
[3:23:50] Wenn wenn jemand anders eine Karte spielt also äh musst du die jedes Mal ertasten oder sagen die dir was das ist und du ver.
Meike Zerbach:
[3:23:57] Wir machen das zu Hause so, dass ähm dass es dann wirklich gesagt wird, welche Karte das ist.
Ansonsten klar müsste ich, ja sonst müsste ich jede Einzelkarte tasten. Ähm ich finde so viel miteinander, kann man ruhig noch gerade aufbringen, dass man da diese Karte sagt.
Also es sagt euch jeder, äh auch wenn wir zu viert oder zu fünft dann spielen, ähm es sagt jeder, die Karte, die er ablegt
im Überblick behalten kann, um zu wissen halt, was nebenbei schon alles abgelegt wurde. Aber mit diesem Kartenspiel, ja kann man im Prinzip ja alles spielen, selbst Phase zehn,
wenn das halt ein anderes Kartenspiel wäre als das Original, aber auch damit könnte man diese Spiele dann spielen.
Michael Holtkamp:
[3:24:37] Doppelkopf.
Meike Zerbach:
[3:24:38] Kann ich leider nicht. Aber das könnte man damit auch spielen.
Michael Holtkamp:
[3:24:42] Weil wenn ihr.
Ähm Doppelkopf spielt man ja zu viert und meistens immer zwei gegen zwei, aber wenn eine Person ein Solo spielt, dann spielt sie, wie der Name schon sagt, gegen drei andere Personen. Wenn du ein Solo gegen die anderen drei spielen würdest,
Hätten die anderen drei einen Anreiz.
Äh die von ihnen gespielten Karten nicht, ach ist Quatsch.
Meike Zerbach:
[3:25:12] Ja Sie müssten das halt, also das das wäre unfair, wenn man dann natürlich nicht sagt, was man ablegt. Aber ähm.
Michael Holtkamp:
[3:25:17] Klar, klar. Ja. Funktioniert ja auch nicht unbedingt. Dann also vielleicht merkst du irgendwann dann später, dass irgendwie eine Karte dreimal vorgekommen ist, obwohl es hier ja nur zweimal.
Meike Zerbach:
[3:25:26] Erde, das ist ja Betroch, das das geht ja gar nicht.
Michael Holtkamp:
[3:25:29] Ich habe versucht jetzt irgendwie komisches Szenario zusammen zu basteln aber gut.
Meike Zerbach:
[3:25:35] Mhm,
Ne also von daher ist die Punktschrift für mich schon von Anfang an ganz entscheidend gewesen. Das ermöglicht mir dann auch wieder wirklich so was wie Kartenspielen und solche Dinge. Es gibt auch taktile Würfel, sodass man dann auch Kniffel spielen kann, also diese,
normalen Spieler halt, ne? Damit kann man auch mit der Match-Ärger dich nicht spielen und und und. Ähm ja eigentlich immer dann, wenn ich wieder eine Krise hatte
Habe ich so angefangen, doch wieder aktiv zu werden. Sei es auch nur ähm rumzutelefonieren, um eine neue Strategie zu finden, um halt aus dieser Krise rauszukommen. Aber klar, Einwendepunkt war wirklich dieses Punktschrift Lernen damals Ende 208zehn.
Der nächste Wendepunkt war dann wirklich das Mobilitätstraining in Timmendorf äh und Hamburg. Auch der Kontakt
zu anderen gleich Betroffenen, ähm wo wir in Sonja auch angefangen haben mehr mit dem Handy zu beschäftigen
Dann natürlich ein großer Wendepunkt, der so mein ganzes Leben wirklich wieder verändert hat. Der Anfang von dieser blinden technischen Grund,
so dieser Zugang wieder zu den Medien, um wieder E-Mails schreiben zu können, Texte zu schreiben, sei es auch eine Briefe schreiben zu können, also ganz,
lapidar irgendwas sich zu notieren und das dann halt ähm auf dem Laptop sich abzuspeichern.
[3:26:45] War ein ganz großer Wendepunkt, wo ich dann auch ja wirklich meine Selbstständigkeit wieder zurückgewonnen habe.
Das ist schon ein riesengroßes Geschenk. Und das weiß noch erst dann wirklich zu wertschätzen, wenn man’s einmal verloren hat,
In einem Podcast, da ging das äh ja leider um den Ukrainekrieg, da sagt der eine halte so der Umgang mit Krisen, wie halt auch im Krieg ähm ja die einen zerbrechen dran, die anderen ähm haben einen ähm,
Ein posttraumatisches Wachstum, sodass man danach,
Zu Dingen fähig ist, die man vorher, vor dieser Krise nie von sich erwartet hätte. Ich meine, wenn wir so an den zweiten Weltkrieg zurückdenken, die Frauen, die vorher,
In Anführungsstrichen halt nur sich um Haus und Kinder gekümmert haben, aber plötzlich aus Trümmerfrauen, da Steine geschleppt haben, Häuser wieder aufgebaut haben. Ich meine, wozu die in der Lage waren, was die,
geleistet haben, das haben die sich vorm Krieg niemals zugetraut.
Michael Holtkamp:
[3:27:41] Ja man merkt’s erst, wenn man’s ausprobiert, ne. Wie ich eben schon mal sagte, wir sind halt unglaublich resilient.
Meike Zerbach:
[3:27:48] Ja und manche Dinge weiß man auch erst dann wirklich zu wertschätzen, wenn man sie einmal verloren hatte und dann wieder zurückgewonnen hat. Ja.
Michael Holtkamp:
[3:27:54] Ja. Ist das ähm bei der vollen Erblindung.
Ähm also zu dem Zeitpunkt warst du sicherlich schon längst soweit, dass du das das Sehen.
Wertschätzen konntest, etwas, wo du,
Normal sehen da ja nicht groß drüber nachdenkst wahrscheinlich. Du weißt wahrscheinlich auch schon so weit, dass du dass dir klar war, dass du noch äh dass du sehr, sehr viele Dinge,
Lernen kannst und dir auch sehr viele Dinge zulegen kannst, die dir helfen würden.
Äh klarzukommen aber ist ist die volle Erblindung, vielleicht auch so was wie eine.
Erleichterung, weil dann dann ist man am Ende des der generativen Prozesses angekommen. Man muss keine Angst mehr davor haben, dass es schlecht.
Meike Zerbach:
[3:28:55] Mhm. Eben. Also diese Angst war das Schlimmste und in dem Moment, wo ich nichts mehr sehen konnte, auch ähm ich meine hell und dunkel
bringt irgendwann keine wirkliche Qualität mehr, weil
Ich merke daran, ob wir’s Tag oder Nacht ist, ob die Vögel singen. Es ist eine ganz andere Stimmung und ähm ähm ist es dann irgendwann nicht mehr entscheidend. Aber die Angst war weg. Und ich wusste einfach,
jetzt nicht mehr schlechter werden. Ich komme jetzt zurecht,
kann es nur noch besser werden. Ich kann dazulernen. Ich meine am Anfang klar, das Kochen war irgendwann eine Katastrophe. Ich bin sehr dankbar, dass die Familie trotzdem alles gegessen hat, was ich da irgendwo so zusammengebrutzelt habe. Ähm aber,
Irgendwann sind die Frikadellen auch wieder rund und irgendwann ähm ja sieht das Essen glaube ich auch wieder.
[3:29:38] Appetitlich aus und irgendwann ist der Kuchen auch wieder wirklich ein richtiger Kuchen und ja, es kleckert nicht mehr so viel daneben. Man kriegt’s irgendwann alles wieder hin, ohne die Küche einzusauen.
Äh es wird halt wirklich von Monat zu Monat immer besser,
aber ’ne ganz große Erleichterung war wirklich zu wissen wow es kann nicht mehr schlechter werden, ich mein jeder Gang zum Augenarzt ähm da habe ich vorher schon schlaflose Nächte gehabt, weil man ganz genau weiß, ich komme dahin und heiße wieder,
Es ist etwas schlechter geworden und es tut mir leid, ich kann nichts für sie tun. Ich weiß halt nichts,
Wie man das aufhalten kann. Ähm und jedes Mal die Angst und jetzt weiß ich, ich gehe hin. Ja, es kann nicht,
schlechter werden, aber so wie es ist komme ich zurecht und ähm ja die Sinne,
prägen sich erst richtig aus, äh also die anderen Sinne, das Hören, das Fühlen, auch das Riechen wird besser oder,
differenzierter oder man nimmt es mehr wahr als ab dem Moment, wo man’s nicht mehr sehen kann. Ja. Ja, es war eine Erleichterung,
So doof das klingt aber was für eine Erleichterung ist nicht mehr zu sehen.
Michael Holtkamp:
[3:30:40] Ja, ich glaube dir das. Deswegen habe ich das gefragt, weil das war meine Vermutung, dass das so beantworten würdest, weil ich hatte ja eben schon mal gesagt, ich habe mit mit achtundzwanzig, also jetzt vor zehn Jahren habe ich die,
Bestätigung bekommen, dass ich mit meiner Vermutung vollkommen richtig liege, dass meine,
nicht stabil ist, sondern das ist eine das heißt ja auch Makuladegeneration. Ne also nicht nur,
nicht nur war ich dann alt genug, um äh an mir selber.
Zu erkennen, dass die Sehkraft immer weiter abnimmt. Ich habe natürlich auch recherchiert und habe gelesen, dass das so ist und ich wusste das eigentlich schon, aber mit 28 habe ich dann in Bonn eben die Bestätigung bekommen von diesem Professor und ich glaube,
Ich weiß nicht wirklich, ob es ob’s ein kausaler Zusammenhang war, aber möglicherweise hat das mich in so eine gewisse Krise gestürzt,
hat eine recht schwierige Zeit begonnen. Die hat nicht.
Nicht nur damit zu tun, wenn überhaupt damit, äh aber möglicherweise schon. Und seitdem weiß ich eben.
Dass meine Sehkraft äh immer weiter zurückgeht und das sind andere.
[3:31:55] Umstände, aber nichtsdestotrotz stimme ich dir natürlich vollkommen zu. Es hilft ja alles nix, ähm.
So, wir müssen halt damit klarkommen und dann kommen wir halt auch irgendwie damit klar und solange die mentale Konstitution oder die psychische Gesundheit ausreicht, ähm.
Macht man halt weiter. Das ist mal leichter mal schwieriger, aber so ich meine, was ist die Alternative? Ist nicht weiter zu versuchen. Also.
Meike Zerbach:
[3:32:25] Ja, wie man so schön sagt, eine Kopf in den Sand stecken, nützt nicht viel. Da unten ist es auch dunkel und die Luft da unten ist auch schlechter. Aber ich meine, es wäre gelogen zu sagen, ähm das ist
Keine Depression gibt oder keine depressiven Verstimmungen zumindestens, dass es einen nicht runterzieht, wenn man das Augenlicht verliert. Weil es ist nicht witzig. Und das wünscht man ja auch niemanden, aber ich meine ganz zum Schluss
wenn das Sehen so schlecht ist, ähm dass es im Prinzip kein keine Qualität mehr ist. Man klammert sich aber an diesen letzten Rest Sesen. Es ist so wahnsinnig viel
anstrengend, so wahnsinnig viel Konzentration auf dieses nicht qualitative Sehen,
dass man die anderen Sinne gar nicht wirklich wahrnehmen kann und ähm auch die ähm
Die Gehirnforschung sagt dir einfach auch äh gerade in den ersten fünf Jahren der Erblindung. Alles das, was du an Training machst, wie zum Beispiel klick so nah oder solche Dinge. Da kannst du dann ähm die,
Anderen Sinne, die jetzt nichts mit Sehen zu tun haben, sondern mit hören, mit riechen, mitfühlen, auch mit diesem siebten
Sinn mit diesem Wahrnehmen, das kannst du mit den Erlebnissen oder mit den Erinnerungen an dein Sehzentrum verbinden und dadurch bilden sich auch im Gehirn wirklich
Bilder, sodass man sich das auch richtig vorstellen kann und du auch diese Bilder nicht verlierst.
[3:33:44] Das ist auch so. Also wenn ich einfach so also damals als wir 2019 das Mobilitätstraining gemacht haben, weiß ich noch, dass Schrecken ich musste über eine Kreuzung rübergehen, die ich nicht kannte und ähm
Da ich ja nur grau gesehen habe, hatte ich auch die Vorstellung, ich gehe jetzt über die Straße rüber und ich lande mehr oder weniger im Nichts. Da ist gar nichts,
Hat er mir die Mobilitätslehren erzählt. Da drüben waren Geschäfte. Ja, ich habe da keins gehört und natürlich auch keins gesehen und für mich war’s einfach nur es war eine graue Einöde. Ähm fand ich ganz gruselig, darüber zu gehen,
Ähm heutzutage ist mein Gehör besser oder differenzierter äh,
klicke dann äh dann höre ich halt da sind Bäume, da stehen Häuser,
parkt ein Auto und damit habe ich auch plötzlich ein Bild wieder vor Augen, das ich nicht in eine graue Einöde laufe, sondern ich laufe in eine Gegend.
Erinnerung an die Farben bringt halt dann den Rest.
[3:34:43] Wir hatten jetzt ein Treffen in Italien. Ich war früher mal 198889 als Au-Pair in London und wir haben uns jetzt mit neun ehemaligen Au-Pairs in Italien getroffen. Ich meine, die waren großartig. Sie haben ja auch ganz viel erzählt, wie’s da aussieht.
Aber ich habe vor meinem inneren Auge eine genaue Struktur, eine genaue Vorstellung von diesem Ort, den ich nie gesehen habe. Ähm
Kann im Prinzip dir erzählen, wie die Häuser da aussehen, wie die Balkone aussehen, wie breit die Straßen sind, wie man halt ähm von dieser Unterkunft zum Strand hinkommt. Ich habe einen ganz
klare Vorstellung, äh auch was für Pflanzen da stehen, weil ich sehe zum Teil anfassen konnte, zum Teil klar dran vorbeigelaufen bin. Man riecht ja auch,
Man riecht auch Bäume. Ähm man riecht das Meer. Es hat,
Nimmt es auf eine andere Weise wahr, aber man nimmt es wahr und ähm das gibt einfach wieder richtig Lebensfreude zurück.
Michael Holtkamp:
[3:35:36] Ja, geht mir ähnlich. Also das.
Also Reisen wird schwieriger vor allem alleine zu reisen, einfach ähm weil’s immer schwieriger wird. Also für mich jetzt mich zum Beispiel in einer fremden Stadt zu orientieren oder an einem Flughafen oder was auch immer, aber.
Also ich verliere nicht die Lust zu reisen. Also das äh das Reisen an sich wird nicht weniger reizvoll. Im Heim April noch für zwei Wochen in Dubai. Ja natürlich. Dann also,
Fähre aus habe ich nicht das gesehen, dieses segelförmige Luxushotel. Ähm.
Ja, aber ist auch nicht so schlimm. Ich habe dafür viele andere Dinge wahrgenommen. Mhm. So und das das nicht so.
Meike Zerbach:
[3:36:23] Leben ist anders, es ist nicht mal genauso wie vorher, es ist anders, aber es ist trotzdem wahnsinnig reizvoll und so vollgefüllt mit tollen Erlebnissen und fröhlichen Momenten. Ähm,
Das auch, ich einfach wirklich sagen kann, auch ein blindes Leben ist äh,
Definitiv lebenswert und voller Qualitäten, vielleicht auch voller, ja, es ist voller anderer Qualitäten, aber sie sind ähm genauso wertvoll wie beim Sehenden.
Michael Holtkamp:
[3:36:50] Jo, schönes Schlusswort. Wenn ich jetzt nicht Schluss mache, dann schaffen wir es heute gar nicht mehr. Oder willst du noch irgendwas loswerden? Ich glaube nicht. Okay, also äh noch mal vielen Dank fürs Kommen. Gern geschehen. Äh hat mich sehr gefreut.
Meike Zerbach:
[3:37:00] Ja gerne schön. Da mir ein Vergnügen. Ja? Vielleicht machen wir’s ja nochmal mit deinem neuen Thema. Ich habe noch ein paar Themen über.
Michael Holtkamp:
[3:37:05] Noch ein paar Themen über, also die gehen uns so schnell nicht aus, also wenn du nochmal hier in der Nähe bist. Gerne. Ähm wenn Marie, wenn Marion aus dem Urlaub zurück ist oder so, dann gerne. Ganz gerne nochmal.
Meike Zerbach:
[3:37:16] Ja. Dann gerne. Ja. Auch Petra wird sich freuen, wenn ich nochmal wiederkomme. Also von daher können wir das gern auch mal machen.
Michael Holtkamp:
[3:37:22] Ich wollte, wo wohnt denn Petro noch mal?
Meike Zerbach:
[3:37:25] Petra wohnt in der Nähe von Köln. In ähm wir mussten fünf Stationen mit der Bahn fahren. Ähm die die Petra hier. Ja ich dachte du meinst. Nee, die die wohnt in Celle. Ja. Die Petra wohnt in Celle. Mhm.
Michael Holtkamp:
[3:37:33] Petra, ach so, okay. Ja. Ich dachte, du meinst die Petra. Ja ja, okay, okay. Verstehe. Gut, alles klar, also vielen Dank und dann vielleicht bis zum nächsten Mal.
Meike Zerbach:
[3:37:45] Ja, jederzeit wieder gerne. Tschö. Tschau.
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SoulplattenMichael Holtkamp:
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