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GK040 | Hanf, Jazz, Rassismus und ein Steuergesetz [Transkript]

Die Geschichte der US-amerikanischen Cannabis-Prohibition

https://graukaue.ruhr/gk040/

Hängen!

Michael Holtkamp:

[0:23] Glück auf! Mein Name ist Michael Holtkamp und dies ist Episode 40.
In der letzten Episode haben André und ich über die Geschichte der internationalen Drogenpolitik gesprochen und über das Opium, mit dem das alles angefangen hat.
Wir kommen nun zur Cannabis-Prohibition und beginnen in den 1930er Jahren, als in den USA die gescheiterte Alkohol-Prohibition endete.
Zu dieser Zeit begann eine neu gegründete Unterbehörde des Finanzministeriums namens Federal Bureau of Narcotics, FBN, mit Kampagnen gegen Cannabis sowie mit der Verfolgung von dessen Konsumenten.
Dabei waren die Aktionen des von Harry Anslinger geleiteten FBN in erster Linie auf Lateinamerikaner, Schwarze und insbesondere Jazzmusiker ausgerichtet.
Um dem von der Bevölkerung als unbedenklich angesehenen Hanf eine neue Reputation verpassen zu können, verwendete Anslinger das mexikanische Wort Marihuana.
1937 trat der Marihuana Tax Act in Kraft.
Das Steuergesetz, mit dem die Cannabis-Prohibition in den USA begann.
Also, dies ist mein Kumpel André Wolf.

Die Hanf-Funde von Eisenberg

Michael Holtkamp:

[1:49] Zunächst einmal habe ich noch ein paar Sachen recherchiert, die noch offen geblieben waren.
Also die letzten Male hattest du ein paar Sachen gefragt, wo ich keine Antwort drauf hatte.
Oder ich bin vielleicht einfach zufällig noch auf irgendwelche Informationen gestoßen.
Zunächst einmal hatte ich glaube ich gar nicht erwähnt, dass der älteste Handfund Europas aus Eisenberg stammt in Thüringen und auf das Jahr 5500 vor Christus datiert wird. Das sind siebeneinhalb Jahrtausende.

Der Haschisch-Altar von Tel Arad

Michael Holtkamp:

[2:25] Ich hatte letztes Mal ein paar andere Jahreszahlen genannt.

Michael Holtkamp:

[2:30] Und wie zum Beispiel die Jahreszahl 750 vor Christus, da komme ich jetzt zu.
Aber ich wollte es nur nochmal sagen, also Hanf ist schon seit Jahrtausenden in Europa angekommen oder Hanf ist vor Jahrtausenden in Europa angekommen, wie auch immer es genutzt wurde. Was ich damals schon gesagt hatte, war, dass…

Michael Holtkamp:

[2:52] Dass die erste Verwendung, die erste nachweisliche Verwendung von Cannabis als Rauschmittel auf das Jahr 750 vor Christus datiert wird.
Ich hatte dir was von den Altaren erzählt, die im heutigen Israel stehen.
Und du hattest gefragt, ob es sich dabei um ein religiöses Ritual handelte.
Da war ich mir nicht sicher.
Also habe ich nochmal in die Quelle geschaut. Das ist das hier.
Synex ist ein Wissenschaftsmagazin. Und auf dem Bild siehst du zwei Altare.
Also es gab oder im heutigen Israel gibt es die ehemalige jüdische Festungsstätte Tel Arad.
Und daher stammt dieses Foto. In dieser Festungsstadt gab es ein Heiligtum und in diesem Heiligtum gab es einen großen Raum mit einem großen Altar und es gab noch einen kleinen Nebenraum mit zwei kleinen Altaren, das sind die, die du hier siehst.
Und der linke von den beiden, der etwas größere Altar, der wurde verwendet, um Weihrauch zu verbrennen, aber der kleinere Altar rechts, der wurde verwendet, um Cannabis zu verbrennen.

Michael Holtkamp:

[4:12] Wie gesagt, in einem recht kleinen Raum.

Michael Holtkamp:

[4:41] Die haben nicht die ganze Pflanze verbrannt oder auch nur die Blüten, sondern die haben lediglich das Harz verbrannt, also Haschisch.
Und das wird als Beweis gewertet, dass es gezielt eingesetzt wurde als Rauschmittel.
Und es war wohl keine Opfergabe, so wie du gefragt hattest, sondern es wurde gezielt eingesetzt. Du musst ja erstmal wissen…
Was den Rauschzustand auslöst. Also scheinbar war das für die nicht ganz neu.
Die wussten, du brauchst das Harz und haben sie nur das Harz verbrannt.
Und aber also…

André Wolf:

[5:24] Das ist interessant. Weiß man oder kann man abschätzen, ob das jetzt nur dazu diente, die diensthabenden Priester zu betäuben oder war auch normales Fußvolk im Tempel zugelassen?
Weil häufig war es ja in Artikeln so, dass die Innenräume der Tempelanlagen nur den jeweiligen Priesterinnen oder Priestern vorbehalten waren und die die Gläubigen ja nicht nur draußen gebetet haben.

Michael Holtkamp:

[5:49] Das weiß ich nicht, da geht ja… Ach, du meinst, weil der Raum so klein ist?

André Wolf:

[5:56] Ja, oder generell. Ich denke da auch so ein bisschen an Delphi.
Ich weiß nicht, ob du da mal warst, aber da war es ja auch so, dass die Orakel von Delphi, also die Damen, die damals die Priesterinnen waren, die vor die Weissagung getroffen haben, dass die offenbar auch systematisch betäubt wurden mit irgendeinem Rauschmittel, das aus dem Boden kam, um damit sozusagen vielleicht ihren Horizont zu erweitern, die Qualität der Vorhersagen zu verbessern.
Da frage ich mich, ob das hier vielleicht auch ähnlich war, ob das bewusst eingesetzt wurde, um irgendwie die Priester oder Priesterinnen in einen Rauschzustand zu versetzen.

Michael Holtkamp:

[6:33] Also dazu, zumindest in diesem Artikel, wird auf das Ritual als solches gar nicht eingegangen.
Da wird wirklich nur beschrieben, dass Rückstände gefunden wurden, die hat man analysiert und dann hat man eben die Rückschlüsse daraus gezogen, dass man eben einmal die Moleküle gefunden hat, die entstehen, wenn man THC verbrennt oder wenn man Haschisch verbrennt und das THC wird dann zu irgendeinem anderen Molekül.
Und das hat man gefunden und eben keine Pflanzenreste. Aber was das jetzt für ein Ritual war oder was genau für eine Religion oder wer beteiligt war, all das wird da nicht erklärt. Ich weiß nicht, ob das…
Ob das überhaupt bekannt ist.

André Wolf:

[7:19] Das wäre ja lustig, wenn die auch damals schon bewusst auf die bewusstseinserweiternde Wirkung der Substanz gesetzt hätten.
Das so ein bisschen auch als Mittel eingesetzt haben, um den Göttern näher zu kommen oder in eine Form von religiöser Trance zu geraten.

Michael Holtkamp:

[7:35] Wie ist das denn? Hat Weihrauch irgendeinen ähnlichen Effekt?
Also ich bin kein Christ.

André Wolf:

[7:44] Katholisch sowieso nicht. Mir hat es als Kind immer nur Kopfschmerzen gemacht. Ja.
Konnte ich keine Bewusstseinserweiterung feststellen.

Michael Holtkamp:

[7:53] Ja, gut.

André Wolf:

[7:53] Aber vielleicht bei anderen schon.

Michael Holtkamp:

[7:56] Ja gut, ich bin in zwei Wochen auf einer Hochzeit. Das ist in der, ach nee, ist gar nicht in der katholischen Kirche. Nee, stimmt nicht.
Ja, also ich frage, weil, wie gesagt, auf dem anderen Altar haben sie halt das verbrannt.
Und dass das wohl in einem kleinen Nebenraum passiert ist, das macht natürlich Sinn, weil es ist wie Hotboxen, wenn du im Auto oder in irgendeinem kleinen geschlossenen Raum rauchst.

Michael Holtkamp:

[8:25] Aber wie gesagt, was genau das Ritual ist, weiß ich nicht.
Was die aber noch beschrieben haben, ist, dass das Haschisch zusammen mit Fiedung verbrannt wurde.
Was wohl damit zu tun hat, dass das eine sehr baumarme Gegend ist und das Brennmaterial, also Holz, sehr knapp ist.
Und außerdem damit, dass Fiedung nicht sehr heiß brennt und außerdem lange schwelt.

Michael Holtkamp:

[9:02] Und du musst, um diesen psychoaktiven Effekt herbeizuführen, musst du Marihuana nicht unbedingt verbrennen, aber erhitzen.
Und genau das haben sie wohl gemacht.
Und da reichen recht geringe Temperaturen aus.
Also vielleicht kennst du diese Vaporizer oder Verdampfer, die inzwischen recht beliebt sind.
Da kannst du halt Kräuter oder wie auch immer auf Amazon und so beworben wird, kannst du da drin verdampfen.
Und ich glaube, die Dinger, die erreichen eine Höchsttemperatur von nicht viel mehr als 200 Grad, wenn überhaupt.
Ich glaube etwas so 160 180 oder so was ist schon ausreichend und ja ich war also ich könnte mir vorstellen hatte vielleicht bessere alternativen gegeben hätte und also eine alternative zu fiedung aber gut viele leute mögen ja auch den geruch von cannabis nicht was ich ja ich gut ob da jetzt Als Feedung die bessere Alternative ist.

André Wolf:

[10:11] Weiß ich aber auch nicht.

Michael Holtkamp:

[10:12] Genau.
Also mich, ich finde den, ich glaube, ich nehme so bittere Gerüche und Geschmäcker ohnehin nicht so besonders stark wahr oder irgendwie bin ich da nicht so empfindlich und ich finde auch den Cannabis-Geruch nicht so schlimm.
Also Fiedung macht es da meines Erachtens nicht besser. Aber na gut.

Vor Freude heulende Skythen und Thraker

Michael Holtkamp:

[11:02] Und deren Siedlungsgebiet war so zwischen dem Schwarzen Meer und der heutigen Mongolei.
Ich nehme mal an, wenn er die als Reitervölker bezeichnet, dass sie zumindest so mehr oder weniger nomadisch gelebt haben.
Ich glaube, das Siedlungsgebiet war jetzt nicht fest abgesteckt, hat sich im Laufe der Zeit geändert. hat.
Aber aus griechischer Sicht kamen die aus dem Osten und die haben wohl, Hanf mitgebracht nach Kleinasien, heutige Türkei, Griechenland und auch auf den Balkan.
Ich hatte ja eben schon mal gesagt, dass in Thüringen Hanf gefunden wurde, was auf das Jahr 5.500 vor Christus datiert wird.
Das heißt, hier oben in Zentraleuropa war es zu der Zeit schon längst angekommen, also seit Jahrtausenden.
Aber Herodot, das war so die Zeit des 5. Jahrhunderts vor Christus. Und der hat.

Michael Holtkamp:

[12:14] Beschrieben, dass die Sküten und die Traka sich bei Bestattungen in Zelten versammelt haben und dort Hanf auf heiße Steine geworfen haben.
Also so ähnlich wie in Tell Arad das religiöse Ritual.
Heiße Steine, also wenn du die auf einem Feuer hast, die werden wahrscheinlich auch heiß genug, um da den gewünschten Effekt zu erzielen.
Und er hat dann noch beschrieben, die haben sich versammelt, haben Hanf auf die heißen Steine geworfen in den Zelten und haben dann vor Freude geheult.
So hat er das formuliert.
Also klingt wie eine Party.

André Wolf:

[12:58] Klingt nach ein bisschen mehr als nach Parallel.

Michael Holtkamp:

[13:00] Ja, aber macht Sinn.
Also wenn es eine Bestattung ist und es ist ohnehin allen zum Heulen, aber wenn du dann THC konsumierst, was Emotionen eher verstärkt im Gegensatz zu zum Beispiel Alkohol, was ja eher betäubt und abstumpft, zumindest so nach dem kurzfristigen ersten Effekt.
Kann ich mir schon vorstellen, dass wenn die sich da versammeln und irgendwie ein geliebter Mensch ist gerade gestorben und jetzt war die Bestattung und dann versammeln die sich und dann unter dem Einfluss von THC, je nachdem, wenn du ein paar lustige Anekdoten auszutauschen hast, Es ist ja, jede Kultur ist da ja auch ein bisschen anders.
Kann ich mir gut vorstellen, dass das dann oft so eine Mischung war aus Trauer und Freude und dass eben der Einfluss von THC das dann noch verstärkt hat.

Michael Holtkamp:

[14:08] Gut, dann wurden auch noch irgendwo Gefäße gefunden, die den Sküten und oder Trakern gehörten und da wurden auch die Rückstände raus analysiert und dort wurde auch Opium gefunden.
Also scheinbar haben die, zumindest teilweise, haben die wohl Cannabis auch zusammen mit Opium konsumiert.

Michael Holtkamp:

[14:38] Und da wir über Opium ja viel gesprochen hatten, habe ich auch nochmal nachgeschaut, was denn eigentlich die Wirkung davon ist, weil wir uns da ja nicht sicher waren.
Also Opium hat eine aufputschende Wirkung, aber wirkt eben auch schmerzstillend.
Also Opium, Morphium, Heroin und so findet ja alles den Einsatz als Schmerzmittel.
Und letztes Mal hatten wir zum Beispiel über die chinesischen Arbeiter in Nordamerika gesprochen, die die transkontinentale Eisenbahn gebaut haben.
Und ich könnte mir gut vorstellen, dass die Opiumpfeife geraucht haben, weil sie einerseits Schmerzen hatten aufgrund ihrer sehr physischen Arbeit und sie andererseits den Antrieb brauchten für ihre Arbeit.
Und du hattest das letzte Mal gefragt, ob es eher die Arbeiterklasse war oder eher andere Gesellschaftsschichten, die das konsumiert haben.
Also ich könnte mir natürlich vorstellen, dass auch höhere Gesellschaftsschichten das eingesetzt haben aufgrund seiner schmerzstillenden Wirkung.

Michael Holtkamp:

[15:55] Aber meines Erachtens macht es Sinn, dass eher Arbeiter und auch Landwirte das eingesetzt haben Und die Landwirte waren vielleicht tatsächlich diejenigen, die das überhaupt…

Michael Holtkamp:

[16:09] Die der Wirkung des Opiums überhaupt erstmal auf die Schliche gekommen sind.
Du musst, um da dran zu kommen, musst du irgendwie den, du musst die Samenhülle, oder nee, du musst unreife Samen von Schlafmohnen anritzen und dann tritt der Mohnsaft aus und durch Autooxidation wird dann da eine Substanz draus, die man wiederum zu Opium weiterverarbeiten kann.
Also kann gut sein, dass das Landwirte waren, die dem auf die Schliche gekommen sind und dann gemerkt haben, dass es ihnen hilft bei ihrer täglichen Arbeit.

Äußerliche Merkmale von Sativa und Indica

Michael Holtkamp:

[16:55] Genau.

Michael Holtkamp:

[16:58] Dann hatten wir noch über Sativa und Indica gesprochen. Und du hattest mich gefragt, ob man anhand äußerlicher Merkmale bestimmen kann, ob es sich um eine Sativa- oder Indikapflanze handelt.
Die Antwort, darauf kannte ich nicht, deswegen habe ich mich mal schlau gemacht, stellt sich heraus, dass es sogar sehr, sehr leicht, die zu unterscheiden.
Es ist natürlich so, dass es inzwischen zig verschiedene Züchtungen gibt, die hybride sind und somit hast du ganz viele verschiedene Erscheinungsbilder.
Aber in der Reinform ist es so, dass die Pflanzen wirklich ganz anders aussehen.
Also das normale Cannabisblatt kennst du ja wahrscheinlich.
Das ist so ein gezacktes Blatt mit fünf oder sieben Fingern im ausgewachsenen Zustand.
Und bei der Sativa-Pflanze ist es so, dass diese Finger vom Blatt recht schmal sind, während sie bei der Indica-Pflanze recht breit sind.
Und während eine Sativa-Pflanze sehr hoch wächst …
Bis zu 5 Meter oder bis zu 20 Fuß, was sogar noch mehr wäre.
Das sind die beiden Angaben, die ich gefunden habe.
Und eine Indikapflanze ist eher klein. Also wenn die im ausgewachsenen Zustand vielleicht Meter oder anderthalb groß ist, so dann ist das schon normal.

Michael Holtkamp:

[18:26] Und Sativa hat eher ein helleres Grün, während Indika eher ein dunkleres Grün hat.
Und die ganze Pflanze, also Indika an sich, ist eben sehr kompakt und sehr dicht.
Ich kann dir das mal zeigen.
Und zwar habe ich hier dieses Video gefunden.
Das ist die Webseite von Sensi Seeds. Ich glaube, das ist die älteste Hanfsamenbank der Welt.
Die befindet sich in den Niederlanden.
Und hier bei denen wird das mal veranschaulicht.

Michael Holtkamp:

[19:20] Das ist einerseits die Ursprungsregion und links siehst du die Blätter, die sind recht dünn, die Finger.

Michael Holtkamp:

[19:43] Die Blüten kann man auch voneinander unterscheiden. Und hier siehst du eine Sativa.
Gut, und hier geht es jetzt um die Wirkung.

Michael Holtkamp:

[20:05] Ja, ich war überrascht. Also, dass die so verschieden aussehen, war mir tatsächlich, war mir nicht klar.
Und was auch ein bisschen, ja nicht irritierend ist, aber lange Zeit hat man wohl gedacht, dass es einige Unterschiede zwischen diesen beiden Sorten gibt.
Zum Beispiel Dinge nicht äußerlicher Natur, wie zum Beispiel der THC- bzw. CBD-Gehalt.
Ich hatte ja schon erklärt, dass man Sativa und Indica unterschiedliche Wirkungen nachsagt. Also Sativa ist eher energetisierend und belebend, während Indica eher beruhigend ist.
Und das würde dann wohl dazu passen, anzunehmen, dass Sativa mehr THC enthält, während Indica mehr CBD enthält.
Aber inzwischen passiert da mehr Forschung und sieht wohl so aus, als gäbe es da gar nicht so viele Unterschiede zwischen diesen Pflanzen.
Abgesehen vom äußerlichen Erscheinungsbild.

André Wolf:

[21:15] Also ist es ein bisschen auch Einbildung dann?

Michael Holtkamp:

[21:20] Das kann ich dir nicht sagen. Also irgendwas muss ja, also nee, weiß ich nicht.
Es ist auch vielleicht inzwischen, da es nun mal so viele Züchtungen gibt inzwischen, also und so viele Hybride, ist es vielleicht auch inzwischen schwer, das überhaupt noch nachzuvollziehen.
Weil es gibt auch Züchtungen und teilweise Klassiker von Züchtungen, wie zum Beispiel OG Kush, was Indica-dominant ist, wo bis heute unklar ist, wo das überhaupt herkommt und was da gekreuzt wurde, um das zu bekommen.
Und es ist nicht mal klar wofür OG steht entweder ich glaube Ocean Grown oder Original ich weiß schon nicht mehr, irgendwas, ähm ja, also ich weiß nicht, ob man dem überhaupt nochmal auf die Schliche kommen kann ähm.

Michael Holtkamp:

[22:22] Ja, was ich mir vorstellen könnte ist, also wenn die Unterschiede wirklich in erster Linie im Äußeren liegen, vielleicht hat es mit den Anbauregionen zu tun, weil die, ich habe heute erst nochmal auf eine Weltkarte geguckt, um mal zu sehen, wo der Äquator überhaupt verläuft und ich musste feststellen, dass er viel weiter südlich verläuft, als ich angenommen hätte.
Mir war wirklich nicht klar dass zum beispiel indien oder auch nigeria dass das alles noch korea gut korea klar aber dass das alles noch nordhalb kugel ist und zwar komplett also ich dachte zumindest lagos oder so das südlichste indien ist vielleicht schon südlich vom äquator aber ist alles noch nordhalb kugel wusste ich tatsächlich nicht und indica stammt ja vom indischen Indischen Subkontinent, während Sativa wohl eher aus Zentralasien, also China, Mongolei, also etwas nördlicheren Regionen stammt.
Und ich könnte mir vorstellen, dass Indica einfach kompakter ist, weil es mit anderen Temperaturen umgehen muss.
Und vielleicht hat es dann so, vielleicht hat es dadurch, dass es weniger Oberfläche hat, auch vielleicht verdunstet einfach weniger Wasser.
Vielleicht sind die Unterschiede wirklich in erster Linie äußerlicher Natur.

André Wolf:

[23:49] Ja, klar, könnte sein.

Michael Holtkamp:

[23:56] Naja, okay. Das wollte ich nur nochmal klargestellt haben.

Weibliche Hanfpflanzen mit Pollensäcken

Michael Holtkamp:

[24:03] Eine andere Sache noch ist, dass ich gesagt hatte, dass die Hanfpflanze normalerweise zweihäusig, also getrennt geschlechtlich ist.
Es gibt männliche, weibliche Pflanzen und uns haben alles besprochen.
Und dann hatte ich gesagt, dass es aber inzwischen auch einhäusige Hanfpflanzen gibt.
Und da ich da irgendwie am Rande mal was zu Genmanipulation gelesen hatte, hatte ich erwähnt, dass ich mir nicht sicher bin, ob dazu Genmanipulation notwendig ist. Hätte ich gar nicht erwähnen brauchen.

Michael Holtkamp:

[24:36] Aber jetzt hatte ich was gefunden. Zum einen den Hinweis, dass Genmanipulation dafür nicht notwendig ist.
Und ich habe auch noch eine Erklärung gefunden, wie man einhäusige Handpflanzen erhält. Und das ist ganz interessant, wie ich finde.
Das habe ich auch bei Sensi-Seeds auf der Webseite gefunden.
Und zwar ist es so, dass du, wenn du eine weibliche Pflanze hast, und du während der Wachstums- oder Blütephase eingreifst, indem du zum Beispiel irgendwie plötzlich Licht wegnimmst, dann passiert etwas, warum auch immer, aber die weibliche Pflanze bildet dann auch Pollensäcke.
Also das, was eigentlich nur die männliche Pflanze macht. Und die Pollen in den Pollensäcken, die die weibliche Pflanze bildet, die tragen natürlich ausschließlich weibliche Gene in sich.
Und wenn diese Pollen jetzt eine andere weibliche Pflanze bestäuben oder vielleicht kann eine weibliche Pflanze mit Pollensäcken auch sich selber bestäuben, bin ich mir nicht sicher.
Aber der Punkt ist, daraus entsteht eine Pflanze, die ausschließlich weibliche Gene trägt oder die Samen, die sie bildet.

Michael Holtkamp:

[25:58] Die enthalten nur weibliche Gene.
Und wenn du diese Samen dann verwendest, dann entstehen daraus eben weibliche Pflanzen.

André Wolf:

[26:13] Die können sich dann noch weiter fortpflanzen?

Michael Holtkamp:

[26:19] Die können, ja, ich weiß nicht, ob du die dann wieder so manipulieren kannst, dass auch die sich dann wieder selber bestäuben können oder du brauchst dann dafür wieder eine männliche Pflanze.
Das ja also ich glaube wenn du die nicht mal wenn du sie ganz normal wachsen lässt ich glaube die wird dann also die die neue pflanze die entsteht aus diesen 100 prozent femininen samen die wird sich dann nicht automatisch selber bestäuben indem sie pollensäcke bildet sondern die wird zu einer ganz normalen weiblichen Pflanze heranwachsen.
Wenn ich das richtig verstehe.
Genau. Und du kannst, wenn du zum Beispiel bei Sensi-Seeds, ich erwähne die jetzt immer wieder, weil ich da viel recherchiert habe, das ist keine Werbung, ich bekomme von denen nichts, die wissen nichts von mir.
Aber du kannst bei denen und bei anderen Anbietern kannst du reguläre Samen bestellen.
Wenn du die einpflanzt, dann bekommst du sowohl weibliche als auch männliche Pflanzen, beziehungsweise entweder oder, wenn es nur ein Samen ist, wie auch immer.
Aber du kannst auch feminisierte Samen kaufen, wenn du wirklich nur weibliche Pflanzen haben möchtest.
Und dann gibt es noch eine dritte Kategorie, das sind Autoflowering oder selbstblühende Samen.

Michael Holtkamp:

[27:47] Bei den anderen Samen ist es so, dass die fotoperiodisch sind, das heißt, wenn du die draußen einpflanzt, dann treten die in die Blütezeit ein, wenn sie merken, dass die Tage wieder kürzer werden.
Also irgendwann im Juli, so hast du die Sommersonnenwende und dann langsam werden die Tage wieder kürzer und dann merkt die Pflanze, oh, ich bekomme von Tag zu Tag immer weniger Licht, der Herbst rückt näher, ich muss mich um meine Fortpflanzung kümmern und dann fängt sie an, ja, dann leitet sie die Blütezeit ein.
Und ja, das kannst du aber nur, wenn du es draußen machst, kannst du es aber halt nur zur entsprechenden Jahreszeit machen.
Du kannst aber auch noch diese Autoflowering-Samen kaufen und die gehen automatisch in die Blüte, unabhängig davon, wie viel Licht die Pflanze jetzt bekommt.
Und in Innenräumen unter künstlicher Belichtung kannst du es ja steuern und dann kannst du auch welche, die nicht selbstblühend sind, in die Blütephase bekommen, indem du eben die Beleuchtung anpasst und von Tag zu Tag, also du einfach die Menge Licht reduzierst oder die Menge an Lichtstunden.
Und ja.

Michael Holtkamp:

[29:11] Genau also das sind die drei Sorten und dann für die selbstblühenden musst du irgendwie noch Ruderalis mit reinbringen also neben Sativa und Indica gibt es auch noch, Ruderalis und die haben irgendwie diese selbstblühende Komponente und wenn du die dann richtig kreuzt, dann bekommst du eben Samen, die selbstblühende Pflanzen hervorbringen,

Massenbestäubung

Michael Holtkamp:

[29:37] Gut. Eine letzte Sache noch, weil du gefragt hattest, wie die Pflanzen sich bestäuben.
Ich habe den Hinweis gefunden, dass eine männliche Pflanze in einem ganzen Raum voller weiblicher Pflanzen bestäuben kann.
Du hattest das letzte Mal gefragt, ob man dafür Insekten braucht oder wie genau das funktioniert.

André Wolf:

[29:55] Genau.

Michael Holtkamp:

[29:56] Scheinbar ist es wohl so, dass männliche Pflanzen die bilden die Pollen und zumindest wahrscheinlich brauchst du ein bisschen Luftzirkulation und so.

André Wolf:

[30:05] Aber transportieren dich selbst durch den Wind dann ja.

Michael Holtkamp:

[30:11] Scheint so genau, und die weiblichen Pflanzen, die bilden eben auf den Blüten so kleine Härchen, die glaube ich dafür da sind, um dann eben die Pollen einzufangen oder Oder so, dass die Pollen an denen haften bleiben, wenn sie denn dann vorbeikommen.

Harry Anslinger und das FBN

Michael Holtkamp:

[30:31] Okay, gut, kommen wir zum eigentlichen Thema.
Also, letztes Mal hatten wir über die internationale Drogenpolitik allgemein gesprochen, aber über Cannabis hatten wir noch gar nicht so viele Worte verloren. Eher so gegen Ende.

Michael Holtkamp:

[30:50] Was ich gesagt hatte, war, dass die Geburtsstunde der Cannabis-Prohibition die zweite internationale Opium-Konferenz in Genf war, im Jahre 1924-1925.
Da wurde die internationale Opium-Konvention verschärft, unter anderem durch Aufnahme von Cannabis.
So und das ist jetzt fast 100 Jahre her und seitdem haben wir die Prohibition in Folge von, wie schon erklärt, ja tausenden ohne Prohibition.
Und dann im Jahr 1929 wurde dann in Deutschland das Reichsopiumgesetz erlassen und seitdem ist Cannabis in Deutschland illegal. egal.
Achso, wir sollten vielleicht erwähnen, dass wir Mitte April am 15. April 2024 aufnehmen.
Das heißt, das deutsche Cannabis-Gesetz ist inzwischen in Kraft getreten.
Die letzten beiden Aufnahmen waren noch zumindest vor der Entscheidung im Bundesrat.
Da war also noch nicht ganz klar, ob es noch was wird mit dem 1.4.

Michael Holtkamp:

[32:03] Gut. Also, so weit waren wir beim letzten Mal an sich.
In der, so der Rest des 20.
Jahrhunderts ist, würde ich sagen, mit Fokus auf Deutschland gar nicht so interessant, so zumindest in gesellschaftlicher Hinsicht, das ist eher juristisch interessant.

Michael Holtkamp:

[32:33] Was meines Erachtens interessanter ist, ist die US-amerikanische Geschichte und da kommen wir zu einem Mann, den ich auch schon mal erwähnt hatte, glaube ich, und zwar Harry Jacob Anslinger.
Der war von 1930 bis 1962 der Direktor des Federal Bureau of Narcotics, das FBN.
Der hat diesen Posten nicht übernommen, sondern der hat diesen Posten bei Gründung des FBN bekommen im Jahr 1930. Also er war der erste Direktor dieser Behörde.
Und das FBN war dem Finanzministerium unterstellt.
Nicht dem Justiz- oder dem Gesundheitsministerium, dem Finanzministerium, wie übrigens auch die Behörden, die für die Alkoholprohibition zuständig waren.
Denn zu der Zeit war in den USA noch Alkoholprohibition.
Die hatte zehn Jahre zuvor, 1920, begonnen und endete dann 1933.
Und um das Jahr 1930 war es wohl schon abzusehen, dass das irgendwann ändern wird, weil es wohl nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt hat.
Und weil die Alkoholprohibition außerdem in großen Teilen der Bevölkerung sehr unbeliebt war.

Michael Holtkamp:

[34:03] Also es gab viel Schwarzgebranntes, viel illegalen Alkohol, es gab diese illegalen Kneipen und so.
Und ich glaube Al Capone hat damals seine Karriere gemacht.

André Wolf:

[34:23] Genau die Zeit, der 20. Chicago. Cargo, ja, ja.

Michael Holtkamp:

[34:26] Genau.
Und außerdem gab es auch einfach, gesundheitliche Probleme. Viele Leute sind an einer Methanolvergiftung gestorben, weil also Methanol ist oft in schwarzgebranntem enthalten.
Und naja, als das mit Anslinger und dem FBN losging, war wohl schon klar, dass das mit der Alkoholprohibition irgendwann endet.
Und Anslinger war damals, der hatte bei der Eisenbahn Sie waren angefangen, wo auch sein Vater war, weil er seinen Schulabschluss nicht geschafft hat und so ging das dann irgendwie weiter und irgendwann hatte er dann mit der Alkoholprohibition zu tun und 1930, als das FBN gegründet wurde, da war der Finanzminister ein Herr namens Andrew Mellon.
Und Andrew Mellon war der Onkel von Anslingers Frau.
Oder andersherum, Anslinger hat die Nichte des Finanzministers geheiratet und dieser Herr Mellon hat dann das FBN gegründet und hat den Ehemann seiner Nichte auf den Direktorposten gesetzt.

Michael Holtkamp:

[35:48] Also, ich will ihm nichts unterstellen, aber es sieht merkwürdig aus.
Der Mellon, der war vor seiner Zeit als Finanzminister, war er bei DuPont, dem Öl- und Chemiekonzern, und zwar war er dort als Hauptbanker tätig.
Und nachdem er DuPont verlassen hat, war er immer noch Anteilseigner bei denen, wie übrigens auch Anslinger.
Also die hatten beide immer noch ein Interesse daran, dass es dem Konzern DuPont wirtschaftlich gut geht.
Und DuPont hat damals als Öl- und Chemiekonzern viel Geld gemacht mit Nylon und Polyester.
Also ölbasierten Textilsubstanzen.
Eine Alternative zu Nylon ist eben Hanf. Aus Hanf kann man, wie wir schon erklärt haben, viele Sachen herstellen, unter anderem Textilien.

Michael Holtkamp:

[36:57] Dann gab es zu der Zeit auch noch einen Medienkonzern, und zwar den von William Randolph Hearst, immer noch in Nordamerika ein sehr bekannter Name.
Der hat zum einen die Macht seines Medienkonzerns, oder er hat seinen Medienkonzern genutzt, seine Medien genutzt, um die Widerstände zu überwinden, die es in der Wissenschaft und in der Politik noch gab, hinsichtlich des Verbots von Cannabis.
Und außerdem, wir sind hier in den 1930er Jahren anfänglich, damals wurden die meisten Medien noch auf Papier gedruckt und der Medienkonzern von Hearst war nun mal auch an der Holz- und Papierindustrie beteiligt.
Und wie wir schon gesagt haben, kann man Papier nun mal auch aus Hanf herstellen und nicht nur aus Holz.

Michael Holtkamp:

[38:08] Und dann gab es eben zu der damaligen Zeit noch Pharmakonzerne, die Cannabis als eine Alternative gesehen haben zu ihren Medikamenten, so Sachen wie Aspirin und so.
Also ich liste diese Dinge jetzt nur auf, meinetwegen ohne irgendwas unterstellen zu wollen, aber zumindest kann man daran ganz schön sehen, dass es diverse wirtschaftliche Interessen gab, hinter dem Cannabis-Verbot.

André Wolf:

[38:42] Ja, das ist interessant.

Michael Holtkamp:

[38:44] Ob die jetzt eine Rolle gespielt haben, gut, da kann sich jeder seine…
Wahrscheinlich ist es inzwischen gut dokumentiert.
Also abgesehen von den, einerseits gab es die wirtschaftlichen Interessen, aber es gab eben auch politische Interessen.
Wir hatten ja schon mal über den Begriff Marihuana gesprochen, da hatte ich gesagt, dass der aus dem Mexikanischen stammt.
Dort war Marihuana eben ein geläufiger Begriff, der im englischsprachigen Nordamerika damals vor 100 Jahren noch unbekannt war.
Begriffe, die aber bekannt waren, waren Cannabis und Hemp, also Hemp, Hanf.

Michael Holtkamp:

[39:26] Und die Bevölkerung hat mit diesen Begriffen aber etwas assoziiert, was sie für recht unbedenklich gehalten haben.
Und für die Kampagnen, die Anslinger gefahren hat, gegen Cannabis und vor allem gegen Cannabiskonsumenten, die brauchten jetzt ein Framing, wie man jetzt sagen würde.
Oder Framing wäre vielleicht ein bisschen was anderes, Aber man braucht irgendwie einen neuen Begriff, um die gesellschaftliche Einstellung zu Cannabis zu ändern, zu beeinflussen.
Ja, und genau, die Kampagnen, die sie gefahren haben, die richteten sich in erster Linie gegen Lateinamerikaner und gegen Schwarze.
Es wurde, und auch Jazzmusiker, vielleicht ist dir Billie Holiday ein Begriff.
Ja klar, die Dängerin. Die war wohl tatsächlich Konsumentin von nicht nur Cannabis, sondern auch Heroin.

André Wolf:

[40:39] Ist ja auch nicht alt geworden.

Michael Holtkamp:

[40:41] Viele Jazzmusiker. Ja genau, die ist mit 44 schon gestorben im Krankenhaus.
Und wurde wohl selbst dort noch, also im Krankenhaus, in ihrem Sterbebett, wurde sie noch verfolgt und lag im Moment ihres Sterbens wohl in Handschellen oder zumindest kurz davor. Ja.

Michael Holtkamp:

[41:11] Ja, und Cannabis wurde eben angedichtet, eine Droge zu sein, die Leute willenlos macht oder gewalttätig, die dazu führen kann, dass Leute sogar einen Mord begehen.
Sie kann weiße Frauen enthemmen und es kann dazu führen, dass sie anfälliger werden und vergewaltigt werden von wem?
Ja, natürlich, wahrscheinlich Lateinamerikanern oder Schwarzen.
Das war damals die Kampagne.
Und ja, ich möchte dir mal was zeigen.
Es gibt aus dieser Zeit einen Film, der immer noch recht bekannt ist, zumindest in Nordamerika. Der heißt Reefer Madness.
Der ist 1937, glaube ich, erschienen.
Das ist das hier.

Michael Holtkamp:

[42:24] Das ist nur der Trailer.

Michael Holtkamp:

[42:40] Achte mal darauf, wie altdreckig alle gekleidet sind während des ganzen Films, was irgendwie nicht zur Botschaft passt, wenn man sich fragt.
Er den ersten Schritt nach der Entschlossenheit macht.
Smoking the soul-destroying, Das ist meine Lieblingsszene.

André Wolf:

[43:44] Er hätte jetzt wirklich das Fenster öffnen können.

Michael Holtkamp:

[43:46] Und die alte Dame ist schon in Trauerkleidung.

André Wolf:

[43:51] Ja, praktisch.

Michael Holtkamp:

[43:58] Viel länger ist er nicht, aber so geht’s. Er bekommt jetzt, glaube ich, einen Herzinfarkt.
Es ist zu spät.
Das ist die Aufforderung, Kindern diesen Film zu zeigen.

André Wolf:

[44:41] Weiß ich nicht, ob die da sind, aber würde mich jetzt auch nicht wundern.

Michael Holtkamp:

[44:45] Ja, gut mich auch nicht.
Ja. Der komplette Film ist auch verfügbar. Ich werde den mal verlinken. Der ist noch in einem, Archiv auffindbar. Ich habe ihn mir nicht komplett anziehen wollen, aber zumindest den Trailer finde ich ganz amüsant.
Ist aber auch schon uralt. Wie gesagt, der ist jetzt fast 90 Jahre alt.

André Wolf:

[45:07] Ja.

Michael Holtkamp:

[45:11] Gut.
Die Sache, oder wie soll ich sagen, Anslinger hatte wohl eigentlich die Absicht, Heroin- und Kokain-Konsumenten zu verfolgen.
Und anfänglich ging es wohl gar nicht so wirklich um Cannabis. bist.
Aber wenn du, Heroin und Kokain Konsumenten verfolgen möchtest, dann musst du dich in erster Linie mit Ärzten und Apothekern auseinandersetzen, weil die den Kram nun mal vertreiben.
Und Ärzte und Apotheker sind normalerweise gut angesehene Bürger, vielleicht eher wohlhabend.
Und außerdem gab es einfach zu wenige konsumenten von heroin und kokain als dass man da eine ganze behörde drumherum hätte aufbauen können die sich dann eben mit der mit der mit der verfolgung dieser konsumenten befasst und cannabis wurde wohl dazu genommen um eben die finanzierung sicherzustellen also cannabis war viel weiter verbreitet.
Es gab einfach mehr Leute. Und.

Michael Holtkamp:

[46:36] Gut, es gibt noch so ein paar andere Anekdoten zu Anslinger.
Eine ist, dass er irgendwann mal 30 Experten befragt hat zum Zusammenhang zwischen dem Cannabiskonsum einer Person und der Gewalttätigkeit dieser Person.
29 dieser 30 Experten haben bestritten, dass es einen solchen Zusammenhang gibt.
Und der eine Experte, der das nicht bestritten hat, der wurde dann als Referenz genommen.
Also er war dann der Experte, auf den sich Ernst Linger bezogen hat.
Und die Meinung in der anderen 29, weil die passten denen nicht in den Kram, die wurden ignoriert.
Okay, ja.

André Wolf:

[47:27] Kommt einem bekannt vor aus heutigen Zeiten. Jeder hat halt seine Lieblingsexperten. Genau.

Michael Holtkamp:

[47:35] Ich habe keinen Namen dazu gefunden, deswegen weiß ich jetzt nicht, ob er eine Beratertätigkeit übernommen hat oder welche Rolle er genau gespielt hat oder ob er von seiner Meinung erst überzeugt werden musste.
Aber das ist eine dieser Anekdoten, die du immer wieder findest.
Eine andere ist, dass Anslinger, der 1975 gestorben ist, kurz vor seinem Tod wohl zugegeben haben soll, dass Cannabis…
Vermutlich eher harmlos ist.
Was wohl erwiesen ist, ist, dass Anslinger einem befreundeten Senator, der sowohl Alkohol- als auch Heroinabhängig war, geholfen hat, Heroin über eine Apotheke in DC zu beziehen.
Also einerseits hat er sich für das Verbot von unter anderem Heroin eingesetzt, andererseits hat er den Handel damit unterstützt, zumindest in diesem einen konkreten Fall.
Eine andere Anekdote, die ich öfter gefunden habe, ist, dass Anslinger, der kurz vor seinem Tod, oder was heißt kurz davor, aber am Ende seines Lebens litt er an Angina und gegen die Schmerzen, die das wohl auslöst, hat er Morphium verabreicht bekommen.

Michael Holtkamp:

[49:04] Was meines Erachtens keine wirklich gute Anekdote ist, weil ich glaube, damit soll dann gezeigt werden, dass er möglicherweise ein Heuchler war.
Aber in Wirklichkeit ist es so, dass der Einsatz von so Sachen wie Morphium zu medizinisch-wissenschaftlichen Zwecken eigentlich fast immer ausgenommen war.
Es ging in erster Linie um den sogenannten Missbrauch oder den normalen Freizeitkonsum, wie auch du es nennen möchtest.
Aber zum Beispiel im Einheitsabkommen der Vereinten Nationen, was es zu dem Zeitpunkt bereits gab, da ist eben genau ein solcher Einsatz ausgenommen.

Der Marihuana Tax Act

Michael Holtkamp:

[49:55] Gut, dann, so dann war es im Jahr 1937 war es dann so, dass die Cannabis-Prohibition in den USA tatsächlich begonnen hat und zwar wurde dort der Marijuana Tax Act verabschiedet.
Und Betonung auf Tax Act, das Ding war tatsächlich ein Steuergesetz, wie ich eben schon mal sagte, das FBN war dem Finanzministerium unterstellt und Cannabis war wohl, oder der Besitz von Cannabis oder auch der Konsum, war nicht direkt verboten, sondern er war de facto unmöglich aufgrund dieses Steuergesetzes.

André Wolf:

[50:42] Weil es so hochbesteuert war?

Michael Holtkamp:

[50:46] Ja, genau Ich habe mich das ohnehin Ich hatte ja gerade schon von der Alkoholprohibition gesprochen Und da war es wohl ganz ähnlich Das war wohl auch ein Steuergesetz Und auch Alkohol war wohl nicht, War wohl nicht direkt verboten, sondern auch de facto. Und deswegen hatten die vor dem Scheitern der Alkoholprohibition eben die Befürchtung, dass ihnen Steuereinnahmen wegbrechen.
Weil ich vermute mal, die haben Geld eingenommen, einerseits über möglicherweise Lizenzen, weil ich glaube, es gab noch staatlich lizenzierte Spirituosenhersteller und Brauereien, aber die haben, glaube ich, einfach nicht annähernd die Menge hergestellt, die so die gesamte Bevölkerung nachgefragt hat.

André Wolf:

[51:38] Und auch nicht zu den Preisen, die erschwinglich gewesen sind, die andere Lizenzen ja auch gekostet haben werden.

Michael Holtkamp:

[51:44] Genau, da gehe ich auch mal von aus. Und die andere Quelle waren dann wahrscheinlich Strafzahlungen, wenn du etwas schwarz gebrannt hast oder wenn du etwas konsumiert hast.
Und beim Cannabis war es wohl ganz ähnlich.

Hanf im zweiten Weltkrieg

Michael Holtkamp:

[52:01] Dann kam die Zeit des Zweiten Weltkriegs und da wurde dann eine Ausnahme gemacht.
Also einerseits haben wir die Situation in den USA, wo Cannabis jetzt verboten ist, andererseits in Deutschland haben wir auch schon das Reichsopiumgesetz.
Aber jetzt im Zweiten Weltkrieg ist es so, dass zum Beispiel Deutschland Probleme hat, noch an Baumwolle dran zu kommen, weil viele Länder verständlicherweise auch einfach nicht mehr an Deutschland geliefert haben.
Und dann ist Hanf eben eine gute Alternative, um Textilien herzustellen.

Auf!

Michael Holtkamp:

[52:48] Dies ist eine Sendung der Graukaue. Alle meine Sendungen inklusive der Sendungsnotizen gibt’s auf graukaue.ru Die Audio-Podcasts findet ihr in eurer Podcast-App.
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Michael Holtkamp:

[53:20] Glück auf!