Das Stottern der Cannabis-Prohibition in Deutschland und den USA
Kapitel
0:00 | Hängen! |
2:13 | Beginn der Cannabis-Prohibition |
5:06 | Zweiter Weltkrieg |
7:13 | Die lustige Hanffibel |
13:48 | Isländische Gesetze in Reimform |
19:10 | Hemp For Victory |
27:43 | Einheits-Übereinkommen über Suchtstoffe |
30:11 | Geldwäsche |
33:36 | Vermögenseinziehung |
35:55 | Verfassungswidrigkeit des Marihuana Tax Act |
43:07 | Controlled Substances Act |
1:03:22 | Betäubungsmittelgesetz |
1:13:33 | Deutsche Cannabis-Prohibition und Konservatismus |
1:22:24 | Cannabis-Prohibition und Christentum |
1:26:23 | Preußisches Kaffeehandelsverbot |
1:38:21 | Cannabis in der Gegenwart |
1:39:20 | Auf! |
Transkript
Hängen!
Michael Holtkamp:
Glückauf! Mein Name ist Michael Holtkamp und dies ist Episode 41.
Michael Holtkamp:
Wie André und ich in Episode 40 besprochen haben, war Cannabis bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs sowohl in Deutschland als auch in den USA verboten. Um dem Ressourcenbedarf der Kriegsjahre zu begegnen, machten jedoch beide Länder Ausnahmen und ermunterten ihre Bauern sogar, den zuvor weitestgehend eingestellten Anbau von Nutzhanf wieder hochzufahren. Der Reichsnährstand Berlin gab die lustige Handfibel heraus und das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium veröffentlichte den Film Hemp for Victory. Ein weiterer Aussetzer der Cannabis-Prohibition in den USA drohte, als der Marijuana Tax Act 1969 für verfassungswidrig erklärt wurde. Timothy Leary, ein prominenter Befürworter psychedelischer Drogen, war wegen Marihuana-Besitzes verhaftet worden und hatte sich durch die Instanzen geklagt. Doch Präsident Richard Nixon, der den Drogen den Krieg sowie Leary zum gefährlichsten Mann in Amerika erklärte, schuf demzufolge den Controlled Substances Act, der auch heute noch geltendes Recht ist.
Michael Holtkamp:
Also, dies ist mein Kumpel André Wolff.
Beginn der Cannabis-Prohibition
Michael Holtkamp:
Also in der letzten Episode, wie ich eben schon mal sagte, waren wir bis zur Zeit des Zweiten Weltkriegs gekommen. Also nur noch einmal kurz zusammenzufassen, wo in der Geschichte wir jetzt sind.
Michael Holtkamp:
Also hinsichtlich der Cannabis-Prohibition in Deutschland, auch in den USA und in den meisten Ländern der Welt ist Cannabis in den 1930er Jahren illegal. In Deutschland hatten wir die Situation, dass damals die Weimarer Republik durch den Friedensvertrag von Versailles dazu gezwungen wurde, das internationale Opiumabkommen zu ratifizieren, was dann auch geschehen ist, schon Anfang der 20er Jahre. Und dann 1924 begann die zweite internationale Opiumkonferenz, dann in Genf, die erste war in Shanghai, die zweite in Genf und auf dieser Konferenz wurde dann auf Drängen von Ägypten hin auch Cannabis aufgenommen in das Opiumabkommen und somit verboten. Und 1929, als das damalige Deutschland dann das Reichsopiumgesetz verabschiedet hat, hat es damit eben das veränderte Opiumabkommen ratifiziert und zum 1. Januar 1930, als das Reichsopiumgesetz in Kraft getreten ist, wurde dann Cannabis illegal. Und das ist es ja auch bis heute zumindest. Also ich weiß, wir haben jetzt seit fast zwei Monaten die Teillegalisierung, aber es ist weit weg von der vollständigen Legalisierung. Von daher …
Michael Holtkamp:
Finde ich, kann man absolut davon reden, dass es immer noch illegal ist, größtenteils. Das war die Situation im damaligen Deutschland. In den USA, da haben wir in der letzten Episode drüber gesprochen, da wurde 1930 zu Zeiten der Alkoholprohibition, die da so langsam zu Ende ging, wurde das Federal Bureau of Narcotics gegründet. Harry Anslinger war der Direktor, die haben aus politischen Gründen Cannabis wie auch Heroin verteufelt, haben dann 1937 den Marijuana Tax Act verabschiedet, wodurch Cannabis in den USA illegal wurde. Und in vielen anderen Ländern der Welt, wahrscheinlich den meisten, wenn nicht sogar fast allen Ländern der Welt war Cannabis, oder damals vielleicht noch nicht, aber in sehr vielen Ländern der Welt war auch damals dann Cannabis schon illegal.
Zweiter Weltkrieg
Michael Holtkamp:
Und an diesem Punkt waren wir und dann Ende der 1930er Jahre beginnt also der Zweite Weltkrieg und die Rüstungsindustrie hat viel zu tun und.
Michael Holtkamp:
Für, wie soll ich sagen, also zu dem Zeitpunkt war es so, dass, also Hanf ist ja eine, wie wir schon besprochen haben, eine alte Nutzpflanze, eine, die schon seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden von den Menschen kultiviert wird. Aber im Laufe des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20. Jahrhunderts war es dann eben so, dass es immer mehr Substitute gab und diese immer konkurrenzfähiger wurden und das Hanf, welches vorher noch für sehr viele Dinge genutzt wurde zum Beispiel in der Schifffahrt wurde an immer mehr Stellen immer mehr durch diese Substitute ersetzt Also Baumwolle zum einen, aber auch, wie heißt das, Sisal und ich glaube Jute und so noch einige andere Dinge.
Michael Holtkamp:
Unter anderem aufgrund der fallenden Transportkosten, andererseits aufgrund von neuen Verarbeitungstechnologien und, und, und. So, also der Zweite Weltkrieg beginnt und zum Beispiel für Deutschland wird es nun erst recht schwer, Baumwolle zu beziehen, denn Baumwolle muss hierher nun mal importiert werden und zu der Zeit waren viele Länder, viele Unternehmen einfach nicht gewillt, weiterhin Baumwolle nach Deutschland zu exportieren. Aber auch die USA wollten wieder mehr Nutzhanf anbauen. Zum einen für Schiffe, weil man daraus Seile herstellen kann, aber auch um daraus Kleidung herzustellen. Möglicherweise für Soldaten oder für die Zivilbevölkerung.
Die lustige Hanffibel
Michael Holtkamp:
Und sowohl Deutschland als auch die USA haben dann versucht, die Bauern dazu zu bringen, wieder mehr Hanf anzubauen.
Michael Holtkamp:
In Deutschland wurde, damals im Dritten Reich, wurde 1939 vom Reichsnährstand Berlin die sogenannte Lustige Hanffibel veröffentlicht. Ich kann dir das mal zeigen. Das klingt natürlich etwas merkwürdig. Das ist das hier.
Michael Holtkamp:
Das ist die lustige Handfiebel. Ich dachte erst, das sei vielleicht eine Anspielung ans lustige Taschenbuch von Disney, aber das kam jetzt viel später. Und weil dieser Begriff, also ich glaube so in den 60er Jahren oder so, gab es die erste deutsche Ausgabe davon.
André Wolf:
Und das oben Max und Moritz?
Michael Holtkamp:
Ja, das habe ich auch vermutet. Das sieht zumindest so aus, als sei es vielleicht eine Anspielung. Aber kann ich dir nicht sagen. Ähm, und ja, der Begriff lustig hat mich ein bisschen irritiert, aber es war eben nicht gemeint im Sinne von komisch oder witzig, sondern eher im Sinne von munter. Und ja, das ist einige, also das Ding wurde auf DIN A5 oder ich weiß nicht, ob es DIN damals schon gab, also wurde auf A5 gedruckt und, außerdem war es in Reimform geschrieben ja, das hier ich habe es mir nicht komplett durchgelesen, weil es mir einfach sehr schwer fällt, diese Schrift zu entziffern und auch die Auflösung ist nicht großartig aber es beginnt hier damit, dass das deutsche Volk auf der Welt auf sich alleine gestellt ist und immer nur verraten wurde und so, damit geht es schon los. Dann wird eine Anleitung gegeben für den Hanfanbau. Nicht wirklich detailliert, also ich habe immer wieder.
Michael Holtkamp:
Stichprobenweise Teile davon gelesen. Es ist keine sehr präzise Anleitung zum Hanfanbau. Aber sie gehen so einige Sachen durch und wie du siehst, ist alles schön bebildert. Und das hier ist der eine Punkt. Auf den ich nochmal eingehen wollte. Hier siehst du eine Darstellung der Anbauflächen, der genutzten Anbauflächen für Hanf. Also im Jahr 1878 wurde noch auf einer Fläche von insgesamt 21.000 Hektar Hanf angebaut. Und im Jahr 1932, also noch vor Machtergreifung der NSDAP, waren es dann schon nur noch 200 Hektar. Also das ist das, was ich gerade gesagt hatte. Und dann im Jahr 1939, also das Jahr der Veröffentlichung dieser Hanffibel, da waren es dann oder sollten es wieder 16.000 Hektar sein. Und ja, dann geht es so weiter.
André Wolf:
Das war dann die offizielle politische Zielgröße?
Michael Holtkamp:
Ja, nehme ich mal an. Wahrscheinlich kannten die die Anbauflächen der Jahre zuvor, 1934, 1935, 1936 und so. Und das muss, da die Handfibel ja 1939 veröffentlicht wurde, war das wahrscheinlich zumindest teilweise eine Zielsetzung. Aber ich gehe mal stark davon aus, dass es in den Jahren zuvor auch schon deutlich mehr als die 200 Hektar waren, die für das Jahr, nee was war es, nee im Jahr 32 waren es 200 Hektar. Also ich nehme mal an, dass es dann 34, 35, 36.
André Wolf:
Das ist ja eine enorme Ausweitung, innerhalb weniger Jahre eine Vervielfachung.
Michael Holtkamp:
Ja, genau. Ja, das ist klar, das ist eine Menge. Ich bin mir auch nicht sicher, wenn es vorher oder wenn es nun mal zahlreiche Alternativen gab zum Hanf und manche davon ja wahrscheinlich auch im Inland angebaut werden konnten. Ich weiß nicht, warum die dann nicht für Kriegszwecke oder für die Aufrüstung in Frage kamen oder ob einfach insgesamt… Ob vielleicht auch von diesen Alternativen größere Mengen benötigt wurden, aber eben dann zusätzlich auch noch Hanf, vielleicht für bestimmte Dinge wie vielleicht Seile in der Seefahrt oder so. Und ja, das ist es im Wesentlichen. Es geht dann noch so weiter. Hier hast du eine Bäuerin, die mit einer Hanfpflanze zu schimpfen scheint.
André Wolf:
Ich glaube, das ist ein Polizist, oder?
Michael Holtkamp:
Achso.
André Wolf:
Soll das eine Frau sein?
Michael Holtkamp:
Ach so, ich dachte, das wäre ein Kleid.
André Wolf:
Also, angesichts der Mütze hätte ich jetzt gedacht, das ist irgendwie ein Gendarm, aber mein Bäuerin macht natürlich mehr Sinn.
Michael Holtkamp:
Ja, aber du könntest tatsächlich recht haben. Ich weiß nicht, ob du den Text entziffern kannst. Das ist ein bisschen schwer, ne? Gut, kann ich ja vielleicht noch nachreichen. Dann versuche ich noch mal das nachzulesen. Ja, aber es geht dann weiter. Hier hast du eine Hanfpflanze, die scheinbar Wasser holt.
André Wolf:
Sehr selbstständig, die Pflanzen.
Michael Holtkamp:
Ja, erstaunlich. Und die sehen aus, als müssten sie eigentlich umkippen, weil die sind echt so dürr. Und daher kommt wohl auch der Name oder das Wort Hänfling. Ich dachte immer, das sei Hänfling mit MP oder so. Aber ich glaube, das ist wirklich Hänfling.
André Wolf:
Genau, das ist mit NF, ja.
Michael Holtkamp:
Ja, weil diese Pflanzen eben so dürr sind.
Isländische Gesetze in Reimform
Michael Holtkamp:
Okay, ich habe, warst du mal auf Island?
André Wolf:
Ja.
Michael Holtkamp:
Hast du da zufällig auch was gelernt über die, wie soll ich sagen, die die gesetzgebung oder die sagt man die archivierung von isländischen also worauf ich hinaus will ist ich war 2010 mal dafür ein paar tage also ich war ich auf dem rückweg aus aus boston und war jetzt nicht darum die insel wochenlang zu bereisen sondern da ich ohnehin den reich ja wie ein zwischenstopp einlegen musste habe ich dann beschlossen zwei drei drei Tage da zu bleiben und habe dann nur von Reykjavik aus so zwei Tagesausflüge gemacht.
André Wolf:
Ja, aber mir war es ähnlich. Ich war auch nur ein paar Tage da und habe in Reykjavik übernachtet.
Michael Holtkamp:
Ah ja. Hast du vielleicht einen Tagesausflug gemacht, wo es in diese Lava-Höhlen ging oder warst du in einem dieser Gletscherseen schnorcheln oder sowas?
André Wolf:
Nee, also das definitiv nicht und ich glaube auch, ich war in keiner Höhle. Okay.
Michael Holtkamp:
Diese Höhlen sind recht interessant, weil Island ist ja alles vulkanisch. Und es gibt da so natürliche Höhlen, die sind ganz lang gestreckt. Das hat einfach damit zu tun, dass wenn ein Vulkan ausbricht, dann treten verschiedene Arten von Lava zutage. Es gibt einmal so hell glühendes, schnell fließendes oder schnell fließende Lava und dann gibt es so recht viskose, nicht ganz so heiße, langsam fließende Lava. Und was sein kann, ist, dass du eben Ströme des schnell fließenden Lavas in einem Strom des langsam fließenden Lavas hast. Und das langsam fließende, was eben nicht so heiß wird, das kühlt dann schneller aus und härtet aus. Und dann hast du halt in dem ausgehärteten drin, hast du eben noch so einen Strom an schnell fließendem, Lava und dann kann es eben sein, dass dieser Strom, der fließt dann weiter und wenn da nichts mehr nachkommt, dann bleibt einfach so eine längliche Höhle zurück. Und dann gibt es so ein paar Punkte, wo du einsteigen kannst in diese Höhlen.
Michael Holtkamp:
Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus. Auf diesem Tagesausflug sind wir dann, rausgefahren aufs Land und waren auch schnorcheln in einem dieser Seen, die irgendwie, das ganze Jahr durch nur vier Grad kalt sind und die sehr, sehr schnell immer wieder mit Gletscherwasser gespeist werden, sodass du einen sehr, sehr schnellen Durchsatz hast und das Wasser unheimlich klar ist. Und, darauf wollte ich eigentlich hinaus, wir waren auch an einem so einem Punkt, ich erinnere mich nicht mehr genau, aber ich glaube es war Aber da haben sich früher Leute versammelt, deren Aufgabe es war, die isländischen Gesetze…
Michael Holtkamp:
Aufzubewahren. Island ist ja nun mal vulkanisch und du wirst dich erinnern, da gibt es kaum Bäume. Das heißt, Holz und Papier ist da wahrscheinlich schon immer Mangelware, beziehungsweise teuer. Und die haben früher ihre Gesetze nicht zu Papier gebracht, sondern die hatten eben Leute, die sich diese Gesetze merken sollten. Und die haben sich dann regelmäßig an diesem einen Punkt, wo wir waren, versammelt und Und haben sich gegenseitig kontrolliert, um sicherzustellen, dass sie sich auch alle noch einig sind, wie das Gesetz dann wirklich lautet. Und um denen ihre Arbeit zu ermöglichen oder zumindest einfach zu machen, haben die ihre Gesetze in Reimform verfasst. Weil alles, was reimt, kannst du dir halt leichter einprägen oder kannst es leichter reproduzieren. Und das ist, glaube ich, noch gar nicht so lange her, irgendwie, wenn nicht 100, 150, 200 Jahre. Und ja, ich stelle mir vor, die haben sich dann alle versammelt und haben sich dann eben diese reimenden Gesetze gegenseitig vorgetragen. Und ja, und haben gehofft…
André Wolf:
Ein bisschen wie ein Poetry Slam für Juristen.
Michael Holtkamp:
Ja, so ungefähr, oder eine Cypher oder… Also, ja, ich weiß nicht, wie viele das waren. Und es muss ja auch Momente gegeben haben, wo sie sich plötzlich dann nicht mehr einig waren, weil irgendwer sich nicht mehr richtig erinnert hat an den Gesetzeslaut. Ja, dass für mich…
André Wolf:
Wirklich einen neuen Reim ausgedacht hat.
Michael Holtkamp:
Ja, ja. Ich weiß noch nicht, wie viele… Ich war ursprünglich immer davon ausgegangen, dass für jedes Gesetz, jeden Paragraf, wie auch immer es aufgeteilt wurde, irgendwie nur eine Person zuständig war. Aber das macht ja gar keinen Sinn. Das muss ja ein Stück weit redundant gewesen sein. Wahrscheinlich hatten die mehrere Leute, die sich alle ein bestimmtes Gesetz merken sollten. Und sagen wir mal fünf Leute oder so und die haben das dann eben miteinander abgeglichen. Ja, genau. Also, das war die lustige Hanffibel.
Hemp For Victory
Michael Holtkamp:
Und ein paar Jahre später haben dann auch die USA versucht, ihre Landwirte dazu zu bekommen, wieder mehr Hanf anzubauen. Aber die haben jetzt nichts auf Papier gedruckt. Also bei der Handfibel stelle ich mir das so vor, also ich weiß nicht, ob die Bauern sich das eingeprägt haben oder zumindest konnten sie die Handfibel ja mitnehmen aufs Feld. Das war bei dem Folgenden etwas schwieriger. Die USA haben im Jahr 1942 diesen Propagandafilm namens Hemp for Victory produziert.
Einspieler:
Der beginnt jetzt erstmal langsam. Ich überspringe mal immer ein paar Stücke. Das ist eine etwas langsame Einleitung.
Michael Holtkamp:
Also die alten Ruinen wurden nur gezeigt.
Einspieler:
Um noch mal ins Verhältnis zu setzen.
Michael Holtkamp:
Wie lange Hanf von den Menschen überhaupt schon angebaut wird. Und jetzt zeigen sie die Segelschiffe, jetzt erklären sie, dass Hanf vor allem in der Schifffahrt eingesetzt wurde, für lange Zeit. Die Planwagen werden als Conestoga-Wagen bezeichnet. mit Conner’s Logue als ein Ort in Pennsylvania, an dem die benannt sind. Warum, weiß ich nicht, aber die wurden von den Pionieren verwendet.
Einspieler:
Die Landwirtschaftsfamilie hat 36.000 Hektar Seed Hempf geplant, ein Vergrößerung von mehr als 1.000%. Das Ziel für 1943 sind 50.000 Hektar Seed Hempf. In Kentucky ist viel des Seed Hemp-Akerages auf russischen Landen, wie hier, auf der Kentucky River Gorge. Einige dieser Felder sind außerhalb von den Felsen unabhängig.
Michael Holtkamp:
Ich weiß nicht, wie gut das zu verstehen ist. Als der Globus gesehen war, beginnt er zu erklären, dass die USA jetzt eben keine Kontrolle mehr haben über die Philippinen und Ostindien. Wir hatten ja in einer der vergangenen Episoden schon mal über den Spanisch-Amerikanischen Krieg Ende des 19. Jahrhunderts gesprochen. Den hatten die USA gewonnen und hatten so die Kontrolle über die Philippinen, Puerto Rico und Guam bekommen.
Michael Holtkamp:
Und die Kontrolle haben sie dann irgendwann wieder verloren an Japan. Und auch ihren Einfluss in Ostindien, ich wusste nicht, dass sie den damals hatten, aber gut, das sagt er so. Und scheinbar haben sie aus Ostindien auch viel Hanf oder möglicherweise Substitute davon importiert. Und das war jetzt eben nicht mehr der Fall und jetzt müssen sie eben im Inland mehr selber anbauen. Und dann erwähnt er eben auch ein paar, erwähnt er zwei Zahlen, also auch bezüglich der Anbauflächen. Also im Jahr 1942, als dieser Film erschienen ist, da waren es 36.000 Hektar und für das Folgejahr 1943 waren dann 50.000 Hektar geplant.
Michael Holtkamp:
Und genau, der ganze Film dauert so ungefähr 15 Minuten. Er hat auch gerade, als der Globus eingeblendet war, hat er auch schon mal die Marine erwähnt oder das Militär. Und dann ganz am Ende, ich kann ja nochmal hinspringen, ganz am Ende kommen dann nochmal Schiffe vor. Zunächst einmal Segelschiffe. Wie am Anfang schon. Und am Abschluss siehst du dann ein paar Juliane Keksschippe.
Michael Holtkamp:
Die haben natürlich keine Segel mehr, die wahrscheinlich weniger hatten, dieser Film wurde ja produziert, eben um, den Zweiten Weltkrieg möglichst gut bestreiten zu können. Sagen wir mal so.
André Wolf:
Lief das in Kinos?
Michael Holtkamp:
Das weiß ich gar nicht.
André Wolf:
Ich meine, wer ist primär die Zielgruppe? Doch letztendlich die Bauern, die dazu gebracht werden sollen, noch mehr Handfahrt zu bauen.
Michael Holtkamp:
Ja, genau.
André Wolf:
Die alle damals schon ins Kino gegangen sind?
Michael Holtkamp:
Ja, genau das habe ich mich auch gefragt. Weil einerseits, als ich die beiden Sachen gefunden habe, so mein erster Gedanke war, okay, jetzt weiß ich, warum wir den Krieg verloren haben. Also die machen einen schönen Film, aber dann dachte ich, das war natürlich nicht ernst gemeint. Aber dann dachte ich genau das, was du jetzt sagst. Die Handfibel, wie ich eben schon mal sagte, die war in Reimform geschrieben, eventuell, damit die Leute sich das gut merken können. Die wurde auf A5-Papier gedruckt, womöglich, damit die Bauern das Ding immer mitnehmen können. Und ja, so ein Film, ich weiß nicht, wer sich den anschauen sollte. Obwohl der, ich habe ihn jetzt nicht komplett vorgespielt, aber da sind auch tatsächlich einige sehr hilfreiche Informationen drin. Also er ist so produziert, als seien die Landwirte tatsächlich die Zielgruppe davon. Ob die davon erreicht wurden, weiß ich nicht. Es war das Department of Agriculture, die hat das produziert.
André Wolf:
Okay, gut. Das legt es noch mehr nahe. Ja.
Michael Holtkamp:
Gut. Okay, das waren, das war das. Gut, und dann.
André Wolf:
Und waren die Amerikaner dann erfolgreich, also mit ihrer Zielsetzung, die einheimische Produktion zu stärken und die Versorgungssicherheit zu erhöhen?
Michael Holtkamp:
Das weiß ich gar nicht. Das habe ich gar nicht weiter recherchiert. Weiß ich auch für Deutschland nicht. Könnte ich dir nicht sagen. aber die also die Anbauflächen liegen ja sogar recht nah beieinander wenn du bedenkst, dass ich weiß nicht, ob die USA gemessen an der Einwohnerzahl damals so viel größer waren als Deutschland, aber zumindest flächenmäßig ist es viel viel größer, und die hatten sich 50.000 Hektar zum Ziel gesetzt und, bei Deutschland waren es glaube ich 16.000, okay ist ungefähr ein Faktor von 3, Ja, also die, gut, für 1942, das Jahr der Veröffentlichung, geben sie ja eine Gesamtfläche von 36.000 Hektar an, was ja zumindest, ist wahrscheinlich teilweise Zielvorstellung, aber es ist ja für das damals aktuelle Jahr gewesen. Von daher kann das jetzt nicht allzu weit über der Anbaufläche aus den Jahren zuvor liegen, denke ich mal.
Einheits-Übereinkommen über Suchtstoffe
Michael Holtkamp:
Okay, also der Zweite Weltkrieg geht zu Ende und, dann wird der Völkerbund aufgelöst, die Vereinten Nationen werden gegründet und die Aufgabe der internationalen Drogenkontrolle wird dann übertragen an die UNO und, Die verfassen dann im Jahr 1961 das sogenannte Einheitsabkommen oder auf Englisch Single Convention, was auch bis heute noch die maßgebliche Grundlage ist für die internationale Drogenkontrolle. In veränderter Form allerdings oder ergänzter Form.
Michael Holtkamp:
So sieht das aus. Es geht auf 1961 zurück und dann siehst du, dass da ein paar Dinge ergänzt wurden. Zunächst einmal, achso, oder ich sollte erst einmal erwähnen, dass die Ziele dieses Einheitsabkommens waren die folgenden beiden. Erstens war es die Verhinderung von Missbrauch, was auch immer das genau bedeutet. Und zweitens war es die Gewährleistung der Verfügbarkeit der kontrollierten Substanzen für Medizin und Wissenschaft.
Michael Holtkamp:
Und 1971 wurde dann noch ein Teil ergänzt, der dann auch noch psychotrope Substanzen wie Amphetamine, Ecstasy und LSD mit aufgenommen hat. Und 1988 wurde dann ein Teil ergänzt, der dazu diente, den Handel vermehrt zu verfolgen. Und mit Handel ist ja wahrscheinlich nicht der regionale, inländische, sondern eher der internationale, weltweite, grenzüberschreitende Handel gemeint und auch nicht mit, also wahrscheinlich zwischen Bauern und Händlern eher als zwischen Händlern und Konsumenten.
Geldwäsche
Michael Holtkamp:
Da, wo wir mit viel größeren Mengen zu tun haben. Mhm. Und darauf, wie gesagt, das war im Jahr 1988. Und erst seitdem ist Geldwäsche hierzulande wirklich ein Begriff oder wirklich etwas, was überhaupt Straftatbestand ist und verfolgt wird. Es ist seit 1992 erst so, dass Geldwäsche in Deutschland nach Paragraf 261 Strafgesetzbuch ein Straftatbestand ist.
André Wolf:
Oh, das hätte ich nicht gedacht.
Michael Holtkamp:
Genau, ich auch nicht. Ich dachte auch, das wäre schon viel, viel älter. Aber andererseits, wenn du darüber nachdenkst, Geldwäsche ist ja, also das, was da stattfindet bei dem, was wir als Geldwäsche bezeichnen, das ist ja größtenteils nichts, was an sich…, illegal sein sollte. Vielleicht mit Ausnahme von Geldwäsche, die ganz direkt dem Ziel der Steuerhinterziehung dient. Aber eigentlich dient Geldwäsche ist ja Mittel zum Zweck und mit Hilfe der Geldwäsche willst du ja die Erträge aus einer vorangegangenen, kriminellen Aktivität wie zum Beispiel dem Handel mit Drogen, verschleiern. Ja. Und es ist auch tatsächlich so, dass, also zunächst einmal ist Geldwäsche an sich ein Straftatbestand, aber auch Beihilfe oder schon der Versuch zur Geldwäsche ist ein Straftatbestand. Aber der Geldwäsche muss immer noch eine andere Straftat vorausgehen. Also Geldwäsche für sich genommen kann keine Straftat sein, sondern es muss…
André Wolf:
Aber auch für die Definition von Geldwäsche, oder? Was meinst du? Oder ist es auch dann schon Geldwäsche, wenn keine Straftat vorausgeht?
Michael Holtkamp:
Also es ist zumindest keine Geldwäsche nach dem Strafgesetzbuch. Wobei da jetzt auch der Begriff Geldwäsche gar nicht stattfindet. Da ist die Rede von Übertragung von Eigentum und solche Sachen etwas weiter gefasst. Also den Begriff gibt es da nicht. Aber es, ja, was hattest du gesagt? Worauf wolltest du hinaus?
André Wolf:
Nein, nein, die Frage war auch die genaue Definition von Geldwäsche, aber wenn das natürlich als Begriff nicht auftaucht, dann erübrigt sich das.
Michael Holtkamp:
Achso, okay. Ja, verstehe ich. Es gibt übrigens auch ein Gesetz, was umgangssprachlich als Geldwäschegesetz bezeichnet wird. Ich habe es letztens noch gelesen, aber der offizielle Name ist ein ganz anderer. Das ist ein Gesetz, da müsste ich das nochmal nachschlagen. Und das hat, das ist aber nicht dieses Geldwäsche-Verbot, was, wie ich gerade sagte, im Strafgesetzbuch steht, in Paragraf 261, sondern das war, ich komme jetzt nicht drauf, müsste ich nochmal nachschlagen. Ja, aber selbst dieses Geldwäschegesetz heißt eben nicht offiziell Geldwäschegesetz. Ich komme jetzt nicht drauf. Gut, wie auch immer.
Vermögenseinziehung
Michael Holtkamp:
Dann gibt es übrigens noch das Mittel der Vermögenseinziehung, was damals in Deutschland unbekannt war und wohl auch auf diese Ergänzung zum Einheitsabkommen basierte. Zurückgeht. Die Vermögens, also die Intention hinter der Vermögenseinziehung ist die, dass eine Straftat sich finanziell nicht lohnen soll. Also ich nehme mal an, dass du, es gibt bestimmte Straftatbestände und vielleicht machst du dich einer bestimmten Straftat schuldig mit dem Ziel, damit Geld zu verdienen. Und dann ist möglicherweise eine Maximalstrafe definiert, aber du hast viel mehr verdient durch Begehung dieser Straftat, als dir jetzt an Strafe auferlegt werden kann, an Geldstrafe. Und dann gibt es wohl zusätzlich noch diese Vermögenseinziehung, um dafür zu sorgen, dass du mindestens all deine Gewinne oder Umsätze aus der kriminellen Aktivität dann wieder abgeben musst.
André Wolf:
Also es soll sich in keinem Fall lohnen, das ist die Zielsetzung.
Michael Holtkamp:
Ja, genau. Ansonsten kannst du ja, wenn das irgendwas ist und du keine, sagen wir mal, du hast auch keine ethischen oder moralischen Bedenken als jetzt derjenige, der die Straftat begeht und du machst das mit dem Ziel, Geld zu verdienen und du weißt, wie viel Strafe du maximal bekommen kannst, kannst du natürlich damit rechnen. So wie Drogenschmuggler, die große Mengen Koks transportieren, die haben wahrscheinlich auch inzwischen viele Erfahrungswerte, was die Beschlagnahmung von dem geschmuggelten Koks anbetrifft. Die wissen hin und wieder, wird im Hamburger Hafen oder wo auch immer ein Container hochgenommen und natürlich ist das ein riesiger Verlust, aber das kalkulierst du dann irgendwann mit ein und bei Geldstrafen ist es wahrscheinlich ganz ähnlich.
Verfassungswidrigkeit des Marihuana Tax Act
Michael Holtkamp:
Okay, dann gehen wir nochmal in die USA. Also wir hatten beim letzten Mal ja über das FBN und Harry Anslinger gesprochen und den 1937 verabschiedeten Marijuana Tax Act.
Michael Holtkamp:
Und der war einige Zeit in Kraft, und zwar 32 Jahre, bis er dann im Jahr 1969 für verfassungswidrig erklärt wurde.
Michael Holtkamp:
Und zwar ist das folgende passiert. Es gab damals einen Psychologen namens Timothy Leary. Der war sehr bekannt. Der war in der Kriegsgegner-Hippie-Szene sehr beliebt. Er war ein Befürworter des Konsums von psychedelischen Drogen. Er war Professor, also er hat, wie war das, an der UC Berkeley in Kalifornien, hat er glaube ich promoviert, war später drei Jahre an der Harvard Universität tätig, wurde dort dann gefeuert, wohl weil er Studenten ermuntert hat, Drogen zu konsumieren. Ich glaube, es wurde ihm sogar vorgeworfen, die versorgt zu haben mit Drogen oder wie auch immer. Also vorgeworfen wurde ihm auf jeden Fall viel. War damals ein sehr bekannter Mann. Aber in erster Linie war der bekannt dafür, dass er den Konsum von so Sachen wie LSD oder Psilocybin befürwortet hat und hat das natürlich auch alles selber ausprobiert. Ich glaube, um Marihuana ging es bei ihm gar nicht so sehr.
Michael Holtkamp:
Und der wurde irgendwann verhaftet, ich glaube das war bei der versuchten Einreise nach Mexiko, der war sechsmal verheiratet und mit einer seiner Frauen oder Freundinnen und ich glaube einer Tochter oder so, die waren auf dem Weg nach Mexiko, wurden nicht reingelassen, mussten dann an der Grenze sofort wieder umdrehen. Und die US-Grenzbeamten haben die dann angehalten, haben gesagt, nach der Einreise müssen wir sie kontrollieren. Da hat er gesagt, ja, wir waren gar nicht in Mexiko. Wie auch immer. Die haben die trotzdem kontrolliert und dann wurden ein paar Hanfsamen und auch ein paar Marihuana-Reste gefunden. Ich glaube irgendwie in der Zigarettenschachtel der zwölfjährigen Tochter oder so. Ich glaube, es war auch eigentlich, eigentlich gehörte es irgendwie seiner Frau. Ja, da gibt es recht viele widersprüchliche Informationen zu all diesen Geschichten. Es ist wahrscheinlich viel Mutmaßung dabei. Wie auch immer, ob es jetzt sein eigenes war oder nicht, er hat die Schuld auf sich genommen. Also er hat gesagt, das ist meins. Ich glaube, weil seine Frau mehr Probleme bekommen hätte aufgrund von Einwand- oder Immigrationsgeschichten, wie auch immer.
Michael Holtkamp:
Der wird angeklagt wegen Marihuana-Besitzes. Er hat, glaube ich, fünf Jahre im Knast gesessen wegen Marihuana. Ich weiß nicht, ob es jetzt genau dieses Verfahren war oder ob das noch was anderes war. Aber dieses, wovon ich jetzt spreche, er hat sich durch die Instanzen geklagt, bis hoch zum Supreme Court, also bis zum obersten Gericht in den USA.
Michael Holtkamp:
Und die haben ihm dann Recht gegeben und haben den Marijuana Tax Act als verfassungswidrig erklärt. Das hatte damit zu tun, dass es schwer nachvollziehbar, der Marijuana Tax Act, wie der Name schon sagt, war ja ein Steuergesetz. Also Marihuana, Konsumbesitz und so war nie verboten. Aber es war eben eine steuerliche Angelegenheit und wenn du dein Gras nicht versteuert und nicht angemeldet hast, dann war es eben eine Straftat und du musst eine Strafe bezahlen und und und. Aber du konntest es irgendwie anmelden, dann hast du einen Stempel gekriegt und musstest was bezahlen, aber das hat keiner gemacht, weil es viel zu viel gewesen wäre und und und. So, und das Problem war jetzt, also Leary und seine Anwälte, die haben gesagt, das ist verfassungswidrig, der Marijuana Tag sagt, das ist verfassungswidrig, weil er mich dazu zwingt, mich selbst zu bezichtigen. Denn dieses Steuergesetz, das von mir verlangt, so einen Steuerstempel zu bekommen, das wird immer als Tax Stamp bezeichnet.
Michael Holtkamp:
So, ich muss… Scheinbar muss man erst sich das Marihuana besorgen, dann kann man zu irgendeiner Steuerbehörde gehen, um das dann dem Gesetz entsprechend zu versteuern und dann bekommt man diesen Stempel. Aber um das zu tun, muss man sich selbst bezichtigen, weil dann muss man ja zugeben, dass man sich bereits Marihuana besorgt hat. Und das ist illegal. Und deswegen ist es eine Selbstbezichtigung. Und das hat damals gegen das, ich glaube, fünfte Amendment, also den fünften Verfassungszusatz verstoßen. Und na ja, der Supreme Court gibt ihm recht. Der Marihuana Tax Act ist verfassungswidrig.
André Wolf:
Okay, das ist interessant. Interessant. Das heißt, es blieb auch dann die Straftat, nachdem die Abgabe gezahlt wurde oder gezahlt worden wäre.
Michael Holtkamp:
Ja, also zumindest, also ja, also durch Zahlung hat man dann vermieden, eine Straftat nach dem Marijuana Tax Act oder zumindest nach einem Teil davon zu begehen. Achso, ja, ich nehme mal an, wenn du es gar nicht angemeldet hast, hast du an sich mindestens zwei Straftaten begangen, also die Beschaffung oder Anbau oder wie auch immer, vielleicht auch der Besitz und dann anschließend noch die Steuervermeidung, wenn du es nicht angemeldet hast. Und wenn du es aber angemeldet hast, dann hast du eben zumindest nicht die Steuer vermieden. Also somit hast du dich dann an einen Teil des Gesetzes gehalten, aber musstest dann eben zugeben, dass du gegen einen anderen Teil des Gesetzes bereits verstoßen hast.
André Wolf:
Okay, und dafür konnte man dann zusätzlich belangt werden. Und deswegen war das eine Art von Selbstbezichtigung.
Michael Holtkamp:
Ja, ich weiß nicht, ob man überhaupt, ob man de facto dafür belangt wurde, weil über 30 Jahre lang gab es dieses Gesetz ja. und scheinbar war Leary der Erste, der … Der das bemängelt hat, dass das so ist oder bemerkt hat. Und wenn andere Leute vorher schon belangt worden wären, dann wäre es ja vielleicht irgendwann mal jemandem aufgefallen.
Controlled Substances Act
Michael Holtkamp:
Also, ja. Gut, also das war letztendlich die Bescheinigung des Supreme Courts Deren Beschluss kam 1969 und das war die Zeit, als Richard Nixon Präsident der USA war. Der war kurz zuvor ins Amt gewählt worden und Nixon, ein Republikaner, war strikt und konsequent gegen Drogen. Er hat den War on Drugs ausgerufen. Er hat Drogenmissbrauch als Public Enemy Number One bezeichnet, also als Staatsfeind Nummer Eins. Und er hat Leary zum gefährlichsten Mann in Amerika erklärt.
Michael Holtkamp:
So, und dem passte es natürlich gar nicht, dass jetzt der Marijuana Tax Act, ja, dass es den nicht mehr gab, dass jetzt die Cannabis-Prohibition praktisch erstmal vorbei war. Also haben die 1970 den Controlled Substances Act entworfen. Das ist übrigens der, den es auch heute noch gibt. Der Marijuana Tax Act betraf ja, wie der Name schon sagt, eben nur Marihuana. Der Controlled Substances Act umfasst diverse Substanzen. Und die Substanzen, die dieser umfasst, Alkohol, Nikotin, Koffein gehören übrigens nicht dazu, aber viele andere Substanzen.
Michael Holtkamp:
Diese Substanzen werden in verschiedene Kategorien unterteilt und zwar fünf Kategorien da komme ich später nochmal zu, Bezüglich der Kategorisierung von Marihuana bestand einiges an Uneinigkeit. Letztendlich wurde es in Kategorie 1, also die höchste Kategorie, aufgenommen. Aber da komme ich gleich nochmal zu. Also es besteht einiges an Uneinigkeit und um eine Entscheidungsgrundlage zu schaffen, wird eine Kommission ins Leben gerufen namens National Commission on Marijuana and Drug Abuse. Der Vorsitzende dieser Kommission hieß Schäfer und deswegen wurde die auch einfach als Schäfer Commission bezeichnet. Die haben 1972 einen Bericht veröffentlicht namens Marijuana, a signal of misunderstanding.
Michael Holtkamp:
Und der war sehr, sehr umfangreich. Die haben zur Anfertigung dieses Berichts über 40 nationale Studien durchgeführt und sind in, ich glaube, vier andere Länder gereist. Die waren in Jamaika, in den Niederlanden, Marokko und ich glaube Indien, um sich mit den Leuten vor Ort, Politikern, wem auch immer, darüber auszutauschen, wie die mit Marihuana als Rauschmittel umgehen und welche Probleme die vielleicht haben oder welche Probleme die gelöst haben und und und. Am Ende ist der Bericht ungefähr 4000 Seiten lang. Das Fazit ist, dass die Droge Marihuana weniger problematisch ist, als sie oft dargestellt wird und dass die Strafen auf den Besitz oder Konsum von Marihuana kontraproduktiv sind. Oder sie sagen, ich glaube, in sozialer Hinsicht sind sie self-defeating. Ich glaube, so formulieren die das. Das können wir eben schauen. Das ist alles. Es gibt so eine Schäfer Library. Das hier ist das. Es gibt diese Schäfer Library of Drug Policy.
Michael Holtkamp:
Da ist der komplette Bericht verfügbar.
Michael Holtkamp:
Und dann gibt es hier auch eine kurze Zusammenfassung. Wie gesagt, der ist auf Papier, war der 4000 Seiten lang. Ich habe ihn mir natürlich nicht komplett durchgelesen. Aber ja, ich hatte irgendwann, also ursprünglich hatte ich in der Sekundärquelle gelesen, dass dieser Bericht zum Fazit kommt, dass die Strafen schädlicher sind als die Droge selber. Das habe ich jetzt so im Bericht nicht wiedergefunden. Aber das, was ich eben sagte, steht eben hier so drin.
Michael Holtkamp:
Genau, also zu dem Schluss kommen die und leiten daraus die Empfehlung ab, dass zumindest der private Besitz dekriminalisiert werden sollte. So, das passte Nixon und seiner Administration natürlich so gar nicht. Also haben die versucht, den Bericht zu begraben oder haben ihn zumindest so gut es ging ignoriert. Der Controlled Substances Act wurde verabschiedet, so oder so. Und wie ich eben schon mal sagte, wurden die Substanzen in fünf Kategorien unterteilt. Und diese Abgrenzung wurde vorgenommen anhand der folgenden drei Kriterien. Erstens das Missbrauchspotenzial, zweitens das Suchtrisiko und drittens der medizinische Nutzen.
Michael Holtkamp:
Kategorie 1 ist die die sozusagen die die kategorie mit den gefährlichsten substanzen und zwar mit den substanzen die ein hohes missbrauchspotenzial aufweisen ein hohes suchtrisiko und keinen medizinischen nutzen also wie gesagt cannabis zählt dazu auch heute noch Obwohl ich letztens, also es wird seit, weiß nicht, wahrscheinlich schon immer wird von vielen Leuten gefordert oder angemerkt, kritisiert, dass diese Kategorisierung keinen Sinn macht. Wie gesagt, schon ganz zu Beginn gab es die Uneinigkeit bezüglich Marihuana und die gibt es bis heute. Aber letztens habe ich was gehört, dass jetzt tatsächlich wohl eine Änderung, eine neue Kategorisierung in Angriff genommen werden soll. Gut, also neben Cannabis sind in Kategorie 1 so Substanzen wie Heroin, LSD, MDMA, DMT und Psilocybin.
Michael Holtkamp:
Psilocybin ist an der Stelle ganz interessant, weil das ist der Wirkstoff in halluzinogenen Pilzen, Magic Mushrooms und so. Und da gibt es jetzt aus der jüngeren Vergangenheit inzwischen einige interessante Forschungsergebnisse, die darauf hindeuten, dass Psilocybin ein gewisses medizinisches Potenzial birgt in der Behandlung von Depressionen. Das heißt, zu behaupten, dass Psilocybin gar keinen medizinischen Nutzen hat, ist zumindest inzwischen schwierig. Bei Cannabis ja ganz ähnlich, dem werden ja auch diverse Einsatzbereiche medizinischer Natur nachgesagt und das ja auch schon seit Jahrhunderten.
André Wolf:
Gut, aber… für die nächsten paar Stunden. Ist dann am anderen Morgen relativ verwirrt im Hotelzimmer wieder aufgewacht.
Michael Holtkamp:
Gut, also das sollte man mit auf die Speisekarte schreiben. Vielleicht hat er das nicht verstanden.
André Wolf:
Er kannte das halt nicht. Englisch-Lehrer wusste natürlich, was das wörtlich heißt, aber er kannte eben Magic Mushrooms als solches nicht. Und dann dachte er, na gut, das sind halt irgendwelche interessanten Pilzkombinationen. Aber keine Drohung, damit hat er eben nicht gerechnet.
Michael Holtkamp:
Ja gut, wenn das dir unverhofft und ungeplant passiert, ist es wahrscheinlich an sich schon schwierig. Aber die, also ich kenne mich da auch nicht mit aus, aber in einem Nudelgericht würde ich ja erwarten, dass da eine gewisse Menge von Pilzen enthalten ist. Dass wenn ich ein Nudelgericht bestelle mit Pilzen, laut Speisekarte, und da sind irgendwie nur, ich weiß nicht wie viel, ich glaube zwei, drei Gramm wäre schon recht viel. Und da ist maximal diese Menge enthalten, würde ich mich wahrscheinlich wundern, warum da so wenige Pilze drin sind.
André Wolf:
Na gut, vielleicht war es ja auch ein Pilzmix. 90% Champignons, 10% Drogen. Das hat er uns nicht gesagt ja.
Michael Holtkamp:
Interessant wo war das, Thailand?
André Wolf:
Ich meine, vielleicht war es auch Indonesien irgendwie im Südostasien meint er auf jeden Fall, und ja hat erst mal einen Lachkrampf bei Maus gelöst Gott sei Dank, offenbar nichts Schlimmeres ja.
Michael Holtkamp:
Ich glaube, je nach Dosierung oder wenn man das noch nicht kennt also ich habe nur, ich glaube, wenn man das ausprobieren soll man das zumindest in Anwesenheit einer Person tun, die das schon vorher mal ausprobiert hat und einen da irgendwie durchleiten kann. Warum? Ich weiß nicht warum. Da kenne ich mich nicht gut genug mit aus. Aber das finde ich an sich ganz interessant. Also ich habe null Erfahrung mit, harten Drogen, ich weiß nicht, ob man Psilocybin dazuzählen würde, aber es gibt so einige, da habe ich auch gar kein Interesse dran. Also Koks zum Beispiel, Kokain, selbst die gewünschte Wirkung davon oder die, Wirkung aufgrund derer Leute Koks nehmen, ist schon eine, die ich nicht haben möchte. Weil dann wird man sehr obnoxious oder hat man ein bisschen zu viel Ego, redet zu viel, wird ein bisschen zu aufdringlich.
André Wolf:
Ja, hast du halt für gewisse Berufsgruppen gedacht.
Michael Holtkamp:
Ja, denkst du an bestimmte.
André Wolf:
Naja, Banker und so weiter.
Michael Holtkamp:
Ja, genau.
André Wolf:
Kann man sich ja vorstellen.
Michael Holtkamp:
Ja, Wolf of Wall Street und so.
André Wolf:
Ja, ja.
Michael Holtkamp:
Gut, also das ist alles noch Kategorie 1. Und apropos Koks, zu Kategorie 2 zählen so Sachen wie Kokain, Methamphetamin, Morphium und auch Fentanyl. Fentanyl ist glaube ich in Europa noch gar nicht so richtig angekommen oder zumindest höre ich da nie was von, aber in Nordamerika ist das wohl inzwischen echt weit verbreitet und ist glaube ich noch potenter als Heroin, und aber aber auch günstiger. Und im Moment kriegst du wohl recht viel verunreinigten Kram. Und das hat, glaube ich, inzwischen schon einiges an, also einige Leben gefordert, also Fentanyl alleine. Gut, also das ist Kategorie 2. Kategorie 3 sind dann zum Beispiel Ketamin und Anabolicum. Kategorie 4 sind einige Sachen, die ich alle nicht kenne. Und Kategorie 5, die letzte, umfasst so Sachen wie Hustensaft mit kleinen Mengen Kodein und auch Cannabidiol, also CBD, der eine Wirkstoff, der in Marihuana vorkommt. Der übrigens auch vom deutschen Cannabis-Gesetz ausgenommen wird. Also zum Beispiel…
André Wolf:
Naja, bei mir in der Ladenstraße hier in Fuhlsbüttel ist auch ein CBD-Shop.
Michael Holtkamp:
Ah ja, sag das nochmal. Ja, genau.
André Wolf:
Naja, die werben mit Koalas.
Michael Holtkamp:
Koalas? Achso, weil die auch immer berauscht sind, ne?
André Wolf:
Wahrscheinlich, ja.
Michael Holtkamp:
Ja, ja, genau, die essen immer Eukalyptus. Ja, das kommt ja vom Eukalyptus.
André Wolf:
Ne?
Michael Holtkamp:
Ja, ja, also ist wahrscheinlich kein CBD, ne? Aber ich glaube, die schlafen irgendwie 22 Stunden am Tag und die anderen zwei Stunden sind sie die meiste Zeit damit beschäftigt, Eukalyptus zu futtern. Und ich glaube, Ich glaube, wenn man die einfach, so machen lassen würde, wären die schon gar nicht mehr in der Lage, überhaupt ihren Fortbestand zu sichern. Weil die sich nicht mal mehr fortpflanzen. Oder zumindest nicht ausreichend. Weil wenn du jetzt 22 Stunden am Tag schläfst.
Michael Holtkamp:
Also wir haben hier in Dorsten, in Holsterhausen, gibt es auch so einen CBD-Shop. Da war ich einmal, die haben mal Blüten verkauft. Und ich hatte kurz mit denen gesprochen. und die planen wohl jetzt auch so eine anbauvereinigung zu gründen aber nrw ist noch nicht so weit ich und ja aber die haben irgendwann dann aufgehört haben noch als ich da war hatten sie glaube ich nur noch öle ich glaube blüten haben sie gar nicht verkauft einfach weil die gesetzeslage noch unklar war und ja ja aber dass also dass das neue das deutsche cannabis gesetz verbietet zum beispiel die extraktion von cannabinoiden also thc zum beispiel was so wie ich es verstehe die herstellung von edibles verunmöglicht oder verbietet zumindest und ausgenommen ist da cbd also cbd produkte darfst du durchaus herstellen ich weiß gar nicht wie man das dann machen würde wenn der cbd extra hier ist dann, dann wahrscheinlich extrahierst du ja auch zwangsläufig dann auch andere Wirkstoffe. Na gut.
Michael Holtkamp:
Gut. Ach so, ich glaube, ich hatte schon gesagt, dass Alkohol, Koffein und Nikotin und wahrscheinlich noch ein paar andere Sachen vom Controlled Substances Act gar nicht behandelt werden. Dafür gibt es andere Gesetzestexte.
Michael Holtkamp:
Dann eine Sache, die ich ganz interessant fand. Es ist im Harper’s Magazine, heißt das, ist ein Artikel erschienen von einem Journalisten namens Dan Baum. Ich glaube 2016 schon. Das ist dieser hier. Und also der ist nicht mehr neu. Und er hier ganz, der ist recht lang, aber ganz zu Anfang erzählt er, dass er irgendwie in den 90er Jahren mal John Ehrlichman gesprochen hat. Der hat den aufwendig gemacht. Das war einer, der vom Watergate-Skandal, das war ja Nixon-Administration und Nixon als Präsident ist ja dann über den über den Vertuschungsversuch gestolpert, wusste wohl von dem eigentlichen Skandal, also von dem Einbruch in den.
Michael Holtkamp:
Von vorne. In Washington D.C. gab es damals den Watergate Komplex, ein Gebäudekomplex, in dem unter anderem das Hauptquartier der Demokratischen Partei oder ich glaube Democratic National Convention oder so, DNC heißen die, ich weiß nicht, ob es streng genommen die Partei selber ist, aber es sind auf jeden Fall die Demokraten, Nixon und seine Leute waren Republikaner. Also Also die Demokraten hatten da ihr Hauptquartier und irgendwer ist da eingebrochen, hat Dokumente abfotografiert und eine Abhöranlage installiert.
Michael Holtkamp:
Im Weißen Haus, auch im Oval Office wurde auch eine Abhöranlage installiert. Ich weiß nicht, ob es die gleichen Leute waren. Von dem Einbruch wusste Nixon wohl gar nichts, aber als er davon erfahren hat und die Öffentlichkeit noch nichts davon wusste, hat er versucht es zu vertuschen und darüber ist er dann gestolpert und ist letztendlich zurückgetreten. Sein Vizepräsident Gerald Ford hat dann das Amt übernommen, der einzige US-Präsident in der Geschichte, glaube ich, der nie gewählt wurde. Ähm, Nixon war der erste und bis und vor Trump einzige Präsident, gegen den jemals ein Amtenthebungsverfahren, ähm, Impeachment Process eingeleitet wurde, und, ja, gut, also letztendlich ist er nicht über den eigentlichen Skandal, sondern über den, den, den Umgang damit gestolpert, und Ford, zwei Monate nach Amtsübernahme, hat dann Nixon, seinen ehemaligen Chef, begnadigt und ist dadurch dann in Ungnade gefallen bei vielen Bürgern.
Michael Holtkamp:
Und John Ehrlichman war ein Weggefährte und wird teilweise Mitverschwörer bezeichnet, Er war irgendwie Teil wohl der Nixon-Administration.
Michael Holtkamp:
Hat, glaube ich, auch einige Zeit im Knast gesessen dafür. Und hier in diesem Artikel schreibt Baum, der Journalist, dass Ehrlichman ihm gegenüber ganz offen zugegeben hat, dass die natürlich, das müsste hier der Paragraf sein, der jetzt zu sehen ist, dass die eigentlich gar keine Drogen verbieten wollten, darum ging es ihnen gar nicht. Ihre politischen Gegner, das waren die Kriegsgegner und das waren Schwarze. Und es war ihnen vollkommen bewusst, dass sie es nicht verbieten können, gegen einen Krieg zu sein und erst recht nicht verbieten können, schwarz zu sein. Und deswegen haben sie diese beiden Bevölkerungsgruppen mit bestimmten Drogen in Verbindung gebracht. Bei den Kriegsgegnern war es Marihuana, bei den Schwarzen war es Heroin. Und dann haben sie diese Drogen verboten. Und dann konnten sie eben die Konsumenten verfolgen und konnten Stimmungen gegen die Leute machen.
Michael Holtkamp:
Ich hatte mal versucht zu recherchieren, ob irgendwelche namhaften Medienhäuser das aufgegriffen haben, aber da habe ich erstaunlich wenig gefunden. Es gibt so einen YouTube-Kanal namens The Young Turks. Die sind, glaube ich, recht groß inzwischen. Politisch sind die links, also eher so demokratisch. Die Medien in den USA sind ja oft recht, wie soll ich sagen, parteiisch. Ja, und von denen habe ich was gefunden, aber insgesamt recht wenig. Ist schon ein unglaubliches Eingeständnis.
André Wolf:
Das ist eben der Zahn der Zeit, ne? Also, wenn das Antik-16 rauskam, da verjährt sich alles.
Michael Holtkamp:
Ja, irgendwann vergessen die Leute das, ne? Und wenn, ja klar, was haben wir dann? Dann haben wir ja auch, gut, das muss ja dann in den 70ern schon gewesen sein. Und bis 40 Jahre oder so war das bestimmt schon her. Ja. Ähm,
Betäubungsmittelgesetz
Michael Holtkamp:
Gut, das wollte ich nur erwähnt haben. Dann kommen wir, nachdem ich einmal auf die Uhr geschaut habe. Oh, wir haben fast sieben. Okay, gucken wir mal, ob wir es zu Ende bringen. Also gehen wir nochmal zurück nach Deutschland. Also 1949, als die Bundesrepublik Deutschland gegründet wird, wird das Reichsopiumgesetz zu Bundesrecht. Ich hatte auch mal geguckt, wie es in der DDR war, habe ein paar Hinweise darauf gefunden, dass Cannabis in der DDR keine nennenswerte Rolle gespielt hat. Also habe ich das nicht weiter verfolgt. Alles, was ich sage, bezieht sich auf die BRD, ob jetzt vor oder nach der Wende.
Michael Holtkamp:
Und also alles in allem gibt es eigentlich zur Entwicklung in Deutschland gar nicht so viel zu sagen wie zu der Entwicklung in den USA, meines Erachtens kann ich gleich noch begründen das ist also, das was einem einfällt sind vielleicht die Studentenproteste 1968, die Antikriegsbewegung, die Hippiebewegung aus den USA schwappt hier rüber und auch hierzulande werden diese jungen Leute, oft Studenten, mit Marihuana in Verbindung gebracht, weil es wahrscheinlich unter denen tatsächlich überdurchschnittlich viele Kiffer gab. Ähm, Und möglicherweise wurde ein kausaler Zusammenhang unterstellt zwischen Cannabis-Konsum und einer, wie soll ich sagen, einer anti-autoritären, alternativen Grundeinstellung.
André Wolf:
Ja, der durchaus naheliegend.
Michael Holtkamp:
Ja, eine interessante Sache, die ich da übrigens gelesen habe, ist dieses Klischee vom matten, trägen, faulen Kiffer. Hat wohl möglich damit zu tun, dass wenn Cannabis illegal ist, mehr Indica und weniger Sativa konsumiert wird, als wenn es legal ist. Die Begründung ist die, dass, wir hatten ja mal über den Unterschied zwischen den beiden Arten gesprochen, Indica, die Pflanzen, die sind wesentlich kleiner und kompakter Und liefern pro Pflanze oder auch pro Quadratmeter Anbaufläche einen deutlich höheren Ertrag und sind somit eben für die Hersteller profitabler als Sativa.
Michael Holtkamp:
Außerdem, also das gilt grundsätzlich, aber außerdem ist es nun mal so, dass wenn das, das Anbauen von Cannabis illegal ist, du natürlich versuchen musst, deine Aktivität geheim zu halten. Bei Sativa-Pflanzen, die stark in die Höhe wachsen, ist das relativ schwierig. Wenn du in Innenräumen anbaust, dann musst du Lampen und Ventilatoren aufhängen. Die Lampen dürfen nicht zu nah an den Pflanzen sein und und und. Und wenn das alles legal ist und du im Freiland anbaust, dann stellt die Höhe jetzt kein Problem dar. Aber klar, wenn man es geheim halten muss, dann haben Indica-Pflanzen eben diesen einen Vorteil. Und durch eine Legalisierung verliert Indica diesen einen Vorteil und Sativa wird in der Herstellung relativ zu Indica günstiger. Somit, und das ist die These, das ist das, was ich gelesen habe, durch eine Legalisierung könnte mehr Sativa, weniger Indica konsumiert werden als noch zu Zeiten der Prohibition. Und, wie ich ja schon mal erklärt hatte, Sativa hat einen eher belebenden, energetisierenden Effekt und Indica eben das Gegenteil. Und somit könnte sich das Bild eventuell ein bisschen korrigieren.
Michael Holtkamp:
Gut, dann hatten wir 1971 wurde das Betäubungsmittelgesetz verabschiedet, das es ja noch immer gibt und bis vor kurzem ja auch Cannabis umfasst hat. 1994 wurde das Betäubungsmittelgesetz dann mal per höchstrichterlichem Beschluss als verfassungsgemäß festgestellt. Also dem BTMG wurde die Verfassungsmäßigkeit bestätigt vom Bundesverfassungsgericht. Was, ähm, ich bin kein Jurist, aber einfach so als normaler Bürger, das geht mir nicht so wirklich in den Kopf, weil es hier ja keine Schädigung Dritter gibt. Also damals war ja auch dann immer vom Recht auf Rausch die Rede und ich weiß gar nicht, ob das ein Recht ist, dass man überhaupt, also so nach meiner Vorstellung sollten wir doch in einem Land leben, wo wir, also indem wir erst einmal.
Michael Holtkamp:
Alle Rechte haben, so per Default sozusagen. Und wenn es gute Gründe gibt, unsere individuellen Rechte einzuschränken, gut, dann können wir darüber sprechen und dann macht es vielleicht Sinn. Aber normalerweise machen wir das ja nicht, dass wir individuelle Rechte dort einschränken, wo überhaupt niemand zu Schaden kommt durch Wahrnehmung dieses Rechts. Ich habe, das ist, ich kann dir mal eben eine Sache zeigen diesbezüglich. Und zwar hat das Bundeskriminalamt vor kurzem die, wie heißt die, polizeiliche Kriminalstatistik für 2023 veröffentlicht. So, das ist das hier.
Michael Holtkamp:
Weil die Opfer gar nicht bekannt sind, aber bei Rauschgiftdelikten ist es so, dass die Opfer nicht erfasst werden, weil es sie gar nicht gibt. Also so Drogen wie Alkohol erhöhen die Wahrscheinlichkeit anderer Delikte durch erhöhte Aggressivität, kommt zu körperlichen Auseinandersetzungen, Schlägereien, vielleicht auch Diebstahl und und und, weiß ich nicht. Aber direkt durch den Konsum wird ja eigentlich niemand geschädigt.
André Wolf:
Also höchstens im geringfügigen Maße, wenn wir jetzt an Geruch denken.
Michael Holtkamp:
Ja, genau. Oder passiv rauchen, solche Sachen. Aber auch das, wir haben ja ein Nichtraucherschutzgesetz, was jetzt für Cannabis gilt, wie auch für Zigaretten und Zigarren und so. Und ja, das hier ist… Das hier ist die eigentliche polizeiliche Kriminalstatistik. Hier siehst du nochmal, dass in der Kategorie Cannabis es ungefähr 215.000 Delikte pro Jahr gibt.
Michael Holtkamp:
Deutlich mehr, als ich vermutet hätte. Ich glaube, es gibt auch die Anzahl der Strafverfahren pro Jahr. Ich meine, ich hatte gehört, die liegt bei, ich hoffe, ich vertue mich nicht, 170.000 oder so. Also es ist sehr viel. Es gibt ja inzwischen, also jetzt vor dem Cannabis-Gesetz, also jetzt bis Ende März noch, da war es so, dass es diese geringe Mengenregelung gab. Und was eine geringe Menge war, das war jetzt nicht bundesweit einheitlich. In den meisten Bundesländern waren es 6 Gramm. Bei dir in Hamburg eventuell 10, ich glaube in Berlin waren es 15, in Bayern war es wahrscheinlich weniger und da war es so, dass wenn jemand aufgegriffen wird mit einer Menge über der geringen Menge, dann musste zwangsläufig ein Strafverfahren eingeleitet werden und wenn die Menge unterschritten war, dann musste das nicht unbedingt passieren. Das war damals die Regelung. Also nicht aus jedem Rauschgiftdelikt resultierte ein Strafverfahren.
André Wolf:
Okay, aber theoretisch könnte auch bei einer sehr geringen Menge ein Verfahren eingeleitet werden.
Michael Holtkamp:
Ja, ich glaube schon. Die Möglichkeit bestand immer. Nur bei zu großen Mengen, also bei einer nicht geringen Menge, bestand nicht die Möglichkeit, darauf zu verzichten. Also kein Strafverfahren einzuleiten. Okay. Ja, und das war es dann eigentlich auch, genau.
Deutsche Cannabis-Prohibition und Konservatismus
Michael Holtkamp:
So, also das, was ich, wir sind an sich durch.
Michael Holtkamp:
Vielleicht nur, um das einmal nochmal abzurunden. Ich hatte ja gerade schon mal gesagt, dass ich, also wahrscheinlich habe ich jetzt viel mehr über die Entwicklung in den USA gesprochen, was auch damit zu tun hat, dass die internationale Drogenkontrolle und auch die Cannabis-Prohibition im Speziellen weltweit oft zurückzuführen war auf ein Drängen der USA oder auf Bemühungen der USA. Ursprünglich war es Ägypten in den 1920er Jahren und so.
Michael Holtkamp:
Aber ich finde auch einfach, dass die ganze Entwicklung so über die letzten ungefähr 100 Jahre in den USA einfach viel interessanter ist. Die Entwicklung in Deutschland ist nicht an sich uninteressant, aber doch zumindest eher interessant in juristischer Hinsicht, meines Erachtens. So in sozialer, auch ökonomischer, kultureller Hinsicht gibt es da nicht so viel zu berichten. Natürlich kann man auch da noch in die Tiefe gehen. Ich verzichte da jetzt mal drauf. Aber alles in allem, was hierzulande passiert ist, ist, also wie ich einleitend schon mal gesagt hatte, nach dem Ersten Weltkrieg gibt es den Versailler Vertrag und das damalige Deutschland wird dazu gezwungen, Cannabis zu, Oder, naja, genau, erstmal nicht. Das damalige Deutschland wird dazu gezwungen, dass die erste Fassung des internationalen Opiumabkommens zu ratifizieren. Die erste Fassung, damit meine ich die, die 1912, damals noch in Shanghai, verfasst wurde, wo Cannabis noch gar nicht enthalten war. Zu dem Zeitpunkt, wie ich eingangs erklärt hatte, wurde Hanf schon gar nicht mehr in den Mengen angebaut, also Nutzhanf, wie noch Jahrzehnte zuvor.
Michael Holtkamp:
Das heißt, schon alleine deswegen gab es wahrscheinlich relativ wenig Nutzhanf. Protest, als Cannabis dann später verboten wurde. Aber auch der Missbrauch oder der Konsum von Marihuana als Rauschmittel war damals keineswegs weit verbreitet und stellte wohl auch kein gesellschaftliches Problem dar. Also, so und dann ab 1930 gibt es das Reichsopiumgesetz und die Cannabisprohibition, aber es gab hierzulande nie eine nennenswerte politische Bewegung oder eine überwiegende, eine vorherrschende Meinung, dass es verboten werden sollte. Das ist eben so passiert.
Michael Holtkamp:
Und dann sind ab 1930 Millionen von Menschen geboren worden, die in einem Land aufgewachsen sind, in dem Cannabis schon immer illegal war. Oder zumindest seit diese Leute denken können. Und wenn eine Substanz illegal ist, seit du denken kannst, dann entwickelt das natürlich ein gewisses Stigma. Und außerdem verhindert es, dass Leute vernünftig informiert und aufgeklärt werden über eine solche Substanz. Und dann kommst du halt irgendwann an den Punkt, das waren jetzt so ungefähr 100 Jahre ab zweiter Opium-Konferenz, wo die Legalisierungsgegner jetzt eine Prohibition verteidigen, die also nie irgendjemand gewollt hat. Und sie verteidigen die jetzt mit Argumenten, die damals gar nicht genutzt wurden.
Michael Holtkamp:
Jetzt werden teilweise Argumente angebracht, wie zum Beispiel dieser Mythos von Cannabis als Einstiegsdroge. Da kann ich in einer späteren Episode vielleicht noch mal was zu sagen.
Michael Holtkamp:
Der wissenschaftliche Konsens ist, dass die These nicht haltbar ist. Cannabis ist keine Einstiegsdroge. So, und dann hast du eben jetzt Leute, die wehren sich oder haben sich gewehrt gegen die Legalisierung, tun es immer noch. Du hast so Leute wie Markus Söder, der Ministerpräsident von Bayern und ich nehme mal an auch CSU-Chef, der immer noch Stimmung macht gegen das neue Gesetz von der Ampel. Okay. Das ist halt das, was ich, wie soll ich sagen, also wenn du einmal so ein Gesetz hast, das dann wieder loszuwerden, ist manchmal echt schwierig.
André Wolf:
Klar, ich meine, es erzeugt ja Aufwand, das alles neu zu konzipieren. Und wenn der Druck nicht da ist auf der gesellschaftlichen Seite, dann bleibt alles so, wie es ist. Und wenn es auch nur eine kleine Minderheit in der Gesellschaft ist, für die es überhaupt ein relevantes Thema ist. Es ist ja klar, dass es dann schwer ist, sich Gehör zu schaffen, wenn man damit keine Wahlen gewinnen kann.
Michael Holtkamp:
Ja, aber das Frustrierende ist eben, dass wenn Leute einfach sich damit nicht auskennen und es sie nicht interessiert und sie dann an all die Dinge glauben oder zumindest davon ausgehen, dass da ein Stückchen Wahrheit dran ist und all dem, was sie so hören und gehört haben, Ja, dass die dann eher für eine Fortsetzung der Prohibition sind als für eine Legalisierung kann ich verstehen. Aber es gibt eben auch Leute, die haben sich informiert und deren Aufgabe war es, sich dazu informieren. Ich habe mir ja ein paar von den Diskussionen im Bundestag und Bundesrat zum Beispiel angeschaut und da hast du die Gegner der Legalisierung. Das sind natürlich zum einen die Unionsparteien, zum anderen ist es die AfD, du hast die drei Ampelparteien.
Michael Holtkamp:
Die ja für das Cannabis-Gesetz gesorgt haben, die sind natürlich dafür, die Linkspartei ist auch für die Legalisierung, die, die dagegen sind, das sind die, die eher rechts im politischen Spektrum stehen und die, die, und das siehst du halt auch weltweit, das sind halt Leute, die eher konservativ sind. Und ohne das jetzt grundsätzlich irgendwie, also wie soll ich sagen, also ich habe mit so einer konservativen Grundeinstellung, ich sollte nicht sagen, dass ich ein Problem damit habe, aber ich kann es nicht nachvollziehen, weil ich so nicht bin. Also ich, grundsätzlich bin ich eher progressiv und ich kann nicht nachvollziehen, oder gut, ich kann mir schon denken, dass je nachdem, wie man aufwächst und wie man geprägt wird, dass man dann einfach eine gewisse Ablehnung oder eine gewisse Angst vor Veränderungen entwickelt. Und dann man eben die Grundeinstellung entwickelt, erst einmal alles so zu lassen, wie es ist. Aber wenn du halt nicht so tickst, ist das zumindest schwer nachvollziehbar. Aber das ist eben genau die Denke, die dafür sorgt, dass man solche Sachen dann schwer wieder los wird.
André Wolf:
Ja, und ich meine, im Zweifelsfall geht es ja auch gar nicht unbedingt um Hanf an sich. Es ist dann oft einfach nur ein Symbol für grundsätzliche Angst oder Unwillen gegenüber Veränderung, ohne dass es jetzt irgendwas mit der spezifischen Wirkung von Hanf oder generell auch nur mit dem Wissen über Hanf zu tun hat. Es wird dann einfach zu einem Symbol für Veränderung. Und damit ist es dann natürlich politisch auch leichte Beute.
Michael Holtkamp:
Ja, es ist aber auch eine gewisse Naivität, weil, glaube ich, die Annahme ist, dass etwas… Wenn es illegal ist, aus guten Gründen illegal ist. Also irgendwer in der Vergangenheit hat sich mal überlegt, dass das illegal sein sollte und dass man es nicht konsumieren sollte. Und dann muss das ja stimmen. Und da dann skeptisch ranzugehen, tun halt viele nicht. Selbst wenn sie sich tatsächlich mit dem Thema im Speziellen auseinandersetzen. Und ja, ich bin mir nicht sicher, worauf ich hinaus wollte. Aber, ähm, ja, ja.
Cannabis-Prohibition und Christentum
Michael Holtkamp:
Vor allem in Nordamerika, vorangetrieben wurden von christlich-puritanischen Bevölkerungsteilen. Und wundern tut mich das überhaupt nicht, weil ich jetzt Christentum nicht mit Hedonismus assoziiere, sondern eben eher ganz im Gegenteil. Also es wundert mich nicht, aber andererseits verstehe ich auch nicht, warum das so ist. Also, weißt du, warum das üblicherweise sind christliche und somit religiöse Leute, die sind üblicherweise konservativer als so die Bevölkerung als Ganzes?
André Wolf:
Ja, ich weiß jetzt nicht, ob man das für alle Religionen verallgemeinern kann, aber es hängt ja auch so ein bisschen vom Werdegang einer Religion ab. Ich meine, die Zeit, in der das Christentum sich entwickelt hat, das Anhänger gewonnen hat, war ja auch eine Zeit, in der die Stoa weit verbreitet war, die stoische Philosophie. Und die sagt ja ganz klar, man muss sich vor jeglicher Leidenschaft hüten. Also das Ideal ist eigentlich mental der Buddha, der sich von nichts bewegen lässt, weder im Positiven noch Negativen, um gegenüber jedem Schicksalsschlag gewappnet zu sein. Und das impliziert natürlich auch, dass man sich von keinerlei äußeren Reizen abhängig macht, einschließlich Drogen. Und diese Art von Moral hat letztendlich das Christentum in seiner weiteren Entwicklung übernommen, hat sicherlich auch zu seinem Siegeszug beigetragen, dass es da eben auch vorherrschende philosophische Strömungen mit übernommen hat, mit verbreitet hat und, dadurch hat es sich, denke ich, historisch auch so verfestigt und, Ich meine jetzt davon abgesehen, na ja, ich meine jemand, der gewissen Drogen anhängt und vielleicht auch dadurch andere Arten von Wahrnehmungen hat, sage ich jetzt mal ganz allgemein ausgedrückt, der ist vielleicht auch generell nicht mehr so stark.
André Wolf:
Durch religiöse Führer zu beeinflussen oder generell durch religiöse Oberhäupter. Und das ist vielleicht auch etwas, was Religion generell ein Dorn im Auge sein kann. Also ich denke, hier kommen verschiedene Faktoren zusammen.
Michael Holtkamp:
Okay, also könnte tatsächlich ein Teil Glaubensgrundsatz sein, aber andererseits auch ein Machtaspekt. Ja, leuchtet ein. Dein Englischlehrer in Thailand oder Indonesien, deren Einstellung ist wahrscheinlich eine ganz andere. Aber wie es da aktuell aussieht.
André Wolf:
Keine Ahnung. Damals auf dem Bar war das so etwas anders.
Michael Holtkamp:
Ja, ist, nee, die Philippinen waren das. Duterte, ist das immer noch der Machthaber oder Regierungschef? Ich weiß nicht, wie er sich bezeichnen würde. Ich glaube nicht mehr.
André Wolf:
Oder? Hat er nicht irgendwie seinen Sohn übernommen oder sowas?
Michael Holtkamp:
Oh, könnte sein. Keine Ahnung. Ja, aber das waren die Philippinen. Und der hat ja Jagd auf Drogendealer und so gemacht.
André Wolf:
Ja.
Michael Holtkamp:
Also Jagd tatsächlich im wörtlichen Sinne, eigentlich eher persönlich. Aber na ja. Okay.
Preußisches Kaffeehandelsverbot
Michael Holtkamp:
Ich könnte, wenn du noch fünf Minuten Zeit hast, könnte man noch kurz über eine … Oder, ja, also, wusstest du, dass hierzulande mal Kaffee verboten war?
André Wolf:
Nee. Okay. Das war wahrscheinlich ganz zu Anfang, oder? So 16. Bis 17. Jahrhundert, als es noch das Türkengetränk war?
Michael Holtkamp:
18. 18.
André Wolf:
Sogar noch.
Michael Holtkamp:
Ja, ich hätte vielleicht nicht hierzulande sagen sollen, das war das Preußen des 18. Jahrhunderts.
André Wolf:
Ach so.
Michael Holtkamp:
Es war die Zeit, als Friedrich der Große König von Preußen war. Und wurde das im 16. und 17. Jahrhundert echt als Türkengetränk bezeichnet?
André Wolf:
Ja, das ist ja der Ursprung. Ich kenne auch aus der Schule eben das Lied irgendwie CAFFEE, trink keinen Kaffee. Ich weiß nicht, ob du das mal gehört hattest. C-A-F-E-E trinkt doch keinen Kaffee, glaube ich, so geht das. Da gibt es auch die Liedzeile sei doch kein Muselmann, der das nicht lassen kann.
Michael Holtkamp:
Oh. Das wundert mich jetzt sehr, weil im Osmanischen Reich also Kaffee war in verschiedenen Teilen der Welt mal eine Zeit lang illegal. Heute nicht mehr. Aber im Osmanischen Reich stand da sogar die Todesstrafe drauf.
André Wolf:
Tatsächlich?
Michael Holtkamp:
Laut der, ja, die Quelle müsste, also ich hatte, zum preußischen Kaffeeverbot habe ich nur ein paar wenige Quellen. Es gibt eine Webseite namens Coffee Circle, da gibt es einen Artikel, das ist meine Hauptquelle, da verlinke ich natürlich alles. Es gibt einen Wikipedia-Artikel zu den sogenannten Kaffee-Riechern oder Kaffee-Schnüfflern, komme ich gleich noch zu. und ansonsten findest du nicht so viel. Im Bayerischen Rundfunk gab es mal einen Beitrag, der war zumindest, als ich das vor ein paar Wochen recherchiert habe, noch online verfügbar. Genau, und ich glaube, in dem Artikel des Coffee Circles wird angegeben, dass im Osmanischen Reich die Todesstrafe stand auf, ich weiß jetzt nicht, ob es Konsum oder Besitz oder so war, aber irgendwas.
André Wolf:
Aus religiösen Gründen?
Michael Holtkamp:
Das weiß ich nicht. da war kein Hintergrund angegeben das kann ich dir nicht sagen ja vielleicht ich weiß nicht, Gut, der Islam hat vielleicht auch ähnliche Glaubensgrundsätze, die eher anti-hedonistisch sind.
André Wolf:
Ja, wenn sie Musik verbieten, können sie auch Kaffee verbieten.
Michael Holtkamp:
Ja, stimmt. Ich habe, gut, also nochmal eben zu Preußen. Also im 18. Jahrhundert ist Friedrich der Große, der alte Fritz, König von Preußen. Und das beliebteste Getränk zu der Zeit ist noch Bier. Bier hat den Vorteil, dass alle Zutaten, die notwendig sind, um es herzustellen, im Inland angebaut werden können. Hopfen, Gerste, Malz, wächst alles in diesen breiten Graden. Kaffee hingegen war damals noch recht neu gut, du hast jetzt gesagt, im 16. 17. Jahrhundert war es auch schon bekannt aber möglicherweise war es, weil Kaffee ja nun mal aus Afrika importiert werden musste noch recht teuer und so im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde es dann scheinbar für zumindest gewisse Bevölkerungsteile erschwinglich, und es wurde immer mehr konsumiert und wurde immer beliebter anfangs viel weniger als Bier, klar Klar, aber die Nachfrage ist mit der Zeit angewachsen.
Michael Holtkamp:
Damals war es übrigens so, dass der Kaffee einen viel höheren Koffeingehalt hatte als heute. Das hatte einfach mit den Röstmethoden von damals zu tun. Und das, was die Leute an dem Kaffee mochten, wie bis heute noch, war eben, dass Kaffee eine gewisse aufputschende, belebende Wirkung hat, zumindest eine Zeit lang, im Gegensatz zu dem Bier, was ja eher matt und träge macht. Und in den Kaffeehäusern haben sich damals gerne auch Philosophen und Dichter und Denker versammelt, also die intellektuelle Elite, die dem König möglicherweise ein Dorn im Auge war. und, König Friedrich der Große hat also irgendwann einen Einfuhrzoll verhängt auf Kaffee. Dadurch wurde dieser kaum erschwinglich für den gemeinen Bürger und war eher nur noch den.
Michael Holtkamp:
Finanziellen Eliten zugänglich. Also wurde Kaffee ins Land geschmuggelt und auf dem Schwarzmarkt verkauft. Und, Und 1766 wurde dann das Kaffee-Handelsverbot eingeführt.
Michael Holtkamp:
Privatleuten, Privatunternehmen war es verboten, jetzt Kaffee zu importieren. Aber ich weiß gar nicht, ob es, ja, vielleicht betraf es auch den Handel im Inland. Aber ich meine nicht, ich glaube, es betraf den Import.
Michael Holtkamp:
Privatleuten war es verboten. Und der Staat hat sich so sein Monopol gesichert auf den Import von Kaffee. Das hat nicht zu 100 Prozent funktioniert. Die Leute haben immer noch Kaffee ins Land geschmuggelt. Und der Schwarzmarkt ist weiter gewachsen. Dann 1780 wurden die sogenannten Kaffeeschnüffler oder Kaffee-Riecher eingestellt. Das waren 400 ehemalige und kriegsversehrte französische Soldaten, die ihre Arbeit in Militäruniformen ausgeführt haben. Und die sind um die Häuser gezogen und haben versucht, Leute ausfindig zu machen oder Leute beim illegalen Kaffee. Na, der Kaffeekonsum war ja nicht illegal. Also gut, was sie gemacht haben ist, die haben Leute oder vor allem Frauen waren es wohl, haben sie abgetastet und abgerochen. Bei dem Versuch, Kaffee bei ihnen festzustellen.
Michael Holtkamp:
Es gab wohl, zu der Zeit haben wohl die Frauen, die Kaffee transportiert haben, haben sich alles Mögliche einfallen lassen. Unter anderem haben sie wohl auch so BHs gebastelt, wo du eben eine gewisse Menge von Kaffeebohnen drin verstecken konntest. Ja, und diese 400 Kaffeeschnüffler, die sollten eben dafür sorgen, dass die genau das nicht tun. Und wenn sie es tun, dann eben ihrer gerechten Strafe zugeführt werden. Was diese Kaffeeschnüffler dann irgendwann gemacht haben, ist, dass sie den beschlagnahmenden Kaffee auf dem Schwarzmarkt verkauft haben. Und wie du dir denken kannst, waren die beim Volk dementsprechend unbeliebt. Also nicht nur aufgrund des Weiterverkaufs, ganz grundsätzlich nehme ich mal an.
Michael Holtkamp:
Und 1781 wurde dann noch eine Luxussteuer verhängt auf Kaffee und es wurde ein Kaffee-Röstverbot eingeführt. Weil es wohl so war, dass nach dem Handelsverbot der ins Land geschmuggelte Kaffee dann von den Leuten auf dem heimischen Herd geröstet wurde. Das ist wohl das, was die Kaffeeschnüffler in erster Linie erschnüffeln sollten. Ähm, und gut, dann wurde auch das verboten, also Privatleuten, Privatunternehmen und der Staat hatte auch darauf, also auf das Rösten von Kaffee, auf das Rösten von Kaffee ein Monopol, wie auch auf den Handel damit.
Michael Holtkamp:
Ja, aber wie gesagt, so wie auch die Kaffeeschnüffler waren diese Gesetze, diese Verbote an sich sehr unbeliebt und viele Leute haben versucht, sich dem zu widersetzen. Und dann 1787 wurde vom Nachfolger des alten Fritz, von König Friedrich Wilhelm II., dann all das auch wieder abgeschafft und dann war es vorbei. Ich habe mal geschaut, wo das Wort Schnüffler wohl herkommt oder wovon es abstammt. Also Schnüffler, so wie es jetzt verwendet wird für Spitzel, Spionen oder sowas. Und es könnte tatsächlich sein, dass es auf diese Leute zurückgeht.
Michael Holtkamp:
Es gibt auch Bananenschnüffler, aber das hat jetzt nichts mit dem Erschnüffeln von irgendwelchen Straftaten oder so zu tun. Da geht es einfach darum, dass Bananen beim Transport eben nicht reifen sollen. Die werden bei bestimmten Temperaturen und in einem bestimmten Gas gelagert während des Transports und werden dann nach Ankunft im Zielland, werden sie dann in so reife Räumen oder so mit einem bestimmten Gas dann zum Reifen gebracht. Und wenn eine Banane anfängt zu reifen, dann produziert sie und gibt sie selber ein bestimmtes Gas ab, was den anderen Bananen dann signalisiert, hey, ich beginne den Reifungsprozess und dann den Reifungsprozess auch bei den anderen Bananen auslösen kann. Wahrscheinlich damit die alle zusammen und gleichmäßig, gleichzeitig reifen. Und wenn du eben tausende von Bananen transportierst, die noch nicht reifen sollen, dann musst du eben zusehen, dass die Bananen, die dann doch schon anfangen zu reifen, aussortiert werden. Und ich glaube, Bananenschnüffler erschnüffeln dieses Gas, was diese Banane selbst produziert. So verstehe ich das.
André Wolf:
Ja, das sind so Bereiche, da kann uns die KI auch immer noch nicht helfen.
Michael Holtkamp:
Ja, ich weiß gar nicht, ob es Geruchssensoren sind. Ich hatte dir ja gerade vor der Aufnahme erzählt, dass ich mir Luftreiniger angeschafft habe und die messen so einige Sachen. Wahrscheinlich keine Reifegase. Nicht, dass meine Luftreiniger irgendwie über KI verfügen, aber zumindest über Sensoren, wie es aussieht.
Michael Holtkamp:
Gut, belassen wir es dabei. Also zum Abschluss hatte ich mir nur noch notiert, dass im Rest der Welt, wie ich gerade schon mal sagte, Kaffee auch an anderen Orten zeitweise verboten war. Wie gesagt, im Osmanischen Reich stand darauf die Todesstrafe. Heute ist Kaffee in jedem Land der Welt legal. Bier zum Beispiel nicht. Ich glaube, Saudi-Arabien und so gibt es ein paar Länder, wo Bier oder Alkohol eben nicht legal ist, aber Kaffee schon.
Cannabis in der Gegenwart
Michael Holtkamp:
Gut, belassen wir es dabei Wir haben schon überzogen Dann setzen wir es vielleicht noch einmal fort Das war schon die vierte Episode zum Cannabis, Vielleicht machen wir dann mal irgendwann mit was anderem weiter, Aber ich würde gerne dann noch mal jetzt in der nächsten Folge auf die neue auf die aktuelle Situation hierzulande eingehen und auf so ökonomische Aspekte und weniger historische Entwicklungen und mehr jetzt die Gegenwart, sei es hierzulande oder vielleicht auch in anderen Ländern. Und vielleicht können wir dann nochmal ein bisschen über den Mythos der Einstiegsdroge sprechen.
Michael Holtkamp:
Vielleicht, naja, ich habe noch ein paar Sachen. Gut, alles klar. Danke und dann bis zum nächsten Mal.
André Wolf:
Bis zum nächsten Mal.
Auf!
Michael Holtkamp:
Bis zum nächsten Mal.
Michael Holtkamp:
Und über Mastodon. Wenn ihr für Vortrieb sorgen wollt, unterstützt mich bei Patreon. Glück auf!